Allstars, Bad Boys und der Flitzer

Die Helden von Krakau um den überragenden Torhüter Andreas Wolff
© imago

Der EM-Titel der deutschen Mannschaft in Polen war sensationell, genauso wie der Auftritt der meisten einzelnen Spieler. Der verdiente Lohn: Gleich sieben Mal gibt es die Bestnote.

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Tor

Andreas Wolff (HSG Wetzlar): Rechtfertigte seine Nominierung für Silvio Heinevetter vom ersten Spiel an mit grandiosen Auftritten. Kam insgesamt auf eine Quote von 36 Prozent abgewehrter Bälle. Schwächelte lediglich im Spiel gegen Russland und zeitweise im Halbfinale gegen Norwegen. Lieferte sein absolutes Meisterstück dann aber ausgerechnet im Finale gegen Spanien ab und wurde ins All-Star-Team gewählt. Es geht nicht besser. Note: 1

Carsten Lichtlein (VfL Gummersbach): Als Nummer 1 in die EM gestartet und dann von Wolff abgelöst, war es nicht das Turnier des DHB-Oldies. Die Quote von 23 Prozent war nicht berauschend. Zeigte gegen Russland allerdings eine starke Vorstellung, hielt insgesamt fünf Siebenmeter. Keinesfalls zu unterschätzen war seine Rolle abseits der Platte als Motivator, Antreiber und Ansprechpartner für die jüngeren Spieler. Note: 3

Linksaußen

Rune Dahmke (THW Kiel): War nach Wolff mit 363 Minuten Einsatzzeit der Dauerbrenner im deutschen Team. Spielte unbekümmert auf und brachte das DHB-Team mit seinem Tor 19 Sekunden vor Schluss im Halbfinale gegen Norwegen in die Verlängerung. Erzielte insgesamt 23 Treffer, ließ allerdings hier und da ein paar Chancen zu viel aus (Quote 59 Prozent). Dahmke wird nach der Rückkehr von Uwe Gensheimer eine gute Nummer 2 auf Linksaußen sein. Note: 2

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Rückraum links

Steffen Fäth (HSG Wetzlar): Glänzte als Spielmacher und im linken Rückraum, wie es das Team gerade brauchte. War mit 30 Treffern bester Feldtorschütze und mit 29 Assists bester Vorlagengeber im deutschen Team. Fäth übernahm, als Weinhold ausfiel, noch mehr Verantwortung. Musste einiges versuchen, seine Quote von 56 Prozent darf deshalb nicht überbewertet werden. Note: 1

Christian Dissinger (THW Kiel): Stellte seine Fähigkeit, aus dem Nichts Tore erzielen zu können, vor allem gegen Russland mit sieben Buden unter Beweis. Schaffte es allerdings noch nicht, konstant seine Leistung abzuliefern, wie auch seine Gesamtquote von 44 Prozent beweist. Vor dem Spiel gegen Dänemark war für ihn aufgrund einer Adduktorenverletzung Endstation. Mit Dissinger und Fäth dürfte Deutschland auf der halblinken Rückraumposition in Zukunft glänzend aufgestellt sein. Sehr wahrscheinlich ist nämlich, dass Sigurdsson in Zukunft auf Paul Drux nicht auf der Königsposition, sondern als Spielmacher setzt. Note: 2,5

Julius Kühn (VfL Gummersbach): Rückte für Dissinger ab dem Dänemark-Spiel in den Kader, erzielte gegen Norwegen fünf und im Endspiel gegen Spanien zwei Tore. War auch immer wieder in der Abwehr gefragt. Neigt manchmal ein bisschen dazu, zu viel zu wollen. Kühn wird es in Zukunft trotz seiner tollen Leistung aufgrund der Konkurrenz schwer haben, seinen Platz im Team zu finden. Festzuhalten bleibt: Wer einen Nachrücker wie Kühn hat, kann sich einfach nur glücklich schätzen. Note: 2

Finn Lemke (SC Magdeburg): Entwickelte sich im Laufe des Turniers zum unumstrittenen Abwehrchef, lehrte seine Gegenspieler mit seiner Aggressivität das Fürchten. Der 23-Jährige bildete im Verbund mit Pekeler und Schmidt einen nahezu unüberwindbaren Mittelblock, brillierte im Finale gegen Spanien. War mit zwölf Blocks und sechs Steals bester Verteidiger der EM. Note: 1

Rückraum Mitte

Martin Strobel (HBW Balingen-Weilstetten): Strobel wurde gegen Ende des Turniers aufgrund der Ausfälle mit seiner Übersicht und Ruhe immer wichtiger. Schlug damit genau den entgegengesetzten Weg zur WM in Katar ein, wo er bockstark begann, dann aber nachließ. Sein Manko ist allerdings die fehlende Torgefahr. Vier Treffer bei acht Würfen sind nicht der Kracher. Wird bei den kommenden Turnieren wohl als Backup von Drux fungieren. Note: 2,5

