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"Europacup war eine Selbstverständlichkeit"

Von Tim Althoff
Patrick Weiser hat seine lange Bundesliga-Karriere beim 1. FC Köln begonnen
© getty

Am 30. September 1992 hat der 1. FC Köln sein letztes Spiel auf internationaler Ebene bestritten. An diesem Donnerstag hat das Warten ein Ende, der FC gastiert nach 25 Jahren in der Europa League beim FC Arsenal (21.05 Uhr im LIVETICKER). Patrick Weiser war damals gegen Celtic Glasgow mit dabei. Im Interview spricht Weiser über die Partie im Celtic Park und die Chancen des FC in der Gruppe H.

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SPOX: Herr Weiser, an diesem Donnerstag wird der 1. FC Köln zum ersten Mal nach 25 Jahren wieder europäisch spielen und beim FC Arsenal gastieren. Sie waren 1992 beim letzten Europacupduell gegen Celtic Glasgow mit dabei. Hätten Sie damals gedacht, dass es bis zum nächsten Mal so lange dauern würde?

Patrick Weiser: Natürlich nicht. Es war mein erstes Jahr als Profi, der FC war gängiger Gast im Europapokal und gehörte immer zu den Spitzenteams. Man war immer unter den ersten vier bis sieben Plätzen, unter Christoph Daum wurde man auch zwei Mal Vizemeister. Für Köln war Europacup eine Selbstverständlichkeit, daher konnte man mit dieser langen Abstinenz nicht rechnen. Ich war als junger Spieler damals einfach nur froh, überhaupt den Sprung geschafft zu haben.

SPOX: Sie waren damals 20 Jahre alt und haben beim Rückspiel im Celtic Park Ihr erstes Europapokalspiel überhaupt bestritten. Die Partie ging 0:3 verloren, der 2:0-Hinspielerfolg reichte nicht. Welche Erinnerungen schießen Ihnen in den Kopf?

Weiser: Ich habe gleich im ersten Jahr einige Spiele gemacht, weil sich Jörn Andersen verletzt hatte. Das war für einen jungen Kerl wie mich ein wunderbares Erlebnis. Mir war damals vielleicht nicht ganz bewusst, welche Bedeutung die Teilnahme für den Verein hatte. Früher war es ja noch häufiger so, dass die Heimmannschaften meist gewannen. Es war auf jeden Fall schon beeindruckend, dass wir kaum Land gesehen haben und eigentlich chancenlos ausgeschieden sind - trotz des 2:0-Siegs in Köln. Der Celtic Park war unglaublich laut.

SPOX: Sie sind unter anderem mit zwei Weltmeistern von 1990 eingelaufen: Pierre Littbarski und Bodo Illgner. Hat Ihnen das Sicherheit gegeben?

Weiser: Klar. Solche Spieler gingen voran und übernahmen Verantwortung, gaben Tipps und Hinweise. Sie waren die Leader und haben die anderen auch geführt. In diesem Spiel hat es leider nicht viel bewirkt.

SPOX: War die Hierarchie damals sehr in Stein gemeißelt?

Weiser: Ja, das war deutlich extremer als heute. Es gab noch weitere erfahrene Spieler wie Frank Ordenewitz, Andre Trulsen oder Frank Greiner. Da gab es klare Verantwortlichkeiten, als junger Spieler stand man da eher im hinteren Drittel. Das gefällt mir an heute: Der Trainerstab ist viel größer, das Training wird vor dem Beginn bereits aufgebaut und irgendwie hat jeder seinen Platz.

SPOX: Ist die Situation für die aktuellen FC-Spieler in Ihren Augen irgendwie vergleichbar mit dem, was Sie 1992 erlebt haben? Viele sind ja international unerfahren und spielen nun plötzlich zum ersten Mal im Emirates Stadium.

Weiser: Auch wenn die Spieler mittlerweile immer früher ins Profileben starten, wird es für jeden ein besonderes Erlebnis. Das ist garantiert. Allein schon das Stadion wird beeindruckend, andererseits ist man als Profi nach dem Anpfiff und den ersten Minuten auch so fokussiert auf das Spiel, dass man den Rest nicht vollständig wahrnehmen kann. Die vielleicht auch etwas ungewohnte Atmosphäre kann natürlich auch beeindrucken. Lediglich Jonas Hector hat ja bei der Nationalmannschaft auf internationaler Ebene bereits Erfahrung gesammelt.

SPOX: Die Euphorie kennt in Köln wie gewohnt keine Grenzen, die Fans werden in Scharen nach London reisen. Muss man die Erwartungshaltung dämpfen, was die Europa League angeht?

Weiser: Das glaube ich nicht. So hoch wird sie international nicht sein. Ziel muss für alle deutschen Mannschaften sein, die Gruppenphase zu überstehen. Nach dem mauen Start in die Bundesligasaison dürfte den Kölnern bewusst sein, dass sie erst einmal versuchen müssen, in der Liga ihre Punkte zu holen. Den Europacup würde ich eher als kleines Abenteuer sehen. Dort kann man sich auf internationaler Bühne zurückmelden und einfach schauen, so gut wie möglich abzuschneiden. Bei Arsenal zu spielen ist schon eine große Herausforderung, aber ich halte es nicht für unmöglich, dort mit ein wenig Glück etwas mit zu nehmen. Die Gunners sind ja auch nicht besonders gut gestartet und man muss abwarten, welchen Fokus sie überhaupt auf den Wettbewerb legen.

SPOX: Neben Arsenal warten auch noch Roter Stern Belgrad und BATE Borissow auf den FC. Wie schätzen Sie die Chancen auf ein Weiterkommen ein?

Weiser: Borissow hat in den letzten Jahren immer mal wieder Champions League gespielt, Belgrad ist ein alter Traditionsverein - das sind erst einmal schöne Reisen. Das ist ja das Besondere am Europapokal: Diese anderen Herausforderungen gegen gute, internationale Mannschaften. Ich halte ein Weiterkommen für durchaus möglich, das traue ich ihnen zu. Sie haben eine gute Mannschaft beisammen.

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