Handball-Bundesliga: Torhüter Landin hält den THW Kiel bei Sieg im Krimi-Derby im Titelrennen

SID
Torhüter Niklas Landin hält den THW Kiel im Derby gegen Flensburg im Titelrennen.
© getty

Alfred Gislason wusste genau, bei wem er sich zu bedanken hatte. Unmittelbar nach dem Schlusspfiff ging der scheidende Trainer des THW Kiel zu seinem Torhüter Niklas Landin und nahm ihn unter dem Jubel der 10.285 Fans in der tobenden Halle ganz fest in den Arm. Mit geradezu unglaublichen Paraden hatte Dänemarks Handball-Weltmeister seinen Kielern den 20:18 (11:11)-Sieg gegen Titelverteidiger SG Flensburg-Handewitt gerettet und die Chancen des THW auf den 21. deutschen Meistertitel am Leben gehalten.

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Auch Trainer-Ikone Gislason, der im Sommer nach elf Jahren beim THW aufhört, darf weiter auf einen perfekten Abschied hoffen. Nach Punkten zogen die Kieler in der Tabelle mit Flensburg gleich, den DHB-Pokal haben sie bereits gewonnen, der EHF-Cup könnte am kommenden Wochenende folgen.

Sieger und Besiegte waren sich in den Lobeshymnen über Landin absolut einig. "Wir haben heute gegen Niklas Landin verloren, überragend, wie er gehalten hat", sagte Flensburgs Trainer Maik Machulla bei Sky, und sein genialer Spielmacher Rasmus Lauge bestätigte das: "Mit so einem unglaublichen Torhüter ist eben alles möglich." Bester THW-Torschütze war Spielmacher Domagoj Duvnjak mit fünf Treffern, bei der SG traf Lasse Svan ebenfalls fünfmal. "Ich bin fix und fertig", sagte Duvnjak bei Sky: "Ich habe lange nicht so ein Spiel mit so wenig Toren gespielt."

"Das war eine unglaubliche Stimmung, ein richtiges Handballfest", sagte Gislason bei Sky: "Unsere Abwehr stand sehr gut, Landin war überragend, das hat es ausgeglichen, dass wir viel freie Chancen haben liegenlassen." Der so Gelobte wollte sich selbst gar nicht so sehr in den Mittelpunkt stellen. "Unsere Abwehr hat von Anfang an super gestanden, das hat den Ausschlag gegeben", sagte Landin.

Kiel feiert gegen Flensburg den 16. Pflichtspielsieg in Folge

Während der THW mit seinen Fans den 16. Pflichtspielsieg nacheinander feierte, musste Flensburg im 30. Saisonspiel die zweite Niederlage einstecken. Die Mannschaft von Machulla führt die Tabelle mit 56:4 Punkten zwar weiter vor den Kielern (56:6) an, darf sich in den verbleibenden vier Spielen aber keine weitere Niederlage mehr erlauben. Zudem verloren die Nordlichter ihren Kapitän und Abwehrchef Tobias Karlsson, der schon in der ersten Halbzeit wegen Rückenproblemen die Halle verlassen musste.

"Wir wissen, dass wir in einer sehr, sehr guten Position sind, aber wir dürfen es auch nicht zu hoch hängen", sagte Machulla unmittelbar vor dem Anpfiff bei Sky. Der THW sei "eine große Herausforderung für meine jungen Spieler. Wir müssen cool bleiben in dieser Atmosphäre und Vollgas-Handball spielen."

Es dauerte tatsächlich eine Weile, bis sich die Flensburger an die Wucht der Zuschauer in der ausverkauften Sparkassen-Arena und des Gegners gewöhnt hatten. Doch nach dem Kieler 5:2 (10.) durch Nationalspieler Steffen Weinhold stabilisierten sich die Gäste und übernahmen nach vier Treffern in Serie und exakt 16 Minuten durch ein Tor von Ex-Weltmeister Holger Glandorf erstmals die Führung.

Keeper stehen bei Kiel und Magdeburg im Mittelpunkt

Für die Glanzpunkte sorgten vor allem die Keeper beider Teams. Landin hatte mit zahlreichen spektakulären Paraden entscheidenden Anteil daran, dass die Hausherren im zweiten Durchgang schnell das Kommando übernahmen und die Führung bis in die Schlussphase nicht mehr abgaben.

Für Wirbel hatte vor der Partie ein Bericht des Nachrichtenmagazins Der Spiegel über entwürdigende Rituale in der Nachwuchs-Akademie Flensburgs gesorgt. Jugendspieler hätten sich in dem Handball-Internat in der Vergangenheit über Jahre hinweg einem Aufnahmeritual unterziehen müssen. Dabei seien den Talenten Brustwarzen mit einer Rohrzange umgedreht worden, während Mitspieler sie festhielten.

"Dieses Ritual betrifft nicht uns, die Akademie ist unabhängig", sagte SG-Geschäftsführer Dierk Schmäschke dem SID: "Dennoch verurteilen wir auf das Schärfste, was dort passiert ist." Es sei alles getan worden, um das Thema professionell aufzuarbeiten, versicherte Schmäschke: "Seitdem hat es nie wieder einen Vorfall gegeben."

Rhein-Neckar Löwen bleiben vor Magdeburg

Die Rhein-Neckar Löwen bleiben vor dem SC Magdeburg. Das Team von Nikolaj Jacobsen gewann nach erheblichen Startschwierigkeiten 26:23 (12:13) bei der MT Melsungen und hat nun 48:12 Punkte auf dem Konto. Magdeburg zog durch einen 30:25 (18:13)-Sieg gegen die HSG Wetzlar nach und hat weiter zwei Punkte Rückstand auf die Mannheimer. Die Füchse Berlin deklassierten das Schlusslicht Eulen Ludwigshafen mit 32:20 (17:11).

Bester Werfer der Löwen war Nationalspieler Steffen Fäth mit acht Treffern. Für Melsungen, das in der ersten Hälfte zwischenzeitlich schon mit fünf Toren vorne lag, traf Regisseur Lasse Mikkelsen sechsmal ins Tor der Löwen.