Niclas Pieczkowski (TuS N-Lübbecke): Vertrat teilweise Dahmke auf Linksaußen, spielte insgesamt aber nur eine Nebenrolle und wird es in der Zukunft schwer haben, einen Platz im Team zu ergattern. Von den Spielern, die das gesamte Turnier über dabei waren, erhielt Pieczkowski nach Selin und Ernst mit 77 Minuten die drittwenigste Einsatzzeit. Note: 3

Simon Ernst (VfL Gummersbach): Fiel nur einmal wirklich auf, als er im Halbfinale gegen Norwegen im gelben Leibchen über den Platz flitzte und so den Protest der Skandinavier auslöste. Stand insgesamt nur knapp zehn Minuten auf der Platte und erzielte ein Tor. Ernst ist erst 21 Jahre alt, seine Zukunft im DHB-Team hängt von seiner weiteren Entwicklung ab. Note: 3

Rückraum rechts

Steffen Weinhold (THW Kiel): Der für Gensheimer zum Kapitän ernannte Weinhold war bis zu seiner Verletzung herausragend. Ging vor allem in den alles entscheidenden Phasen voran, erzielte 19 Tore und lieferte 28 Assists. Rettete gegen Russland den Sieg mit einer waghalsigen Abwehraktion, bei der er sich letztlich verletzte. Blieb nach seiner Verletzung bei der Mannschaft und unterstütze sie nach Kräften. Note: 1

Fabian Wiede (Füchse Berlin): Auf ihm lastete nach Weinholds Verletzung eine riesige Verantwortung, der er sich stellte. Glänzte vor allem beim Sieg gegen Dänemark mit fünf Toren. Aufgrund seiner Unerfahrenheit unterliefen ihm noch ein paar leichte Ballverluste, ihm ging in den letzten beiden Spielen ein wenig die Luft aus. Ein wichtiger Mann für die kommenden Jahre. Note: 2

Kai Häfner (TSV Hannover-Burgdorf): Kam nicht unbedingt wie Kai aus der Kiste (Sorry für diese Bemerkung), da aus der HBL bekannt war, dass er sehr gut drauf ist (aktuell bester Feldtorschütze der Liga). Der Auftritt des zweiten Nachrückers nach Kühn in Polen war dann aber doch unfassbar. Erzielte im Halbfinale das goldene Tor in der Verlängerung, war im Endspiel mit sieben Treffern bester Schütze. Machen wir es kurz. Note: 1

Rechtsaußen

Tobias Reichmann (KS Vive Tauron Kielce): Das Sprungwunder war über das gesamte Turnier hinweg Deutschlands konstantester Spieler, mit 46 Toren bester DHB-Schütze und zweitbester Werfer des gesamten Turniers sowie bei Siebenmetern (26 von 29) bis auf das Finale eiskalt. Landete wie Wolff im Allstar-Team und machte den Ausfall von Patrick Groetzki, der sich nun erstmal hinter Reichmann anstellen darf, komplett vergessen. Note: 1

Johannes Sellin (MT Melsungen): Wurde als Backup für Reichmann quasi nicht gebraucht und kam nur 59 Minuten zum Einsatz. Wird es in Zukunft aufgrund der Konkurrenz mit Reichmann und Groetzki kaum ins Team schaffen. Immerhin blieb Sellin als einziger deutscher Spieler ohne jeden Fehlwurf (4 von 4). Note: 3

Kreisläufer

Hendrik Pekeler (Rhein-Neckar Löwen): Als Partner von Lemke in der Abwehr unverzichtbar, war Peke einer der wichtigsten Bad Boys in Sigurdssons Truppe. Vor allem im Finale spielte er großartig. Tat den Gegnern weh, erzielte zudem insgesamt noch zehn Tore. Note: 1

Erik Schmidt (TSV Hannover-Burgdorf): Im Mittelblock, auf der defensiven Halbposition und im Angriff am Kreis wusste Schmidt zu überzeugen. Äußerst flexibel, machte er 13 von 15 Würfen rein. Da mit Patrick Wiencek in Zukunft wieder ein Weltklasse-Kreisläufer dabei sein wird, könnte es für Schmidt eng mit einem Platz im Kader werden. Note: 2

Jannik Kohlbacher (HSG Wetzlar): Seine Nominierung war schon eine Überraschung. Sein forsches Auftreten ebenfalls. Der mit seinen 20 Jahren jüngste Mann im Kader hatte vor nichts und niemandem Angst und war in jedem Spiel eine ernsthafte Alternative für Sigurdsson. Steuerte neun Buden bei. Allerdings dürfte es auch für ihn ob der starken Konkurrenz eng werden. Note: 2

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