"Ismaik entscheidet nicht, wer kommt und geht"

Vor seiner Tätigkeit bei 1860 München arbeitete Thomas Eichin für Werder Bremen und die Kölner Haie
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SPOX: Finanziell verantwortlich für den Kader ist bei 1860 Investor Hasan Ismaik. Wie haben Sie ihn bisher erlebt?

Eichin: Ich habe Ismaik einmal in Abu Dhabi besucht und dabei einen positiven Eindruck gewonnen. Er ist ein großer Fußball-Fan und auch ein leidenschaftlicher 1860-Anhänger. Er ist mit Herzblut dabei.

SPOX: Wie kann man sich die Zusammenarbeit zwischen Ihnen beiden vorstellen?

Eichin: Es ist meine Aufgabe, Ismaik über die Vorgänge in München zu informieren. Letztlich bin ich aber komplett frei in meinen Handlungen.

SPOX: Muss er jeden Transfer absegnen?

Eichin: Seit dem Tag, an dem ich Verantwortung übernommen habe, bin ich alleinverantwortlich für die Transfers und wickle sie auch ab. Ismaik entscheidet nicht, welche Spieler kommen und gehen.

SPOX: Sie haben einmal gesagt, Sie arbeiten lieber in einem Verein mit einem Investor als in einem ohne.

Eichin: Ein Investor hat ein klares Ziel und das hast du als Geschäftsführer umzusetzen. Wenn du gut bist, erfährst du das - und wenn nicht, dann auch. Einen Investor interessiert es recht wenig, was in der Zeitung steht und wie dich die Öffentlichkeit sieht, er bewertet alles nach sportlichen und finanziellen Fakten. Bei Vereinen mit vielen Gremien herrschen dagegen permanent Diskussionen, da viele Interessen im Spiel sind. Und wenn dann in der Zeitung steht, dass du schlecht bist, dann bist du auch schlecht.

SPOX: In Ihren knapp drei Jahren in Bremen mussten Sie ohne Investor auskommen. Wie beurteilen Sie Ihre Zeit bei Werder?

Eichin: In meinen Augen war es eine sehr erfolgreiche Zeit. Ich bin stolz auf meine Arbeit, weil ich die gestellten Ziele erreicht habe. Meine Aufgabe war es, den Verein finanziell zu konsolidieren und gleichzeitig stabil durch die Spielzeiten zu kommen. Bei meinem Abschied waren die Finanzen in Ordnung und sportlich lief es nur im letzten Jahr nicht rund.

SPOX: Welchen Anteil daran hatte Trainer Viktor Skripnik?

Eichin: Verantwortlich waren dafür alle Beteiligte, aber er ist als Trainer mit einer Mannschaft in Abstiegsnot geraten, die in meinen Augen eigentlich im einstelligen Tabellenbereich agieren muss.

SPOX: Getrennt hat man sich aber von Ihnen.

Eichin: Ich hatte eine bestimmte strategische Vision und die wurde von den übrigen Verantwortungsträgern nicht geteilt. Da war es nur konsequent, sich zu trennen.

SPOX: Nun arbeiten Sie in der 2. Liga. Wie unterscheidet sich die tägliche Arbeit zwischen den Ligen?

Eichin: Die größten Unterschiede sind der Umfang der medialen Berichterstattung und die personelle Besetzung der Geschäftsstellen. Für Werder arbeiten beispielsweise fast zehnmal mehr Mitarbeiter als für Sechzig. Die Koordination ist dann naturgemäß anspruchsvoller.

SPOX: Vor ihrer Tätigkeit in Bremen waren Sie für den Eishockey-Klub Kölner Haie tätig.

Eichin: Das ist im Vergleich zum Fußball wie Tag und Nacht. Als Verantwortlicher bei einem Eishockey-Verein wollte ich News händeringend verbreiten und in die Medien bringen, bei einem Fußball-Klub versuche ich, so viel wie möglich unter dem Tisch zu halten.

SPOX: Was macht Ihnen mehr Spaß?

Eichin: Meine Zeit im Eishockey war sicherlich die schönere, spektakulärer ist es aber im Fußball. Der Eishockeysport ist einfach ehrlicher, es gibt nicht so viele Nebenkriegsschauplätze und wenn man verliert, dann ist es halt so. Im Fußball hast du immer das Gefühl, es geht um Leben und Tod.

SPOX: Warum sind Sie zum Fußball zurückgekehrt?

Eichin: Ich liebe den Fußball einfach. Es war nicht geplant, dass ich überhaupt so lange im Eishockey-Bereich arbeite. Dass ich zum Fußball zurückkehre, war von Beginn an klar.

SPOX: Der größere Druck macht Ihnen nichts aus?

Eichin: Ganz im Gegenteil, ich bin besser, wenn ich Druck habe. Das war schon als Aktiver so: Ich stand immer in der Startelf, wenn der negative Druck am größten war, und wenn es um Titel ging, saß ich nur auf der Bank. Im Management hat sich das fortgesetzt. Wenn die Kanonen donnern oder die finanzielle Lage prekär ist, dann blühe ich auf. Ich bin ein besserer Krisen- als Erfolgsmanager.

SPOX: Dann ist Sechzig wohl der ideale Verein für Sie.

Eichin: Das kann gut sein.

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