"WM-Titel für immer in meinem Herzen"

Von Interview: Felix Christmann
Johannes Bitter (l.) feierte 2007 mit dem DHB den WM-Titel
© getty

Johannes Bitter kämpft mit dem TVB Stuttgart um den Klassenerhalt in der HBL, das Herz des Torwarts hängt jedoch noch immer am Ex-Verein HSV. Der 33-Jährige über die Erwartungshaltung in seiner neuen Heimat, Qualität im Abstiegskampf, den schmerzhaften Abschied aus Hamburg und irritierende Aussagen seitens des HSV. Außerdem erklärt Bitter, was ihm der WM-Titel des Jahres 2007 bedeutete und was die EM-Helden des DHB in Rio auf die Platte bringen müssen, um erneut zu überraschen.

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SPOX: Herr Bitter, auf Ihrer Homepage ist zu lesen, dass in Ihrem Leben noch eine Rucksackreise aussteht. Wohin soll es gehen?

Johannes Bitter: (lacht) Die Seite ist schon etwas veraltet. Dennoch: Südamerika oder Australien sind meine Ziele.

SPOX: Vorher stehen aber noch wichtige Aufgaben an, Sie spielen seit Januar beim TVB Stuttgart. Die Situation ist für Sie, der meist oben mit dabei war, neu. Abstiegskampf statt Europapokal. Verspüren Sie einen neuen Druck?

Bitter: Positiver Druck kann dabei helfen, gute Leistungen zu bringen. Wenn man aber immer mit der Leistung hadert und denkt, man müsse mehr bringen, ist das nicht förderlich. Ich versuche immer die Gesamtsituation einzuordnen und sage mir, dass es nur ein Handballspiel ist. Es geht also nicht um irgendetwas wirklich Wichtiges. Sollte es am Ende der Saison beispielsweise nicht mit dem Klassenerhalt klappen, dann sind wir natürlich traurig, aber das Leben geht weiter. Im Leben passieren viel schlimmere Dinge, als ein Spiel zu verlieren oder womöglich abzusteigen. Diese Einstellung hat mir in meiner Karriere geholfen, die bestmögliche Leistung zu bringen. Ich habe den Druck von mir weggeschoben.

SPOX: Beim HSV gab es für Fans und Medien mehrere wichtige Gesichter, beim TVB sind Sie der Star. Wie gehen Sie damit um?

Bitter: Mir war das vor meinem Wechsel durchaus bewusst. Die Verantwortlichen von einem Verein wie dem TVB erhoffen sich durch so eine Verpflichtung natürlich, den Klub etwas mehr in den Fokus zu rücken. Das gehört als relativ bekannter Spieler einfach dazu, es werden andere Ansprüche an einen herangetragen. Die Fans und die Medien vor Ort suchen die Nähe. Das ist etwas, was ich persönlich nie gebraucht habe. Aber es ist mir bewusst, dass es von mir gefordert wird. Deshalb mache ich es mit.

SPOX: Der TVB hat als Aufsteiger vier Punkte Vorsprung auf einen Abstiegsplatz. Warum steht der Klub auch nach dem letzten Spieltag über dem Strich?

Bitter: Mit den vier Zählern Vorsprung ist es möglich, die Liga zu halten. Wenn wir noch einen Sieg einfahren könnten, wäre das komfortabel. Dennoch müssen wir nach unten schielen und hoffen, dass die Mannschaften unter uns keinen Lauf bekommen. Am Ende wollen wir schließlich jubeln.

SPOX: Dem Team fehlt es also nicht an der nötigen Qualität, wie das in den vergangenen Jahren bei einigen HBL-Aufsteigern der Fall war?

Bitter: Nein, lediglich an Erfahrung. Wenn wir alle unsere Leistung abrufen, haben wir sogar eine hohe Qualität. Aber es kommt darauf an, im entscheidenden Moment die richtigen Entscheidungen zu treffen. Unter den Einflüssen des Abstiegskampfes und vor dem Hintergrund, dass andere Teams einfach viel mehr Bundesliga-Erfahrung haben, ist das nicht so einfach. Der Schritt von der zweiten Liga in die HBL ist immens. Man darf nicht vergessen, wo diese Mannschaft herkommt. Viele Leute, die die Aufstiege in die zweite und erste Liga mitgemacht haben, sind nach wie vor mit dabei. Sie entwickeln sich natürlich mit, aber gerade im Abstiegskampf der Bundesliga ist viel Erfahrung gefragt.

SPOX: Wie zufrieden sind Sie mit Ihrer eigenen Leistung?

Bitter: Grundsätzlich glaube ich, dass ich der Mannschaft bisher helfen konnte. Das spiegeln die Ergebnisse wider, die wir eingefahren haben. Da spielt auch die geringe Anzahl an Gegentreffern eine Rolle. Dennoch ist es für mich eine neue Situation, mit 22 oder 23 Gegentoren teilweise Spiele zu verlieren. Dem stelle ich mich aber. Mir war bewusst, dass es in Stuttgart ein schwieriges Unterfangen wird.

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