Ex-DFB-Präsident Reinhard Grindel tritt von seinen Ämtern bei FIFA und UEFA zurück

SID
Reinhard Grindel hat nach seinem Rücktritt beim DFB auch von seinen Ämtern bei FIFA und UEFA zurückgezogen.
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Reinhard Grindel hat auch seine internationalen Posten verloren. Der Ex-Präsident des Deutschen Fußball-Bundes ist von seinen Ämtern bei der FIFA und der UEFA zurückgetreten.

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Das war's endgültig für Reinhard Grindel. Es hat lediglich eine gute Woche gebraucht, um aus dem Global Player in Sachen Fußball einen tief gefallenen Ex-Funktionär zu machen. Acht Tage nach seinem Rücktritt als Präsident des Deutschen Fußball-Bundes hat Grindel auch seine lukrativen Ämter beim Weltverband FIFA und der Europäischen Fußball-Union (UEFA) niedergelegt. Das teilte der 57-Jährige, der UEFA-Vizepräsident und Mitglied im FIFA-Council war, am Mittwoch mit.

"Ich habe heute in einem Brief an UEFA-Präsident Aleksander Ceferin meinen Rücktritt als UEFA-Vizepräsident und als Mitglied des FIFA-Rats erklärt", schrieb in Grindel, der seit zwei Jahren im FIFA-Council und im UEFA-Exekutivkomitee saß, in einer Erklärung. Als Schuld-Eingeständnis will der frühere CDU-Politiker die Aufgabe seiner internationalen Ämter, die ihm eine halbe Million Euro pro Jahr einbrachten, allerdings nicht verstanden wissen. Vielmehr sieht sich Grindel als Oper einer Art "Hexenjagd" der vergangenen Tage.

"Die öffentliche Berichterstattung hat jedes Maß verloren. Durch die verspätete Meldung der Annahme eines Geschenks habe ich Spekulationen entfacht, gegen Regeln der Good Governance verstoßen zu haben", schrieb Grindel: "Ich stelle aber mit allem Nachdruck fest, dass ich wegen dieses Geschenks in keinerlei Interessenskonflikt geraten bin und jede Entscheidung so getroffen habe, wie ich dieses auch ohne Geschenk getan hätte."

Grindel will durch Rücktritt "guten Ruf der UEFA schützen"

Grindel hatte seinen Rücktritt vom Amt des DFB-Präsidenten in der vergangenen Woche mit der Annahme einer Luxusuhr von einem ukrainischen Funktionär begründet. Außerdem hatten Berichte über ein vermeintlich verschleiertes Zusatzeinkommen beim DFB in Höhe von 78.000 Euro den Druck auf den ehemaligen DFB-Schatzmeister stark erhöht. Bei der Frankfurter Staatsanwaltschaft läuft eine Verdachtsprüfung, allerdings nicht wegen der Uhr.

Laut Grindel gab es "keinerlei Unrechtsvereinbarung und keinerlei Beeinflussung" mit Blick auf seine Person. "Es war eine unerklärliche Arglosigkeit von mir, dieses Geschenk nicht sofort den zuständigen Compliance Beauftragten zu melden", erklärte Grindel: "Dafür übernehme ich die Verantwortung auf nationaler und internationaler Ebene. Es geht mir vor allem darum, den guten Ruf der UEFA zu schützen. Außerdem möchte ich den Weg der FIFA zu mehr Transparenz und Good Governance nicht belasten."

Grindel kam mit seinem Schritt den Ethik-Gremien des DFB, der FIFA und der UEFA zuvor. Schon am Mittwoch wollte sich die DFB-Ethikkommission mit dem Fall befassen. In der UEFA soll es ohnehin Stimmen gegeben haben, die Grindel einen Rückzug aus dem mächtigen Dachverband nahegelegt haben.

DFB setzt sich für deutschen Nachfolger im UEFA-Exko ein

Wie es beruflich für Grindel weitergeht, ist offen. Der frühere Journalist könnte zum ZDF zurückkehren. Wer bei den internationalen Verbänden auf Grindel folgt, entscheidet sich beim nächsten UEFA-Kongress - der allerdings erst am 3. März 2020 in Amsterdam stattfindet. Es gibt keinen Automatismus dahingehend, dass ein Deutscher wieder die Posten übernehmen wird. Allerdings ist davon auszugehen, dass der DFB als größter Einzelverband einen Kandidaten aufstellen wird.

Darauf lässt die Stellungnahme des Verbandes bereits schließen. Grindel habe sich "in den vergangenen Jahren mit hohem Engagement im UEFA-Exko und im Fifa-Council eingebracht und einen wichtigen Beitrag zur erfolgreichen Bewerbung um die Ausrichtung der Euro 2024 geleistet", ließ der DFB wissen: "DFB und DFL verbindet das gemeinsame Bestreben, dass sich der deutsche Fußball auch in Zukunft in die Arbeit der internationalen Gremien einbringen und als starker und verlässlicher Partner mitgestalten kann."

Der frühere FIFA-Ethikchef Hans-Joachim Eckert hatte den Rücktritt Grindels erwartet. "Moralisch ist der ganze Vorgang für jemanden, der bei der UEFA das Compliance-Komitee anführt, mehr als misslich", sagte Eckert dem SID am Mittwoch. Grindel sollte "die Konsequenzen kennen, wenn er eine solche Uhr als Geschenk annimmt".

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