Cristiano Ronaldo macht Juventus Turin und ganz Italien verrückt: Der CR7-Effekt

Cristiano Ronaldo wurde am Montag bei Juventus Turin vorgestellt.
© getty

Cristiano Ronaldo ist ein Turiner. Der Portugiese wurde am Montagabend im Rahmen einer Pressekonferenz im Allianz Stadium offiziell bei Juventus vorgestellt. Die anfangs geplante Hollywood-Party war es nicht, musste es aber auch nicht sein. Der CR7-Effekt hat die Stadt ohnehin schon komplett vereinnahmt.

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2018 ist ein aufgrund des trockenen und warmen Frühlings gutes Jahr für die Kirschenernte. Das Statistische Bundesamt prophezeite im Juni gar eine doppelt so große Sauerkirschenernte wie 2017. Gut für die Obstbauer hierzulande. Hervorragend für die Espinheira-Familie in Lissabon, die in ihrer Bar "A Ginjinha" in der fünften Generation den Sauerkirschlikör Ginja ausschenkt.

Gut auch für Leonardo La Porta. Der 50 Jahre alte Italiener ist der Besitzer der Gelateria Miretti, einem Eiscafe im Herzen Turins, nur 350 Meter vom Piazza Carlo Felice entfernt. La Porta verkauft dort seit rund zwei Wochen CR7-Eis. Ein echter Verkaufsschlager. Die Zutaten: Milch, Zucker, Carobpulver, Schokoladenflocken und eben besagter portugiesischer Ginja.

Gelato und portugiesischer Likör - Ronaldo ist schon jetzt in Italien angekommen. Das letzte Mal, dass La Porta eine Eissorte zu Ehren einer Person kreierte war beim Besuch von Papst Franziskus vor drei Jahren.

Cristiano Ronaldos Transfer zu Juventus "ein Geschenk für die Serie A"

La Portas Gelato CR7 ist nur ein Bruchteil dessen, was sich in Turin seit den ersten ernsthaften Spekulationen um einen möglichen Transfer Ronaldos zu Juve abspielt. Es illustriert eine CR7-Manie, die sich in der Region Piemont breitgemacht hat.

Doch nicht nur in und um Turin herrscht seit einer Woche Ausnahmezustand. Vom Transfer des Jahrhunderts ist die Rede. Die Gazzetta dello Sport schrieb gar von einem Geschenk an ganz Italien. Selbst Silvio Berlusconi, Milanista durch und durch, musste schweren Herzens anerkennen: "Man kann dem Klub nur gratulieren." Der Transfer sei nicht nur gut für Juventus, sondern für die komplette Serie A, sagte der 81-Jährige Il Giornale.

In den USA wetteifern verschiedene Anbieter plötzlich um die Übertragungsrechte der italienischen Liga. CR7 macht's möglich.

Cristiano Ronaldo erobert nach Manchester und Madrid auch Turin

So richtig freuen kann sich Berlusconi aber dann doch nicht. Schließlich profitiert in erster Linie der Rivale aus Turin. Freilich vor allem aus sportlicher Sicht. Nicht ohne Grund empfingen die Tifosi Ronaldo bei dessen Ankunft zum Medizincheck am Montag mit frenetischen Gesängen: "Portaci la Champions" - "Bring uns die Champions League."

Ronaldo entfacht Hoffnung bei den Bianconeri. Die Sehnsucht nach dem Henkelpott ist groß und er könnte der heilsbringende Messias sein, der den Tifosi diese Sehnsucht abnimmt. Die hohe Erwartungshaltung befeuerte der Portugiese bei seiner Vorstellung sogar noch: "Natürlich will ich mit Juventus die Champions League gewinnen." Er sei gut vorbereitet und wolle einmal mehr alle überraschen.

Juventus bekommt dieser Tage bereits zu spüren, welchen Effekt der fünfmalige Weltfußballer auf einen Klub haben kann. "Nach Manchester und Real Madrid möchte ich auch meine Spuren bei Juventus hinterlassen", proklamierte Ronaldo - möglicherweise gar nicht dessen bewusst, wie weit dieses Vorhaben schon jetzt fortgeschritten ist - vor dem ersten Training, vor dem ersten Spiel oder dem Premierentreffer im Juve-Dress.

