"Ich bin ein bisschen wie Klopp"

Ist seit Sommer 2015 Trainer in Fürth: Stefan Ruthenbeck
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Stefan Ruthenbeck ist ein unkonventioneller Typ und wirkt im Fußball-Business wie eine Antithese. Kurz, er ist eine Persönlichkeit mit Ecken und Kanten. Der Trainer der Spvgg Greuther Fürth spricht über seine ungewöhnliche Laufbahn, seinen ersten Auftritt im Sportstudio, die unterschiedlichen Arten von Fußball und seine Vorliebe für Heavy Metal.

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SPOX: Herr Ruthenbeck, Ihre Vita ist alles andere als gewöhnlich. Sie waren Spielertrainer, Leiter eines Nachwuchsleistungszentrums und sind jetzt Chefcoach der SpVgg Greuther Fürth in der 2. Liga. Fangen wir ganz vorne an, 2004 bei der TuS Mayen in der Oberliga Südwest...

Stefan Ruthenbeck: Der damalige Präsident erkannte ein gewisses Talent in mir und benannte mich zum Spielertrainer. Ich selbst war mir dessen gar nicht so sicher, ließ mich aber überzeugen. Meine fußballerischen Fähigkeiten als Spieler waren nicht besonders ausgeprägt, aber ich konnte ein Spiel lesen und bestimmte Abläufe frühzeitig erkennen. Da ich mir zwei schwere Knieverletzungen zugezogen hatte, war der Trainerjob eine gute Lösung für mich.

SPOX: Während Ihrer Zeit in Mayen hatten Sie als Gast im Aktuellen Sportstudio auch Ihren ersten großen TV-Auftritt. Sie wurden damals mit dem "Fair-ist-mehr"-Bundespreis ausgezeichnet, da Sie einen Gegner kurz vor Schluss ein Ausgleichstor erzielen ließen, weil der Führungstreffer Ihres eigenen Teams zuvor irregulär war.

Ruthenbeck: Ich war damals am Ende meiner Fußballlehrerausbildung und wurde mir meiner Vorbildfunktion als Coach bewusst, zumal ich schon immer einen gewissen Gerechtigkeitssinn habe. Deshalb war mein Verhalten eigentlich nur logisch und auch etwas Eigenschutz. Sonst wäre es womöglich noch zu einer Massenschlägerei gekommen.

SPOX: Elf Jahre lang waren Sie insgesamt in Mayen, 2010 wechselten Sie innerhalb der Liga zur SpVgg EGC Wirges. Dort hätten Sie schnell in die Regionalliga gehen können, lehnten ein Angebot der TuS Koblenz aber ab. Wieso?

Ruthenbeck: Ich hatte frühzeitig in Wirges zugesagt und einen gültigen Vertrag. Obwohl es nur die Oberliga war, wurde der Verein sehr professionell geführt, es hat mir dort einfach viel Spaß gemacht. Mir ist die Liga egal, darüber definiere ich mich nicht. Das Angebot aus Koblenz war zwar durchaus lukrativ, aber hat mir zu diesem Zeitpunkt einfach nicht in den Kram gepasst.

SPOX: Ein Jahr später war es dann aber so weit, Sie gingen von Wirgen zum Zweitliga-Aufsteiger VfR Aalen. Von Nordrhein-Westfalen in die Ostalb - wie kam es denn überhaupt dazu?

Ruthenbeck: Das lief über den damaligen Sportdirektor Markus Schupp und einen gemeinsamen Freund. Ich hatte zuvor für mich entschieden, künftig verstärkt im Jugendbereich und auch konzeptionell zu arbeiten. Es gab einige Anfragen, aber Aalen erschien mir sehr reizvoll, da ich dort etwas von Grund auf aufbauen konnte. Beim VfR gab es nämlich noch kein Nachwuchsleistungszentrum. Zudem war ich Trainer der U23, mit der ich ein Jahr später in die Verbandsliga aufgestiegen bin.

SPOX: Sie waren in Aalen eine Saison lang in dieser Doppelfunktion als Trainer der Amateure und Leiter des Nachwuchsleistungszentrums tätig, ab der Spielzeit 2013/2014 übernahmen Sie dann von Ralph Hasenhüttl die Profis. Können Sie sich heutzutage vorstellen, noch einmal an den Schreibtisch zurückzukehren?

Ruthenbeck: Schwierig. Es war auf jeden Fall extrem spannend, andere Abläufe kennenzulernen. Ich habe in Aalen allerdings gemerkt, dass es meine Leidenschaft ist, eine Mannschaft zu trainieren. Hätte ich die U23 nicht übernehmen können, wäre ich auch nicht nach Aalen gegangen. Mir macht der Trainerjob am meisten Spaß, ganz unabhängig von den unterschiedlichen Spielklassen. Es war mir nie wichtig, Cheftrainer in der 1. oder 2. Liga zu werden.

SPOX: Gab es zu irgendeinem Zeitpunkt eigentlich den Moment, in dem Sie gemerkt haben: ich kann im Profifußball Fuß fassen?

Ruthenback: Nein, denn so dachte und denke ich wie schon angedeutet überhaupt nicht. Ich erlebe natürlich eine unfassbar tolle Geschichte, aber letztlich brauche ich keinen Profifußball. Ich hatte nie diese innere Drucksituation, in der Öffentlichkeit stehen zu müssen. Der große Unterschied zur Oberliga ist, dass ich mich jetzt als Vollzeittrainer den ganzen Tag dem Team widmen kann und das natürlich auf ganz anderem fußballerischem Niveau. Ich habe relativ früh gemerkt, dass ich in der Lage bin, eine Mannschaft zu trainieren und zu führen. Gutes Coaching garantiert am Wochenende aber trotzdem keine Punkte. (lacht)

SPOX: Woher kommt denn diese Entspanntheit bei Ihnen?

Ruthenbeck: Trainer zu sein ist zwar meine große Leidenschaft, aber es macht mich ja nicht zu einem besseren Menschen. Ich existiere auch, sollte ich mal kein Trainer sein. Ich habe keinen glasklaren Karriereplan und auch nicht das Ziel, übermorgen einen Champions-League-Teilnehmer zu trainieren. Ich könnte mir auch vorstellen, wieder einen Schritt zurück zu gehen, denn ich sehe auch die Schattenseiten des Geschäfts. Es ist nicht alles rosarot.

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