WM

Panamas WM-Qualifikation: Phantomtor, Greisin im Liegestreik, Staatsfeiertag

Anibal Godoy feiert mit seiner Mannschaft die WM-Qualifikation.
© getty

Panama nimmt 2018 erstmals an einer Fußball-Weltmeisterschaft teil, das Premierenspiel steigt am Montag gegen Belgien (17 Uhr im LIVETICKER). Für die erfolgreiche Qualifikation brauchte es allerdings reichlich Groteskheiten.

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Noch in der Nacht nach dem 2:1-Sieg gegen Costa Rica, der die erstmalige WM-Qualifikation besiegelte, erklärte Staatspräsident Juan Carlos Varela den 11. Oktober zum nationalen Feiertag Panamas. Varela twitterte ein Bild von sich im Trainingsanzug und schrieb: "Die Unterlagen sind unterschrieben, ihr verdient es. Es lebe Panama!"

Mitbekommen haben werden das die meisten Menschen aber wohl erst am nächsten Tag, denn zu diesem Zeitpunkt hatten sie Besseres zu tun: Feiern, wie sie noch nie gefeiert haben. Während Feuerwerke den Himmel über Panama-Stadt erleuchteten.

"Jeder ist auf die Straße gegangen und hat bis in die Morgenstunden gefeiert", sagte Verbands-Generalsekretär Eduardo Vaccaro. "Das war ein gigantisches Erlebnis." Ein gigantisches Erlebnis, das auf ein groteskes Spiel folgte.

Panamas Phantomtor zum Ausgleich

Die Ausgangslage war so: Panama musste im letzten Qualifikationsspiel das bereits qualifizierte Costa Rica besiegen, die USA auf Trinidad & Tobago verlieren. In der ersten Halbzeit traf Costa Rica, Panama brauchte also zwei Tore.

Dann die 53. Minute: Der Ball trudelte nach einer Hereingabe von der rechten Seite links vor dem Tor durch den Strafraum, Blas Perez verpasste ihn, Pfosten, Toraus. Doch der Schiedsrichter sagte: Drin! Zählt! Der Ausgleich per Phantomtor. Trinidad & Tobago führte unterdessen mit 2:0, Panama brauchte noch ein Tor, um die USA zu überholen.

Es wäre die große Revanche für 2013. Damals spielte Panama am letzten Qualifikationsspieltag für die WM 2014 gegen die USA und führte bis zur 90. Minute mit 2:1 - es folgten zwei Gegentreffer und keine WM. Die Mannschaft von damals blieb zusammen, sie war wütend, wollte es diesmal besser machen - und musste Anfang 2017 einen harten Schicksalsschlag hinnehmen. Vor seinem eigenen Haus wurde der langjährige Mittelfeldspieler Amilcar Henriquez erschossen. Ohne ihn spielte die Mannschaft fortan, aber für ihn.

Roman Torres' 2:1, Zeitspiel und Ekstase

Und in der 88. Minute des Spiels gegen Costa Rica schoss Roman Torres das 2:1. Ekstatische Jubelszenen waren die Folge und dann Zeitspiel, das seinesgleichen suchte. Spieler, Fans und Polizisten hielten zusammen. Erst dauerte es und dauerte es, bis Torres sein Trikot wieder angezogen hatte.

Dann landete der Ball im Toraus, woraufhin ein Ersatzspieler Panamas herangesprintet kam und ihn, so weit er nur irgendwie konnte, wegdrosch. Wieder: Diskussionen mit dem Schiedsrichter.

Unterdessen lief ein Fan aufs Feld. Drei Polizisten kamen, legten die Arme um seine Schultern - und geleiteten ihn gemächlich Richtung Seitenaus. Kaum war der Flitzer weg, bewegte sich eine Greisin mit grauem Haar auf den Platz und legte sich rücklings auf den Rasen. Zwei weitere Polizisten halfen ihr auf und brachten auch sie vom Feld. Die dreiminütige Nachspielzeit war mittlerweile abgelaufen.

Noch ein Abschlag und dann: Schluss. Aus. Ekstase. Erstmalige WM-Qualifikation. Feiertag.

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