Der Ronaldo-Effekt in Zahlen: Trikots, Juve-Aktie, CR7-Unterwäsche

Am Tag der Transferverkündung verkaufte Juventus laut Berichten von Yahoo Sport Italy 520.000 Trikots, was bei Trikotpreisen zwischen 84,95 Euro (Kinder) und 144,95 Euro ("Home Authentic Jersey") einen Umsatz zwischen 50 und 75 Millionen Euro bedeutet. "In Italien ist Ronaldo-Manie ausgebrochen", kommentierte der Corriere dello Sport.

Die Juventus-Aktie stieg binnen zwei Wochen um 32,6 Prozent (Stand: 16. Juli), zwischenzeitlich sogar um 75 Prozent (!). Juves Social-Media-Kanäle bekamen einen Zuwachs von drei Millionen Usern. Der Ronaldo-Effekt ist beeindruckend sowie beängstigend zugleich.

Wenn sogar der Vertrieb von Ronaldos Unterwäschelinie "CR7 Underwear" fünffache Umsatzzahlen ausruft, ist die Frage nach Entfremdung nicht weit. Zumindest den Menschen der Region, die den Bianconeri nicht zu 120 Prozent verfallen sind, stößt die mit dem Transfer verbundene Kapitalisierung auf.

Wegen Ronaldo-Transfer: Proteste bei Fiat - Streik scheitert

In Melfi sorgte der "Jahrhundert-Transfer" teilweise für große Empörung. Melfi liegt in der Region Basilikata im Süden Italiens und ist Standort des Automobilkonzerns Fiat Chrysler Automobiles. Die Agnelli-Familie, die die Entwicklung des Traditionsvereins Juventus seit 1923 mitgestaltet, ist zugleich der größte Aktionär des Autoherstellers.

Dementsprechend involviert war der Konzern in die Finanzierung des Ronaldo-Transfers, der den Klub insgesamt wohl rund 350 Millionen Euro kosten wird.

"Es ist inakzeptabel, dass die Verantwortlichen von Fiat Chrysler Automobiles (FCA) seit Jahren größte Opfer von den Angestellten verlangen, aber dann hunderte Millionen Euro für die Finanzierung eines Fußballspielers ausgeben", richtete sich der Gewerkschaftsverband USB an Andrea Agnelli und Co.

In einem öffentlichen Kommunique kündigte der USB einen dreitägigen Streik an: "Ist es normal, dass eine Person Millionen verdient und tausende Familien es nicht einmal bis zur Monatsmitte schaffen?" Der Ronaldo-Wechsel war wohl ein willkommener Anlass, um die Aufmerksamkeit für die Interessen der Fiat-Mitarbeiter zu instrumentalisieren. Ein ehrbarer Versuch, der letztlich jedoch "kläglich scheiterte", wie der Konzern am Montag mitteilte.

Demnach seien lediglich fünf von 1700 Arbeitern tatsächlich auf die Barrikaden gegangen. Der Rest ging seiner Arbeit wie gewohnt nach. Der Aufschrei, dem zunächst eine Welle der Empathie aus aller Welt entgegenschwappte, war dann doch nur ein "eklatanter Flop", erklärte ein Unternehmenssprecher der staatlichen Nachrichtenagentur Ansa.

Cristiano Ronaldo steigt am 30. Juli ins Training bei Juventus ein

Unterm Strich tat selbst der interne Protest dem Ronaldo-Hype keinen Abbruch. CR7 wird wohl Werbeikone beim Hauptsponsor Fiat und dabei wird es belassen. Die Arbeiter in Melfi schrauben vermutlich sogar Ronaldos Dienstwagen zusammen.

In diesem könnte CR7 dann am 30. Juli bereits nach Vinovo fahren, wenn er zu seinem ersten Training am Juventus Center erscheint.

Auch dann werden wohl hunderte Fans ihrem neuen Messias zujubeln. 2018, das Jahr der Sauerkirschen ... und der Eroberung Turins durch einen Portugiesen.

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