Ajax - FC Bayern 3:3: FCB wackelt sich in irrem Spiel zum Gruppensieger

In der Partie ging es stets hart zur Sache.
© getty

Der FC Bayern München zieht als Gruppensieger ins Achtelfinale der Champions League ein. Den Münchnern reichte im direkten Duell mit Ajax Amsterdam ein 3:3 (1:0). In einem wilden Spiel mit zwei Führungswechseln offenbarte der deutsche Rekordmeister vor allem spielerische Schwächen - die Highlights im Video.

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Ajax übernahm von Beginn an die Initiative. Die Bayern, unverändert im Vergleich zum Derbysieg gegen Nürnberg, hatten Probleme mit dem hohen Gegenpressing der Niederländer und deren Spielwitz. Die Folge: Bayern konterte. So erfrischend und dynamisch die Amsterdamer in der Offensive auftrumpften, so unkoordiniert und löchrig war die Defensive. Bayern nutzte das kaltschnäuzig aus und ging nach nur 13 Minuten durch Lewandowski in Führung.

Ajax spielte weiterhin druckvoll, aber riskant nach vorne. Die Münchner scheiterten mehrmals am starken Onana - Lewandowski ließ zwei Großchancen liegen. Ansonsten zeigte der deutsche Rekordmeister eine schwache Leistung: niedrige Passquote, falsche Entscheidungen und Nachlässigkeiten im Zweikampf.

Bayerns Entlastungsangriffe waren mit zunehmender Spieldauer rar gesät. Unverständlich, dass Kovac den bis dahin starken Gnabry durch Thiago ersetzte. Ajax belohnte sich schließlich für den Dauerdruck.

Wöbers Platzverweis nach überhartem Einsteigen gegen Goretzka tat der Ajax-Dominanz keinen Abbruch, zumal Müller wenige Minuten später ohne jeglichen Orientierungssinn Tagliafico am Kopf traf und ebenfalls vom Platz flog.

Es begann die wilde Schlussphase. Zunächst verursachte Boateng durch sein ungestümes Einsteigen gegen Dolberg den Elfmeter zum 1:2. Tagliafico fällte wenig später Thiago ähnlich unkoordiniert - Lewandowski glich aus. Ajax drängte weiterhin auf den Sieg. Coman bestrafte das riskante Spiel, ehe Süle in der fünften Minute der Nachspielzeit den Ball beim Rettungsversuch selbst zum 3:3 über die Linie grätschte.

Daten des Spiels Ajax Amsterdam gegen FC Bayern

Tore: 0:1 Lewandowski (13.), 1:1 Tadic (61.), 2:1 Tadic (82./FE), 2:2 Lewandowski (87./FE), 3:2 Coman (90.), 3:3 Süle (90.+5/ET)

Rote Karten: Wöber (67./Ajax), Müller (75./FC Bayern)

  • In seinen vergangenen 22 CL-Gruppenspielen traf Lewandowski 22 Mal.

  • 16 zugelassene Torschüsse sind Höchstwert für den FC Bayern in dieser Saison.

  • 77,9 Prozent Passquote ist Bayerns neuer Tiefstwert in der Kovac-Ära.

  • Mit zwölf Punkten aus sechs Spielen ist es die beste CL-Gruppenphase für Ajax seit 1996/97, als es Amsterdam bis ins Halbfinale schaffte.

  • Erstmals seit zehn Jahren bleibt der FC Bayern in einer CL-Gruppenphase ungeschlagen, letztmals gelang dies 2008/09 unter Jürgen Klinsmann.

Star des Spiels: Andre Onana (Ajax Amsterdam)

Zeigte eine herausragende Partie - trotz der drei Gegentore. Verbuchte sechs Paraden. Vereitelte mitunter echte Hochkaräter gegen Gnabry (12.) und Lewandowski (27., 66.) und hielt seine Mannschaft im Spiel.

Flop des Spiels: Rafinha (Bayern München)

Zeigte bis auf seinen Sololauf im zweiten Durchgang eine unterirdische Leistung. Offenbarte große Schwächen im Stellungsspiel und spielte teils wilde Fehlpässe. War allein für 14 (!) Ballverluste verantwortlich.

Der Schiedsrichter: Clement Turpin (Frankreich)

Stand früh aufgrund einiger strittigen Elfmeterentscheidungen im Fokus. Sowohl Boateng (19.) als auch Kimmich (20.) setzten ihre Körper grenzwertig ein. Ein Pfiff blieb jeweils aus. Vertretbar, aber großzügig - Glück für die Bayern. Kimmich beschwerte sich in der 27. Minute lautstark, nachdem de Ligt ihn zu Fall brachte. Der deutsche Nationalspieler war jedoch zuvor ungestört zum Abschluss gekommen - richtige Entscheidung von Turpin, nicht auf den Punkt zu zeigen. Auch die Rote Karte gegen Wöber ging aufgrund der Härte des Fouls in Ordnung. Müllers Platzverweis war ebenso unumgänglich, auch wenn er Tagliafico übersehen hatte. Die beiden Elfmeter waren klar.

Die Stimmen zum Spiel von Sky:

Manuel Neuer (Kapitän FC Bayern München): "Es war sehr brisant am Ende. Dass wir noch das Tor kassieren, ist bitter. Ajax ist eine gute Mannschaft, das haben wir schon in München gesehen. Wir hätten in der ersten Halbzeit unsere Chancen nutzen und schon das eine oder andere Tor mehr machen müssen. Das Wichtigste ist, dass wir Tabellenerster sind, alles andere ist erst einmal zweitrangig. Wenn es natürlich um das Spiel geht, führen wir am Schluss und kriegen doch wieder das Tor. Das ist ärgerlich."

Robert Lewandowski (Doppel-Torschütze FC Bayern München): "Es war ein sehr offensives Spiel. Zum Glück sind wir Erster, aber unser Positionsspiel war heute nicht gut und daran müssen wir arbeiten. Wir hätten mindestens zwei Tore mehr schießen können. Wir müssen schauen, was dem Spiel fehlt und was wir in Zukunft besser machen können: Wir spielen in der Champions League und bekommen drei Tore, Ajax hatte viel mehr Ballbesitz. Wir dürfen nicht zufrieden sein, weil wir Gruppenerster sind, sondern schauen, was wir besser machen können."

Hasan Salihamidzic (Sportdirektor FC Bayern München): "Wir haben heute kein gutes Spiel gemacht. Das einzig Positive ist, dass wir Gruppenerster sind. Der Gegner hat es wirklich gut gemacht und uns dauernd unter Druck gesetzt. Wir konnten uns nur ganz selten befreien. Wir hätten in der ersten Halbzeit drei, vier Chancen nutzen müssen, aber dann haben wir das Spiel komplett aus der Hand gegeben und das darf uns natürlich nicht passieren. Wir lassen uns den Sieg wieder aus der Hand nehmen, belohnen uns nicht für das schwierige Spiel. Wir können es besser."

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