Neustart mit russischer Hilfe

SID
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Dank russischer Finanzspritzen und erfahrener Ex-Profis arbeitet sich der KFC Uerdingen nach dem Absturz in die Sechstklassigkeit kontinuierlich nach oben. Die internen Erwartungen an den Tabellenführer der Regionalliga West sind hoch.

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Michael Wiesinger schätzt die Tradition. Dem langjährigen Nürnberger und Münchner Bundesligaspieler wird daher beim Anblick seines neuen Arbeitsplatzes warm ums Herz.

"Wenn man in die Grotenburg geht, die Katakomben und Kabinen sieht, dann riecht es nach Geschichte, und man spürt die Begeisterung", schwärmt Trainer Wiesinger vom altehrwürdigen Stadion im Krefelder Stadtteil Bockum.

Das ist zwar schon ziemlich marode, lebt aber auch vom Charme einer längst vergangenen Fußballzeit, der viele Fans hinterhertrauern. Auch beim KFC Uerdingen schwelgen sie gerne in Erinnerungen an die glorreichen Tage, an den DFB-Pokalsieg 1985 oder das Europapokal-Wunder gegen Dynamo Dresden im Jahr darauf.

Investor Ponowarew will Uerdingen helfen

Damals lautete der Vereinsname noch Bayer 05, und die Gegner hießen Bayern München oder Atletico Madrid. Die jüngere Vergangenheit war weniger glanzvoll - und das soll auch Wiesinger (44) ändern. Mit russischer Hilfe.

Investor Michail Ponowarew, zuvor im Eishockey bei der Düsseldorfer EG tätig, ist vor knapp einem Jahr beim KFC eingestiegen, damals lagen vier Insolvenzanträge hinter dem KFC. Nach dem Aufstieg aus der Ober- in die Regionalliga verfügt der Verein über ein Budget von drei Millionen Euro für diese Saison.

Wiesinger, der den 1. FC Nürnberg in der Bundesliga trainierte, kam im Sommer für Aufstiegstrainer Andre Pawlak und kennt die gestiegenen Erwartungen am Niederrhein.

Schorch und Takyi im KFC-Kader

"Wenn man von einem Investor unterstützt wird, der die Führung übernommen hat, dann gibt so ein Investor auch klare Ziele vor", sagte Wiesinger: "Langfristig gesehen soll der Verein so hoch wie möglich spielen."

Anvisiert ist zunächst die Rückkehr in den Profifußball. Derzeit führt Uerdingen die Regionalliga West an, mit erfahrenem Personal.

Christopher Schorch, einst von Real Madrid als Top-Talent verpflichtet und beim 1. FC Köln zum Bundesligaspieler gereift, verteidigt beim Traditionsverein. Auch Charles Takyi oder der derzeit verletzte Christian Müller spielten schon im Oberhaus. Die Zukunft sah in Uerdingen schon einmal deutlich schlechter aus.

Grotifant, das skurrile Maskottchen

Unter anderem auch unter dem früheren Vereinsboss Agissilaos "Lakis" Kourkoudialos, der den Klub als Vorgänger Ponowarews in seiner achteinhalbjährigen Amtszeit ebenfalls mit einem Millionenbetrag subventionierte.

Schlagzeilen machte er aber vor allem durch den kuriosen Transfer des ehemaligen Bundesligatorschützenkönigs Ailton, nicht durch Erfolg. Der verschwand nach dem Ausstieg des Pharma- und Chemiekonzerns Bayer im Jahr 1995 von Tag zu Tag ein bisschen mehr. Überregional Beachtung fand der Verein nur noch durch das skurrile Maskottchen, den Grotifanten.

Zum bislang letzten Mal ausverkauft war das Stadion, das früher noch Grotenburg-Kampfbahn hieß, im Jahr 1994 gegen die Bayern. Noch immer könnten 34.500 Zuschauer kommen, im Schnitt sind es derzeit nicht mal 3000.

Dennoch schwärmt auch Verteidiger Schorch von der legendären Heimstätte seines Arbeitgebers. "Natürlich ist die Grotenburg runtergekommen, aber es hat ein ganz besonderes Flair, wenn man dort aufläuft. Die Fans leben das", sagt Schorch.

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