Strafverfahren nach Misshandlungen eingeleitet

SID
Der Hamburger Olympiastützpunkt ist von einem Skandal erschüttert worden
© getty

Der Hamburger Olympiastützpunkt, eine von insgesamt 19 Kaderschmieden des Deutschen Olympischen Sportbundes, ist von einem Skandal um monatelange Kindesmisshandlung erschüttert worden. Dies berichtet die Bild-Zeitung.

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Zwei Nachwuchs-Hoffnungen im Badminton und Schwimmen sollen im Elite-Internat einen damals 14 Jahre alten Mitschüler über einen längeren Zeitraum gequält, geschlagen und gedemütigt haben.

Wie die Bild berichtet, hat die Staatsanwaltschaft Kiel vor dem Amtsgericht Neumünster gegen den heute 19 Jahre alten Badmintonspieler Anklage wegen Körperverletzung, Freiheitsberaubung und Nötigung erhoben. Gegen den ein Jahr jüngeren Schwimmer ermittelt die Staatsanwaltschaft Lübeck wegen des Verdachts der gefährlichen Körperverletzung, Freiheitsberaubung und Nötigung.

"Was in Hamburg passiert sein soll, ist natürlich schrecklich und inakzeptabel. Aber wir können uns zu den Vorfällen, die bereits einige Zeit zurückliegen und nun im Zuge des Strafverfahrens öffentlich geworden sind, jetzt im laufenden Ermittlungsverfahren nicht weiter äußern", teilte DOSB-Generaldirektor Michael Vesper dem SID mit.

Laut Gesprächsprotokoll zwischen dem Opfer und der Stützpunktleitung, das der Bild vorliegt, sollen die beiden Täter regelmäßig auf den jungen Badmintonspieler eingeschlagen haben. Er habe "Nackenklatscher" bekommen. Mehrmals in der Woche habe das Opfer sogenannte "Nippeltwister" ertragen müssen, bei denen die älteren Mitschüler ihm mit Gewalt an den Brustwarzen gedreht haben sollen. Sein Oberkörper sei deshalb mit Hämatomen übersät gewesen. Der Junge musste sich laut Protokoll in eine Kiste setzen. Diese sei verschlossen und verklebt worden, so dass er hilflos im Dunkeln sitzen musste.

Schläge gegen Sportler

Die vier und fünf Jahre älteren Sportler sollen den Jungen zudem gezwungen haben, sie mit "Großer Herr und Meister" anzureden. Dies soll laut Protokoll regelmäßig mit Schlägen eingefordert worden sein. Zudem sollen sie dem Minderjährigen soviel Wodka verabreicht haben, dass er nach eigener Angabe "nichts mehr mitbekam" und sich übergeben musste.

Die Leitung des Stützpunktes habe laut Bild nichts von den Vorgängen mitbekommen. Die beiden Sportler, die zu den möglichen Kandidaten für die Olympischen Spiele 2020 in Tokio zählen sollen, seien zunächst suspendiert worden. Einer der beiden trainiere inzwischen wieder in Hamburg, der andere befinde sich an einem Olympiastützpunkt in Süddeutschland. Auch das Opfer lebe und trainiere weiter am Hamburger OSP.

DOSB-Sprecherin Ulrike Spitz bestätigte der Bild die Vorgänge: "DOSB-Mitarbeiter wurden im November 2016 informiert, dass es diese Vorfälle gab und dass Olympia-Stützpunkt und Internat alle nötigen Maßnahmen eingeleitet und umgesetzt haben."

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