Karabatic und Co. nach Rekord hungrig auf mehr

SID
Nikola Karabatic steht mit Frankreich im Viertelfinale
© getty

Nikola Karabatic bekam das selige Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht. "Danke für diese magischen Momente", sagte er und schüttelte immer wieder ungläubig den Kopf. So etwas hatte selbst der schlachtenerprobte Superstar der Equipe Tricolore noch nicht erlebt.

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28.010 ekstatische Zuschauer, so viele wie noch nie bei einem Handball-WM-Spiel, verwandelten das Fußballstadion Pierre-Maroy im nordfranzösischen Lille in einen riesigen Partytempel - und schrien Karabatic und Co. regelrecht ins Viertelfinale.

"Ich fühlte mich wie ein Gladiator, als wir ins Stadion einmarschierten", sagte Spielmacher Kentin Mahe von der SG Flensburg-Handewitt mit großen Augen. Und Karabatic befand nach dem mühsamen 31:25 gegen Island: "Das war ein wichtiger Sieg für uns und den Handball in Frankreich."

Tatsächlich erlebt die französische Nationalmannschaft dieser Tage eine nie da gewesene Euphorie. Handball ist dank der Heim-WM und der Erfolge des Titelverteidigers medial das Sport-Thema Nummer eins, und selbst in der Hauptstadt Paris werden an Spieltagen der französischen Mannschaft vielerorts öffentliche Handball-Partys organisiert.

"Wir Spieler können nur eines machen, um den Handball noch weiterzubringen: siegen", sagte Mahe, warnte aber auch angesichts eines möglichen Halbfinales am Donnerstag in Paris gegen Deutschland: "Die drei schwersten Spiele bis zum Titel haben wir noch vor uns."

Viertelfinale am Dienstag

Der Blick geht aber zunächst wieder nach Lille, wo am Dienstag mit dem Viertelfinale gegen Schweden oder Weißrussland die nächste Handball-Sause in der ausverkauften Fußballarena steigt. "Vor so einer Kulisse wie in Lille spielt man eigentlich nur einmal im Leben. Und wir dürfen das gleich ein zweites Mal erleben", sagte Karabatic voller Vorfreude. Dann wird die alte WM-Rekordmarke von 1999, als 25.000 Zuschauer das Finale von Kairo zwischen Schweden und Russland (25:24) verfolgten, erneut übertroffen.

Der Weltrekord für ein Handballspiel wird aber auch am Dienstag (aus Kapazitätsgründen) definitiv nicht fallen. Beim "Tag des Handballs" am 6. September 2014 in Frankfurt besuchten 44.189 Zuschauer das Bundesliga-Spiel zwischen den Rhein-Neckar Löwen und dem HSV Hamburg (28:26).

Das letzte Hurra

Die WM, das spüren die Menschen in Frankreich, ist das letzte Hurra einer großen Mannschaft. Zwar wurde in der Vergangenheit immer mal wieder das Ende der "Ära der alten Franzosen" beschworen, doch nach dem Heim-Turnier wird nun tatsächlich mit einer Flut von Rücktritten gerechnet.

Keeper Thierry Omeyer, der seit mehr als 17 (!) Jahren das französische Tor hütet und auch bei der WM mit famosen Leistungen besticht, ist inzwischen 40 Jahre alt. Rückraumspieler Daniel Narcisse hat 37 Lenze auf dem Buckel. Und selbst Karabatic (32) hat wie Luc Abalo (32) und Michael Guigou (34) die 30 längst überschritten.

Mit all diesen Ausnahmekönnern dominiert Frankreich seit vielen Jahren das Geschehen im Welt-Handball, gewann alles, was es zu gewinnen gibt. Drei WM-Triumphe, drei EM-Titel und zwei olympische Goldmedaillen fallen in die Zeit seit 2006. Und nachdem es in Rio zuletzt nur zu Silber reichte, gibt es dieser Tage nur ein Ziel: den Titel.

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