Borussia Dortmund - 1. FSV Mainz 05 2:1: BVB zittert sich zurück an die Spitze

Von Jonas Rütten
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Borussia Dortmund hat auf das 0:5-Debakel beim FC Bayern München in der Vorwoche die richtige Antwort gefunden und den 1. FSV Mainz 05 am 29. Spieltag der Bundesliga mit 2:1 (2:0) geschlagen. Im zweiten Durchgang wackelte Dortmund jedoch bedenklich und hätte sich beinahe noch den Ausgleich gefangen.

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Mit dem Heimsieg setzte sich der BVB vorübergehend wieder an die Tabellenspitze und hat aktuell zwei Punkte Vorsprung auf den FC Bayern. Der Rekordmeister gastiert am Sonntag in Düsseldorf.

BVB - Mainz: Die Stimmen zum Spiel

Lucien Favre (Trainer BVB): "Wir haben gewonnen, nur das zählt. Wir haben mit viel Tempo gespielt in der ersten Halbzeit, wir konnten das 3:0 machen. Dann wäre es fertig gewesen. Mainz hat dann das System gewechselt, und wir konnten das nicht verteidigen."

Sandro Schwarz (Trainer Mainz): "In der ersten Halbzeit waren wir zu passiv, haben uns selbst geschlagen. Die zweite Halbzeit war herausragend. Es ist ärgerlich, dass wir das 2:2 nicht über die Linie gedrückt haben. Wir haben Torchancen ohne Ende gehabt. Es ist ärgerlich, dass wir keinen Punkt geholt zu haben."

Marco Reus (Kapitän BVB): "Die zweite Halbzeit war einfach schlecht, die erste völlig in Ordnung. Aber in der zweiten haben wir uns viel zu wenig bewegt und hatten ganz wenige Torchancen. Die zweite Halbzeit ist für mich unerklärlich, das darf uns nicht passieren, denn Mainz war eigentlich tot. Wir können überhaupt nicht zufrieden sein, weil wir da gar nicht mehr gut Fußball gespielt haben. Wir müssen ehrlich sagen, dass wir das Spiel mit Hängen und Würgen gewonnen haben. Wenn du Meister werden willst, musst du an deine Grenze gehen und darüber hinaus. Wir müssen versuchen, den Druck weiter zu erhöhen und aufrecht zu erhalten."

Roman Bürki (Torwart BVB): "Ich bin nicht so glücklich über das Spiel, das wir gespielt haben in der zweiten Halbzeit, vor allem die letzten 15 Minuten. Wir haben ein super Spiel gemacht von Anfang an und zwei Tore geschossen. Als Mainz das 2:1 geschossen hat, waren wir ein bisschen ängstlich. Wir haben nur noch versucht, zu verteidigen. 'Zu verteidigen' ist noch gut ausgedrückt, wir standen nur noch hinten drin und sind nicht mehr in die Zweikämpfe gekommen. Ich würde nicht sagen, dass die Dominanz direkt bei Wiederanpfiff weg war, sondern eher auf die letzten 15 bis 20 Minuten tippen, in denen wir wirklich fast hinten reingedrängt wurden in unserem eigenen Stadion. Wir haben ein sehr gutes Team mit guten individuellen Spielern. Leider hat uns das heute nicht viel gebracht, aber wir haben gewonnen."

BVB - Mainz: Die Analyse

Nach dem 0:5-Debakel in München veränderte Favre seine Startelf auf drei Positionen: Weigl, Wolf und Götze ersetzten Zagadou, Piszczek und Dahoud. Es blieb jedoch bei der gewohnten Grundordnung im 4-2-3-1. Mainz-Trainer Rose stellte dem ein kompaktes 5-3-2-System in Lauerstellung entgegen. Der BVB startete zwar etwas behäbig und ohne großes Tempo ins Spiel, holte sich jedoch über Ballbesitz das nach der Schmach von München in Mitleidenschaft gezogene Selbstvertrauen zurück.

Erstmals wurde es nach zwei Standards gefährlich: Latza lenkte eine Götze-Hereingabe an den eigenen Pfosten (6.), Delaney köpfte anschließend freistehend den Ball in die Arme von Müller. Nur sieben Minuten später stand der Mainzer Schlussmann erneut im Fokus: Sancho bediente nach feinem Solo Bruun Larsen im Zentrum, der am glänzend parierenden Müller scheiterte (14.).

Der BVB dominierte fortan die Partie klar und fand nur wenige Minuten später den Schlüssel, um das Mainzer Bollwerk zu knacken: Götze verarbeitete ein Wolf-Zuspiel stark, startete auf rechts durch und fand in der Mitte Sancho, der zum 1:0 vollstreckte (18.). Eben jener Sancho erhöhte nach knapp 25 Minuten auf 2:0. Erneut entscheidend daran beteiligt war Götze, der Vorlagengeber Delaney stark in Szene setzte.

