Held Mikey, Partymeile, Nowitzki

Von Florian Regelmann
Jordan Spieth auf der 13. Google Earth wäre jetzt hilfreich gewesen
© getty

Jordan Spieth gewinnt die Open Championship in Royal Birkdale und steht damit kurz vor dem Career-Grand-Slam. Der neue Champion Golfer of the Year muss dabei über den Berg Sinai. Sergio Garcia verliert den Kampf gegen einen Busch, Martin Kaymer hat einen Putter gefunden und Branden Grace wird amazing. Das SPOX-Par-10.

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10. Ginster 1 - Garcia 0: Masters-Champion Sergio Garcia hatte mit dem Ausgang des Turniers nie etwas zu tun, am Ende stand ein geteilter 37. Platz zu Buche. Egal, erstens kriegt er das Grinsen eh nicht mehr aus dem Gesicht, seit er mit dem Green Jacket herumläuft. Und zweitens heiratet er in dieser Woche seine bezaubernde Verlobte Angela Akins. Life is good.

Das heißt aber nicht, dass Garcia nicht mehr anfällig ist für kleine Jähzorn-Ausbrüche. Als er in Runde zwei ein Bogey auf der 4 kassierte, wollte er seinen Frust am zweifelsfrei unschuldigen Ginsterbusch auslassen und schlug zu. Der Spanier unterschätzte aber die Ginster'schen Nehmerqualitäten und verletzte sich bei der Aktion so an der Schulter, dass er erstmal sofort eine Ibuprofen einwerfen und später noch auf der Runde vom Physio behandelt werden musste. Wenn das keine Lehre ist, liebe Kinder. Schreibt der, der ständig alles schmeißt. Okay, nächstes Thema.

9. "You are Rory McIlroy! What the BEEP are you doing?" Es war auch die Woche der Caddies in Birkdale. Zu Spieths Buddy Michael Greller kommen wir später, jetzt gilt es erstmal die Lässigkeit von Rory McIlroys Taschenträger J.P. Fitzgerald rauszustellen. Als McIlroy in Runde eins nach sechs Löchern schon fünf über Par lag, es war eine nahtlose Fortsetzung an die schlechten vorherigen Wochen, hatte Fitzgerald endgültig genug gesehen.

"Du bist Rory McIlroy, Mann! Was machst Du hier eigentlich für eine Scheiße?!" Rumms! McIlroy reagierte zwar vordergründig mit einem gelangweilten "whatever", aber Fitzgerald hatte den Nerv getroffen. McIlroy fightete sich stark ins Turnier zurück und bewegte sich bis Ende zwischen Genie und Wahnsinn.

Plötzlich waren wieder viele Rory-Momente dabei, aber die bösen Aussetzer wie die katastrophale Schlägerwahl in Runde 3 an der 10 verfolgten ihn auch weiterhin. Ein vierter Platz klingt am Ende top und ist es natürlich auch, aber eben nicht so wirklich für Rory. McIlroy steht weiterhin bei vier Majors, Spieth ist ein bisschen jünger und ihm dicht auf den Fersen. Ganz klar: McIlroy muss jetzt langsam mal zurückschlagen, am liebsten schon bei der PGA Championship.

8. Einbrecher bei den Stensons: Es war eine schwierige Woche für den Titelverteidiger. Zuerst musste Henrik Stenson nach alter Tradition Anfang der Woche den Claret Jug wieder zurückgeben, dann folgte während Runde eins ein richtiger Schock. Während der Schwede auf dem Platz unterwegs war, drangen Einbrecher über die Terrasse in sein Mietshaus ein und raubten alles, was sie finden konnten. Vor allem wertvollen Schmuck seiner Frau Emma und auch seine gesamte Kleidung.

Aber Stenson wäre nicht Stenson, wenn er nicht selbst in dieser Situation seinen Humor behalten würde. "Sie haben mein Handgepäck vergessen. Wenn Ihr zuhört, Ihr habt den ganzen Jackpot verpasst. Aber meine Outfits für den Rest der Woche sind weg. Wenn Ihr also Typen in Hugo-Boss-Sachen seht, fragt sie mal, was sie gestern zwischen 12 und 16 Uhr gemacht haben", sagte Stenson, der scherzte, dass er sich selbst als Ermittler probieren würde. "Ich werde mich heute Abend mal umschauen."

Angesichts der Umstände spielte Stenson sogar noch ein sehr anständiges Turnier und verfehlte nur ganz knapp die Top 10.

7. Kaymer hat einen Putter gefunden: Birkdale lieferte auch am Rande so einige nette Geschichten. Zum Beispiel ein Duell der 13-Jährigen, das der kleine Poulter gegen den kleinen Daly in einem 8-Loch-Matchplay in einem nahe gelegenen Club gewann und ihm dabei 20 Pfund abzog. Wie der Vater...

Die Open-Woche von Martin Kaymer und Bernd Wiesberger zusammenzufassen, ist dagegen ähnlich zäh wie ihr Spiel diese Woche. Während beim Ösi seit einigen Wochen nicht mehr viel zusammengeht und einzig der geschaffte Cut (bei Rang 74 am Ende) noch irgendwie positiv zu erwähnen ist, scheint Kaymer wenigstens einen neuen Freund gefunden zu haben.

Wenn der Deutsche am Finaltag im Bild war, dann lochte er links und rechts Putts ein (leider zu oft nur zum Par) und schob sich durch seine 68 am Finaltag immerhin noch in die Top 40. Nach einer Woche, in der wahrscheinlich nur das Wetter einen verpassten Cut verhinderte, und aufgrund der gesundheitlichen Probleme Kaymers (Schulter) noch durchaus okay.

Nachdem der Putter gefunden ist, will sich Kaymer jetzt seinem Eisenspiel widmen, da hakt as aktuell am meisten. Wenn er auch das in den Griff bekommt, müsste es eigentlich bald mal wieder viel weiter nach vorne gehen.

6. Alfies Army: Die Liste der Amateure, die sich bei der Open Championship die Silver Medal geholt haben, liest sich seit diesem Jahr noch legendärer. Tiger Woods, Justin Rose, Rory McIlroy, Alfie Plant!

Bei keinem Spieler gab es in Birkdale solche Jubelstürme wie bei Plant. Okay, das hat auch einen einfachen Grund, er hatte seinen eigenen 150 Mann starken Fanclub mit Team-Alfie-Ausstattung dabei.

Plant erlebte mit dem geschafften Cut (62. Rang) und der Silver Medal die Woche seines Lebens. Mehr noch: Er spielte sich in die Herzen der Zuschauer, weil er ein echter Held der Arbeiterklasse ist. Plant arbeitete als Postbote. Plant ist der größte FC-Millwall-Fan auf der Welt. Und Alfie Plants Freundin heißt Daisy Meadows. Kein Scherz.

Ende des Jahres wird der 25-Jährige nach dem Walker Cup den Sprung ins Profilager wagen, das Par-10 drückt fest die Daumen.

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