DFB-Pokal: FC Bayern muss in Berlin nachsitzen: Es könnt' alles so einfach sein...

Von Dennis Melzer
Der FC Bayern machte sich bei der Hertha einmal mehr selbst das Leben schwer.
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Der FC Bayern setzt sich in Berlin durch, muss aber unnötigerweise bangen - weil sich wieder einmal eklatante individuelle Fehler einschleichen.
 
 

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"Es könnt' alles so einfach sein", singt Herbert Grönemeyer in einem gemeinsamen Lied mit den deutschen Hip-Hop-Granden Fanta Vier, nur um letztlich gleichermaßen prägnant wie verzweifelt festzustellen: "Isses aber nicht". Eine Binsenweisheit, die sich auf so viele Lebenslagen anwenden lässt.

Da macht der Fußball, der ja bekanntlich im Idealfall ohne Konjunktive auskommen sollte, keine Ausnahme.

FC Bayern: Zittern trotz totaler Dominanz

Natürlich hätte der FC Bayern bei seinem DFB-Pokal-Gastspiel in Berlin unter objektiven Gesichtspunkten schon nach 90 Minuten alles klarmachen müssen, befand ARD-Experte Thomas Hitzlsperger im Anschluss an die Begegnung. Zu offensichtlich war das spielerische Übergewicht der Münchner bei der leidenschaftlichen Hertha. 74 Prozent Ballbesitz, 23 Torschüssen des amtierenden Meisters standen vier mickrige Abschlüsse der Hausherren gegenüber, zudem wartete der FCB mit einem Eckenverhältnis von 14 zu zwei auf.

Statt den metaphorischen Sack allerdings in der regulären Spielzeit zuzumachen, musste die Mannschaft von Trainer Niko Kovac eine halbe Stunde länger für das Erreichen des Viertelfinals arbeiten, durfte erst aufgrund des erlösenden Treffers durch Kingsley Coman zum 3:2 nach 120 Minuten kollektiv die Arme in den klirrend kalten hauptstädtischen Nachthimmel recken.

Mats Hummels leistete sich vor dem 2:2 durch Selke einen folgenschweren Blackout.
© getty
Mats Hummels leistete sich vor dem 2:2 durch Selke einen folgenschweren Blackout.

FC Bayern: Hummels-Patzer steht sinnbildlich für Bayern-Probleme

Weil die traditionellen Bayern-Tugenden, die normalerweise unter anderem beinhalten, eine Führung mindestens zu halten, im Zweifel eher auszubauen, in der laufenden Spielzeit nicht greifen. Weil sich die Bayern zum wiederholten Male in dieser Saison aufgrund eines haarsträubenden Fehlers selbst (beinahe) um die Früchte ihrer Arbeit brachten.

Weil der Pechvogel diesmal Mats Hummels hieß, der einen harmlosen Ball lässig in die Arme seines Keepers köpfen wollte, stattdessen aber BSC-Angreifer Davie Selke dazu einlud, dessenTeam in die Verlängerung zu schießen.

"Wenn mir das Ding nicht passiert, gehen wir früher und souveräner vom Platz", stellte Hummels später fest und ließ die Szene aus der 67. Minute noch einmal Revue passieren. "Ich wollte zum Tor zurückköpfen, dann kam von David (Alaba, Anm. d. Red.) das Kommando, dass da ein Mann kommt. Dann kamen drei Gedanken zusammen und ich habe irgendein Mittelding gewählt. Das ist im Fußball meistens der falsche Weg."

Ein Fauxpas, der sinnbildlich für die aktuellen Bayern stand, die am Wochenende nach sieben Bundesliga-Siegen in Serie auch schon in Leverkusen eine Führung hergeschenkt, am Ende 1:3 bei der Werkself verloren und mit leeren Händen dagestanden hatten.

"Das zweite Tor der Hertha legen wir wieder selber auf. Wie in den letzten Wochen auch schon. Das müssen wir uns ankreiden lassen", sagte Kovac nach der Begegnung in der ARD mit Hinblick auf Hummels' Bock.

Er schob frei nach der obenstehenden grönemeyer'schen Erkenntnis nach: "Wir müssen unsere Fehler einfach abstellen. Aber sowas passiert eben." Der Hauptkritikpunkt sei, dass man sich dennoch zu viele "billige Tore" fange.

FC Bayern: Stets ein Gegentor im Jahr 2019

Tatsächlich gestalteten die Bayern noch keines der vier Rückrunden-Pflichtspiele im neuen Jahr zu Null, obwohl die Defensive zumeist nicht viele Chancen des jeweiligen Gegners zugelassen hatte. Besonders mit Hinblick auf die bevorstehenden, entscheidenden Wochen, die neben den Bundesliga-Partien gegen Schalke und Augsburg den Champions-League-Kracher gegen den offensivstarken FC Liverpool bereithalten, eine besorgniserregende Entwicklung aus Sicht der Münchner.

Doch, wie will die Kovac-Truppe den Problemen beikommen? Ulreich, der den am Daumen verletzten Torhüter Manuel Neuer zum zweiten Mal in Folge vertrat (fünf Gegentore in zwei Spielen) versuchte sich nach den neuerlichen vermeidbaren Defensivschnitzern an einer Patentlösung: "Ab und zu müssen wir sicherer sein und auch als FC Bayern den Ball wegschlagen."

Kovac befand abschließend: "Wenn wir nicht immer zwei oder drei Gegentore kassieren, gewinnen wir auch mal leichter unsere Spiele." Es könnt' also alles so einfach sein. Isses aber ganz offensichtlich nicht.

 

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