EM

Die Balance eines Rentners

Die italienische Mannschaft initiierte die Angriffe fast ausschließlich über links
© getty

Italien scheitert im Elfmeterschießen knapp an Deutschland. Über 120 Minuten spielte das Conte-Team gut mit und bot dem DFB-Elf die Stirn. Doch der Ausfall von De Rossi wog schwer. Das Dreiermittelfeld funktionierte lange nicht so gut. Dadurch wurde das Spiel der Squadra Azzurra deutlich linkslastig. Über die rechte Seite kam fast gar nichts. Der Turm in der Abwehr brillierte dennoch wieder einmal.

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Gianluigi Buffon: War über weite Strecken des Spiels eigentlich nicht gefordert. Wenn es jedoch was zu halten gab, war er da und zeigte seine ganze Klasse. Vor allem seine Parade bei der Chance von Gomez war sensationell. Hatte lediglich einen Mini-Wackler in der 36. Minute, ansonsten fehlerfrei. Beim Gegentor ohne Chance, im Elfmeterschießen hatte er ein gutes Näschen, aber auch Pech bei Hummels' und Hectors Schüssen. Note 3

Andrea Barzagli: War vor allem in der ersten Halbzeit defensiv nicht wirklich gefordert. Hielt sich im Vergleich zu Bonucci und Chiellini im Spielaufbau traditionell eher zurück und spielte die Kugel fast immer nur quer. Da Deutschland lange nicht in die gefährlichen Räume kam, musste er erst weit im zweiten Durchgang den ersten Zweikampf bestreiten. Verschob wie immer gut. Note 3

Leonardo Bonucci: Hatte zunächst leichte Probleme, da die deutschen Stürmer die drei Innenverteidiger aggressiv anliefen. Oft gingen die gefährlichen Szenen der Italiener dennoch erneut von ihm aus. Spielte einen seiner gefürchteten Traumpässe aus der eigenen Hälfte auf den gestarteten Giaccherini (43.) und initiierte somit die gefährlichste Chance des ersten Durchgangs. Übernahm in der regulären Spielzeit beim Elfmeter Verantwortung und verwandelte eiskalt. Note 2

Giorgio Chiellini: Wie Bonucci und Barzagli ohne große Fehler in der Defensive. Schaltete sich hier und da gut nach vorne ein. Schmiss sich in zahlreiche Zweikämpfe, vor allem seine Rettungsaktion gegen Gomez war stark. Note 2,5

Marco Parolo: Rückte aufgrund der Verletzung De Rossis in die Zentrale. Schaffte es über die komplette Spielzeit jedoch nicht wirklich, die Lücke des Römers zu schließen. Spielte zu Beginn zwar ein, zwei schöne Bälle aus dem Mittelfeld, war im Anschluss im Spielaufbau allerdings weitestgehend abgemeldet. Note: 3,5

Stefano Sturaro: Wurde mit nur vier Länderspielen in die Startelf geschmissen. Eine gewisse Nervosität war zu spüren, sodass er oft auf Nummer sicher ging und den Risikoball mied. Wurde von seinen Mitspielern im Spielaufbau komplett außen vor gelassen. Setzte mit seinem Schuss in der 43. Minute ein Ausrufezeichen. Boatengs Bein verhinderte jedoch seinen Treffer. Generell kam von ihm jedoch zu wenig. Note: 4

Emanuele Giaccherini: War der Aktivposten im Dreiermittelfeld und ging immer wieder über links durch. Schob bei eigenem Ballbesitz immer weit nach außen. Fast immer ging der erste Ball aus der Abwehr zu ihm. Initiierte von dort aus meist etwas hektisch das Spiel, indem er einen halbhohen Ball nach vorne spielte. Stark seine Aktion in der 43. Minute, als er bei dem Ball von Bonucci exakt zur richtigen Zeit startete. Note: 2,5

Alessandro Florenzi: Da seine rechte Seite bei eigenem Ballbesitz über weite Strecken nahezu tot war, entstand ein extremes Ungleichgewicht. Er hatte damit zu kämpfen, dass Sturaro kaum ins Spiel eingebunden war. Brachte deshalb kaum gefährliche Angriffe zu Stande. Pennte beim Gegentor doppelt, da er erst nicht klärte und Gomez im Anschluss völlig unbedrängt passen ließ. Auch die Gomez-Chance (68.), als er das Abseits aufhob, ging auf seine Kappe. Wurde erst spät in der zweiten Halbzeit etwas besser. Dennoch war nach 87 Minuten für ihn Schluss. Note: 4

Mattia De Sciglio: Schuf im Verbund mit Giaccherini ein deutliches Übergewicht auf der linken Seite. Wenn es gefährlich wurde, hatte das Duo fast immer die Finger im Spiel. Schob stets stark mit und nutzte die Wackler von Kimmich immer wieder gut aus. Gewann auch in der Defensive viele Duelle gegen den deutschen Rechtsverteidiger. Note: 2,5

Graziano Pelle: Klebte im Wechsel mit Eder an Kroos und unterband so den klassischen Spielaufbau der Deutschen. Hatte auch in der Offensive zahlreiche starke Aktionen. Wurde meist mit halbhohen Bällen von der linken Seite bedient. Verwerte diese gut und sorgte mit Körpertäuschungen und technischen Finessen für den ein oder anderen Überraschungsmoment. Versprühte auch im Sechzehner immer wieder Gefahr. Note: 2,5

Eder: Während er defensiv seine Aufgabe ebenfalls stark erfüllte und nicht von Kroos' Seite wich, fiel Eder in der Offensive im Gegensatz zu Sturmpartner Pelle ab. Hatte deutlich weniger Ballaktionen (36 gegen 52), zudem versprang ihm hier und da die Kugel bei der Annahme. Konnte sich kaum in den direkten Duellen durchsetzen (nur 25 Prozent gewonnene Zweikämpfe). Blieb über weite Strecken blass, legte erst in der Schlussphase zu. Note: 3,5

Matteo Darmian: Kam unmittelbar vor der Verlängerung für Florenzi ins Spiel und machte in der Offensive ähnlich wenig. Hatte kaum Ballaktionen (14). Wurde zur tragischen Figur, da er den entscheidenden Elfmeter verschoss. Note: 3,5

Lorenzo Insigne: Kam in der 108. Minute und berührte den Ball nur vier Mal. Keine Bewertung

Zaza: Die Taktik, ihn extra fürs Elfmeterschießen einzuwechseln, ging in die Hose. Verzögerte den Anlauf etwas unkonventionell und prügelte die Kugel dann deutlich über den Kasten. Keine Bewertung

Deutschland - Italien: Die Statistik zum Spiel