EM

Schweinsteiger: Der Chef ist zurück

Bastian Schweinsteiger stellte mit seinem 37. Einsatz bei EM- oder WM-Endrunde einen Rekord auf
© getty

Deutschland setzt sich mit 7:6 nach Elfmeterschießen zum ersten Mal in einem K.o.-Spiel gegen Italien durch. Bordeaux ist jetzt das neue Malmö. Der Held kommt aber nicht aus der Reihe der U21-Europameister von 2009, sondern aus der Oberliga. Joachim Löws Plan mit Benedikt Höwedes geht auf, Toni Kroos kann Italiens Fesseln nur langsam ablegen und Bastian Schweinsteiger füllt seine eigentliche Rolle aus.

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Manuel Neuer: Verlor das Duell bei der Hymne gegen Buffon erwartungsgemäß haushoch. Auf dem Platz dann ein klares Unentschieden. Beim Gegentor machtlos, im Aufbauspiel sehr präsent und gewohnt sicher. War damals 2009 in Schweden dabei, als die U21 Europameister wurde und im Halbfinale Italien schlug. Dieser Sieg musste im Vorfeld als These gegen den Italien-Fluch herhalten. Kann ab jetzt eingemottet werden, weil Neuer im Elfmeterschießen zweimal parierte. Note 2

Joshua Kimmich: Als die U21 Europameister wurde, spielte er noch in der U15 des VfB Stuttgart. Dort aber laut Zeugenberichten schon unerschrocken und abgebrüht wie ein 30-Jähriger. Erlaubte es sich dieses Mal aber auch, Fehler zu machen wie ein 21-Jähriger. Offensiv aber nach wie vor eine Bereicherung gegenüber Höwedes. Note 3,5

Benedikt Höwedes: 2009 gegen Italien bester Mann. Ob sich Löw daran erinnerte? Oder an die Statistik, dass Deutschland mit Höwedes noch nie ein Pflichtspiel verloren hatte (17 Siege, 2 Unentschieden)? Spielte dann auch ein typisches Höwedes-Spiel: offensiv zurückhaltend, aber sehr sicher in der Defensive. Der Bundestrainer bekam genau das, was er sich von ihm erhoffte. Note 2,5

Jerome Boateng: Spielte auch in der U21 schon Diagonalbälle, vor denen sich mittlerweile die ganze Welt fürchtet. Dieses Mal als zentraler Spieler der deutschen Dreierkette. Bestätigte zunächst seinen Ruf als bester Innenverteidiger der Welt. Stark im Zweikampf und Retter in brenzligen Situationen. Im Laufe der Partie aber durchaus mit Problemen gegen den körperlich starken Pelle. Seine unerklärliche Hände-hoch-Geste wurde zurecht mit Elfmeter bestraft. Note 3

Mats Hummels: Damals in Schweden noch defensiver Mittelfeldspieler. Konnte die Erfahrung in seinem 50. Länderspiel gut gebrauchen, weil ihm die Italiener im Aufbauspiel viel Platz ließen. Ging wie seine Mitspieler aber nicht voll ins Risiko, defensiv extrem souverän. Bekam seine zweite Gelbe, zum zweiten Mal eine Fehlentscheidung. Note 2

Jonas Hector: Hätte zwar das richtige Alter, war aber 2009 noch beim SV Auersmacher in der Oberliga aktiv, daher kein Thema für die U21-EM. Schaffte es sieben Jahre später trotzdem zum Helden im Elfmeterschießen zu werden. Wurde auf links ziemlich vernachlässigt. Zeigte mit seinem Lauf vor dem Führungstreffer, dass das nicht unbedingt die beste Idee war. Allerdings auch mit einem schlimmen Ballverlust zehn Minuten vor Spielende, der Italien eine dicke Chance ermöglichte. Note 3

Toni Kroos: Hat nie für die U21 gespielt, war dafür schlicht zu gut. Musste trotzdem bei der EM 2012 den Kettenhund für Pirlo geben. Bekam dieses Mal selbst Sonderbewachung der Italiener und konnte sich aus dieser nur selten befreien. Im zweiten Durchgang etwas präsenter, aber zum ersten Mal nicht der Spieler mit den meisten Ballaktionen. Note 4

Sami Khedira: Anführer der Malmö-Connection und deutscher Spion bei Juventus. Nach 15 Minuten, einem langen Sprit und einem Zusammenstoß mit Kollege Chiellini war aber wegen Muskelproblemen schon Schluss. Keine Bewertung

Thomas Müller: Seine EM wird es nicht mehr, aus irgendeinem Grund will ihm kein Tor gelingen. Aber sein Arbeitseifer für die Mannschaft ist ungebrochen. Lief viel, haute sich in die Zweikämpfe und trieb die Kollegen an. Holte sich den Abpraller von Florenzi, der schließlich in der deutschen Führung resultierte. Rückte nach der Auswechslung von Gomez in die Sturmmitte und scheute dort auch keinen Zweikampf. Forderte Chiellini gestenreich zu weniger Theatralik auf. Seine Abschlussproblemen setzten sich auch ins Elfmeterschießen fort. Note 3,5

Mesut Özil: Der Freigeist der U21-Europameister musste seine Komfortzone im Zentrum verlassen und aufgrund der veränderten Grundformation auf die linke Halbposition. Wurde von den Italienern als ähnlich gefährlich eingestuft wie Kroos und deshalb auch sehr eng gedeckt. Löste sich in der zweiten Halbzeit dann von seiner Position, bewegte sich besser und riss das Spiel offensiv an sich. Schloss eiskalt zum 1:0 ab und servierte kurze Zeit später perfekt für Gomez. Danach wieder etwas fehlerbehafteter. Note 2,5

Mario Gomez: Ältester deutscher Spieler in der Startformation, passte damit bestens zur italienischen Abwehr. War in diesem Spiel als Stürmer nicht zu beneiden, bekam kaum Bälle, arbeitete aber viel für die Mannschaft und wurde dafür belohnt. Leitete mit seinem Pass in den freien Raum den Führungstreffer ein. Musste nach 71 Minuten angeschlagen runter. Note 3

Bastian Schweinsteiger: Von Anfang an wollte ihn Löw nicht bringen, aber nach einer Viertelstunde musste er. Übernahm sofort die Kapitänsbinde. Suchte ein paar Minuten nach seiner Position und agierte sehr weit rechts, rückte dann weiter ins Zentrum, später im Wechselspiel mit Özil sogar auf halblinks. Traf als erster Spieler ins Tor, setzte sich davor allerdings unfair gegen De Sciglio durch. Vor allem in der zweiten Halbzeit sehr präsent und mit einigen wichtigen Ballgewinnen. War der Chef auf dem Platz. Wollte kraft seines Amtes auch den letzten Elfer verwandeln, scheiterte dabei deutlich. Note 2,5

Julian Draxler: Musste trotz seiner Gala gegen die Slowakei aus taktischen Gründen auf die Bank. Reihte sich danach auf der linken Außenbahn ein. Hatte die beste Chance der Verlängerung, verpfuschte aber einen Konter mit einem schwachen Steilpass auf Müller. Note 3,5

Deutschland - Italien: Die Statistik zum Spiel