Die Dortmunder zeigten im ersten Durchgang eine gute Reaktion auf das Debakel in der Vorwoche, leisteten sich kaum defensive Wackler, verlagerten immer wieder gut die Seiten und antworteten einer tief stehenden Mainzer Fünferkette mit Einfallsreichtum und guten Ideen in der Offensive. Gefährlich wurde es im Mainzer Spiel nur einmal, als ein Onisiwo-Abschluss per Hacke den Dortmunder Pfosten streichelte (43.).

Der BVB knüpfte nach der Pause jedoch nicht an die konzentrierte Leistung aus der ersten Habzeit an, positionierte sich etwas tiefer, überließ den Rheinhessen wesentlich öfter den Ball und lauerte auf Konter, um das Spiel endgültig zu entscheiden.

Weil Mainz durchaus noch versuchte, zum Anschluss zu kommen und die eigenen Offensivbemühungen intensivierte, bekam der BVB immer wieder Gelegenheiten zum Umschaltspiel, spielte diese jedoch zu schlampig aus. Auch in der Defensive wackelte der BVB immer mehr und fing sich in der Schlussphase durch Quaison nach einem Standard den Anschusstreffer (84.).

Bürki rettete Dortmund anschließend mit drei sensationellen Paraden kurz hintereinander den Sieg. Über den Ausgleich hätte sich der BVB jedoch nicht beschweren dürfen. Nach der Pause bauten die Dortmunder immer mehr ab, gingen am Ende auf dem Zahnfleisch, wirkten körperlos und ohne Druck im Spiel nach vorne.

Die Daten des Spiels Borussia Dortmund gegen 1. FSV Mainz 05

  • Tore: 1:0 Sancho (18.), 2:0 Sancho (25.), 2:1 Quaison (84.)
  • Sancho ist nun historisch der jüngste Spieler mit elf Bundesliga-Toren (19 Jahre und 19 Tage). Die vorherige Bestmarke hielt Horst Köppel, der beim elften Tor rund drei Monate älter war.

  • Elfte Torbeteiligung für Götze in dieser Saison (4 Tore, 7 Assists) - so viele waren es zuletzt in seiner 2. Bayern-Saison 2014/15 (9 Tore, 2 Assists).
  • Der BVB hat 10 Torschüsse des Gegners zugelassen - so viele wie noch nie in dieser Saison. 9 davon kamen in Halbzeit zwei zustande.
  • Mainz kassierte 2019 in sieben Auswärtsspielen 21 Gegentore, im Schnitt also genau drei pro Partie.
  • Auch ohne Torbeteiligung war Witsel wieder einmal Herz und Hirn des BVB-Spiels im ersten Durchgang, hatte bei den Gastgebern die beste Passquote (97 Prozent) und die beste Zweikampfquote (80 Prozent).
  • In keinem anderen Saisonspiel ließ Dortmund so viele Torschüsse aufs Tor zu wie gegen Mainz (10).

Der Star des Spiels: Jadon Sancho (Borussia Dortmund)

Markierte in seinem 50. Pflichtspiel für den BVB seine Treffer zehn und elf und war somit der spielentscheidende Mann. Bereitete der Mainzer Hintermannschaft darüber hinaus mit seinen ständigen Seitenwechseln und Tempodribblings Kopfzerbrechen und hatte außerdem immer ein Auge für den Mitspieler (an 5 von 8 BVB-Torschüssen in Halbzeit 1 direkt beteiligt). So zum Beispiel bei seiner starken Flanke auf Bruun Larsen.

Der Flop des Spiels: Jean-Philippe Mateta (FSV Mainz 05)

Hing nach seinem Dreierpack gegen Freiburg in der Vorwoche komplett in der Luft. Hatte in Halbzeit eins die wenigsten Ballaktionen aller 22 Spieler und Glück, dass sein Gesichtswischer gegen Wolf nur mit Gelb geahndet wurde. Erschwerte Onisiwo bei dessen artistischem Pfostentreffer mit seinem Zuspiel in den Rücken das Leben. Hätte Mateta den Ball besser gesielt, wäre das eine hundertprozentige Torchance gewesen. Wurde in der 56. Minute durch Quaison ersetzt.

Der Schiedsrichter: Deniz Aytekin

Hatte kaum Probleme mit einer über weite Strecken sehr fairen Partie. Bedachte Matetas Gesichtswischer gegen Wolf im ersten Durchgang mit Gelb. Eine aufgrund der geringen Härte im Spiel vertretbare Entscheidung, hätte sich die Szene aber auch noch einmal anschauen müssen. Rot aufgrund einer tendenziellen Tätlichkeit wäre hart, aber auch in Ordnung gewesen. Ansonsten eine sehr abgeklärte Spielleitung des Unparteiischen.

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