Klopp-Reaktion: "Brexit, Trump, Ranieri"

SID
Jürgen Klopp kann die Entlassung Ranieris nicht verstehen
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Das Aus von Meistertrainer Claudio Ranieri bei Leicester City schlägt hohe Wellen. Für Jürgen Klopp ist es eine Folge eigenartiger Entscheidungen.

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Claudio Ranieri trauerte um seinen "geplatzten Traum", das Medienecho war verheerend, nur Jürgen Klopp zeigte sich nicht besonders beeindruckt. Der Rauswurf des Meistertrainers bei Leicester City schlug auch am Tag danach hohe Wellen. "Nach der Euphorie der vergangenen Saison wollte ich für immer bei Leicester City bleiben, dem Klub, den ich liebe", sagte Ranieri am Freitag: "Leider hat es nicht sein sollen."

Der 65-jährige Italiener, erst Anfang Januar zum Welttrainer des Jahres gekürt, war am späten Donnerstagabend nur 297 Tage nach dem sensationellen Gewinn des Meistertitels und nur 24 Stunden nach der 1:2-Niederlage im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League beim FC Sevilla aufgrund der jüngsten sportlichen Talfahrt unehrenhaft entlassen worden.

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Für Klopp, der mit seinem FC Liverpool am Montag in der Premier League bei Leicester antritt, kam der Rauswurf Ranieris nicht unerwartet. "Was kann ich sagen? Bin ich überrascht, dass solche Dinge passieren? Nein", sagte Klopp: "Es ist nicht nur Fußball. Für mich gab es einige eigenartige Entscheidungen in 2016 und 2017. Brexit, Trump, Ranieri."

Solidarität von Mou

"Abscheulich", "unverzeihlich" und "herzzerreißend traurig" - selten löste eine Entlassung derart viel Unverständnis in der Fußball-Welt aus. Vereinsidol Gary Lineker reagierte entsetzt, der große Jose Mourinho prangerte stellvertretend für weite Teile der aufgebrachten Öffentlichkeit die "Hire-And-Fire"-Mentalität" im Profi-Fußball an.

"Das ist der neue Fußball, Claudio", schrieb der Startrainer von Manchester United bei Instagram: "Behalte dein Lächeln, mein Freund. Niemand kann die Geschichte zerstören, die du geschrieben hast." Der Independent kommentierte bissig: "Die Entlassung von Claudio Ranieri ist ein abscheuliches Verbrechen, das zeigt, dass der Fußball seine Seele verloren hat."

Gegen den FC Liverpool werden wohl Ranieris bisherige Assistenten Craig Shakespeare und Mike Stowell das Team betreuen. Shakespeare wies am Freitag Gerüchte zurück, wonach eine Spieler-Revolte Ranieri zu Fall gebracht hat. Als Favorit auf Ranieris Nachfolge gilt Landsmann Roberto Mancini, auch der Niederländer Frank de Boer wird gehandelt.

Der frühere Starstürmer Lineker, der in seiner aktiven Zeit 95 Tore in 194 Spielen für die "Foxes" erzielt hatte, bedankte sich unterdessen noch einmal ausdrücklich bei Ranieri und brandmarkte die Trennung bei Twitter als "inakzeptabel, unverzeihlich und herzzerreißend traurig". Er habe in der Nacht eine Träne verdrückt. "Für Claudio. Für den Fußball. Und für meinen Klub", sagte er BBC Radio. Der Guardian schrieb: "Ranieris Herrschaft endet auf grausame und brutale Weise."

"Leicester beschmutzt das Märchen"

Noch vor zwei Wochen hatten die thailändischen Klub-Besitzer um Vichai Srivaddhanaprabha Ranieri "unerschütterliche Unterstützung" zugesagt, nun setzten sie den Italiener unvermittelt vor die Tür - und lösten damit nicht bloß auf der Insel einen Aufschrei der Empörung aus.

"Leicester beschmutzt das Märchen, das die ganze Welt verzaubert hatte", schrieb die italienische Gazzetta dello Sport am Freitag und nannte die Entlassung "wahnsinnig". Il Giornale machte Leicester kurzerhand zur "Hauptstadt der Undankbaren! Null Geduld, null Dankbarkeit. König Claudio zahlt den Preis für die Fehler der gesamten Mannschaft."

Tatsächlich spielte Leicester zuletzt weit unter seinen Möglichkeiten und läuft den eigenen Ansprüchen seit Wochen hinterher: Nach fünf Liga-Pleiten in Folge und mit nur noch einem Punkt Vorsprung auf die Abstiegszone droht dem Team von Nationalspieler Ron-Robert Zieler das gleiche unrühmliche Schicksal wie dem 1. FC Nürnberg einst in der Bundesliga - 1969 stiegen die Franken als Titelverteidiger in die 2. Liga ab. In England gelang dieses "Kunststück" als einzigem Klub bislang Manchester City 1938.

Und Ranieri? "Er hat einen fantastischen Job gemacht. Es wird ihm helfen, einen neuen Verein zu finden", sagte Bayern Münchens Trainer Carlo Ancelotti über seinen Landsmann am Freitag.

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