"Keiner soll meinen, wir wären schlagbar"

Andreas Wolff wechselte 2016 von Wetzlar nach Kiel
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SPOX: Ist das Schritt-für-Schritt-Denken dazu da, immer den Fokus auf die richtigen Dinge zu legen?

Wolff: Genau. Die Vorgabe, eine Aufgabe nach der anderen zu erledigen, macht natürlich Sinn. Die nächste Aufgabe ist - Achtung Phrase - immer die Schwierigste. Es nutzt uns ja nichts, wenn wir wissen, dass wir stärker als beispielsweise Russland sind, dann im Achtel- oder Viertelfinale gegen die ran müssen, keinen Respekt haben und aufgrund von zu großer Arroganz das Spiel verlieren. Dann interessiert es niemanden mehr, dass wir eigentlich besser sind. Es gibt keine zweite Chance. Deshalb müssen wir in jedem Spiel an unser Maximum gehen und zu 100 Prozent konzentriert sein. Und nach zwei Siegen gibt es auch keinen Grund, die Bäume in den Himmel wachsen zu lassen.

SPOX: Nach dem Ungarn-Spiel standen oder stehen Gegner auf dem Plan wie Chile, Saudi-Arabien und Weißrussland. Kann man aus solchen Partien überhaupt Erkenntnisse gewinnen?

Wolff: Jeder Sieg, ob gegen Chile, Saudi-Arabien oder sonst irgendwen, gibt Selbstvertrauen. Klar ist aber auch: Im letzten Gruppenspiel gegen Kroatien werden wir zum ersten Mal wirklich sehen, wo wir stehen. Das ist andererseits auch die letzte Chance, um Sachen schlecht zu machen. Danach dürfen wir uns nämlich keinen Fehler mehr erlauben. Allerdings wollen wir diese Fehler auch gegen Kroatien vermeiden, weil wir natürlich unbedingt Gruppensieger werden wollen.

SPOX: Mit Ihnen und Silvio Heinevetter verfügt das DHB-Team über zwei Torhüter in Topform. Trotzdem sagen Sie, dass Carsten Lichtlein der Truppe als Charakter fehlt. Warum?

Wolff: Sie haben Lütti ja auch schon mehrfach interviewt, die Fans haben ihn im Fernsehen gesehen. Da fällt doch immer gleich auf, was er für eine tolle Persönlichkeit ist. Solche Typen tun einfach jeder Mannschaft gut. Nur das wollte ich damit sagen.

SPOX: Und er war sowohl in Polen als auch in Rio wichtig dafür, diesen ganz besonderen Geist in die Truppe zu bringen, von dem die Mannschaft so sehr profitiert hat. Muss man sich diesen Spirit eigentlich jedes Mal wieder neu erarbeiten?

Wolff: Das mit dem Geist ist mittlerweile eigentlich eine Sache, die sich eingespielt hat. Wir haben eine Mannschaft, die ehrgeizig ist, die Ziele hat. Und um diese zu erreichen, benötigen wir auch diesen Spirit, von dem Sie reden. Aber mir wird das ein wenig zu hoch gehängt. Dieser Geist ist eigentlich nämlich nichts anderes, was für jeden Profi selbstverständlich sein sollte: Ehrgeizig zu sein und alles dafür zu tun, um erfolgreich zu sein. Das hat auch mit dem Bundestrainer zu tun. Das ist etwas, was Dagur Sigurdsson einfach von uns verlangt.

SPOX: Am Montag hatte die Mannschaft einen freien Tag. Ihr seid in einem Hotel rund zehn Kilometer außerhalb von Rouen untergebracht, in einer Gegend, in der sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen. Was stellt man denn hier mit seiner Freizeit an?

Wolff: In die Stadt gehen! Ich habe mich am freien Montag beispielsweise mit meiner Familie getroffen. Außerdem will ich die Tage noch bei den Kroaten im Hotel vorbeischauen, um meinen alten Teamkollegen Ivano Balic zu treffen.

SPOX: Und wie wird die Freizeit hier im Hotel verbracht?

Wolff: Man lässt ein wenig die Gedanken schweifen, ansonsten bereitet man sich auf das nächste Spiel vor, in dem man beispielsweise Videos vom nächsten Gegner schaut. Es bleibt ja nicht wirklich viel Zeit.

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