Das Debüt von Leipzig-Keeper Mvogo

Yvon Mvogo feierte beim FC Augsburg sein Pflichtspieldebüt für RB Leipzig
© Getty

Bei der 0:1-Niederlage beim FC Augsburg feierte Yvon Mvogo sein Pflichtspieldebüt für RB Leipzig. Der 23-jährige Schweizer stand statt des nominellen Stammkeepers Peter Gulacsi im Leipziger Tor - und erlebte einen wechselhaften Abend.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Nachdem das in der Schlussphase doch sehr hitzige Spiel abgepfiffen und zwischen den Beteiligten auf dem Platz auch erstmal alles soweit ausdiskutiert war, machten sich die fußballspielenden Hauptdarsteller irgendwann der Reihe nach auf den Weg in ihre Kabinen. Dabei galt es die Mixed Zone zu passieren. Zuallererst, während die Augsburger noch in der Kurve mit ihren Fans feierten, kamen dort wütend wirkende Leipziger (wie Timo Werner) sowie enttäuscht wirkende Leipziger (wie Marcel Sabitzer) an. Sie marschierten in ihren verschwitzten und verregneten Trikots aber eilig hindurch, sie wollten nur mehr unter die Dusche.

Leipzig-Tormann Gulacsi hatte dagegen kein Bedürfnis nach einer Dusche. Sein Trainingsanzug war ja auch trocken, er saß das ganze Spiel über unter dem schützenden Dach der Auswechselbank. Gulacsi hatte also keine Eile und sogar Zeit, sich minutenlang mit dem mittlerweile angekommenen Augsburg-Verteidiger Martin Hinteregger zu unterhalten. Einst spielten sie gemeinsam bei RB Salzburg, es galt in der Vergangenheit zu schwelgen.

Wenige Meter daneben stand Mvogo, der 1,90 Meter große Grund, warum Gulacsis Trainingsanzug trocken war. Der nominelle Reservekeeper berichtete von seinem ersten Pflichtspiel im Tor von RB Leipzig, aber was er eigentlich berichten sollte, das wusste er irgendwie selbst noch nicht so genau. "Auf der einen Seite freue ich mich sehr, aber auf der anderen Seite bin ich einfach enttäuscht", beschrieb Mvogo seine gemischte Gefühlslage. Die Freude über das Debüt, die Enttäuschung über die Niederlage.

Erstes Gegentor nach vier Minuten, erste Parade nach 50

In der englischen Woche gab Leipzig-Trainer Ralph Hasenhüttl Mvogo die Chance, sich in einem Pflichtspiel zu zeigen, Stammkeeper Gulacsi rotierte dafür auf die Bank. "Das war schon länger abgesprochen", sagte Hasenhüttl und Mvogo selbst erklärte: "Ich wusste es früh genug, um mich gut vorzubereiten." Mit einer solchen Anfangsphase wie in Augsburg hatte Mvogo aber nicht gerechnet. Er und seine Kollegen seien überrascht gewesen von den stürmischen Schwaben, gab Mvogo zu.

Keine zwei Minuten waren gespielt, da machte er schon seinen ersten Fehler als Bundesliga-Keeper. Mvogo segelte im Strafraum unter einer hohen Freistoß-Flanke hindurch. "Das geht auf meine Kappe", sagte er danach. Zu seinem Glück hatte Michael Gregoritsch die daraus resultierte Chance vergeben. Keine zwei weiteren Minuten später musste Mvogo den Ball dann aber erstmals aus dem Netz holen. Am Treffer selbst war er zwar schuldlos, aber trotzdem: "Das hat mir weh getan."

Seine erste Parade durfte Mvogo erst in der 50. Minute zeigen, als er einen Schuss von Philipp Max mit dem Knie parierte. In der Zwischenzeit war Mvogo vor allem als hinterste Anspielstation gefordert. 46 Mal war er am Ball, über 80 Prozent seiner Pässe kamen an. Es ist ohnehin das, was ihn auszeichnet. "Yvon ist kein Linientorhüter, er ist fußballerisch sehr stark und spielt mit", sagte sein damaliger Torwarttrainer Stefan Knutti bereits im April im SPOX-Interview.

Nicht gekommen, um auf der Bank zu sitzen

Als Leipzig den Transfer von Mvogo verkündete, lobte Sportdirektor Ralf Rangnick den neuen Keeper für dessen "offensives Stellungsspiel" und "sehr gute Athletik". Dieses Paket hatte Leipzig dazu veranlasst, fünf Millionen Euro an die Young Boys Bern zu überweisen. Dort war Mvogo dreieinhalb Jahre lang Stammtormann und auch schon im Europapokal aktiv.

In Leipzig unterschrieb Mvogo dann für vier Jahre und sagte: "Dieser Wechsel soll mich in meiner sportlichen Entwicklung weiter voranbringen und ist daher für mich der nächste logische Karriereschritt." Während der Vorbereitung erläuterte er seine eigenen Ansprüche näher: "Ich komme nicht, um mich in Leipzig auf die Bank zu setzen." Und einige Wochen später: "Ich greife an."

Den Stammplatz von Gulacsi eroberte Mvogo bisher zwar nicht, aber dank der drei Wettbewerbe, in denen Leipzig aktiv ist, wird er trotzdem Chancen bekommen, sich zu zeigen. "Dann werde ich mein Bestes geben", sagte Mvogo. In Augsburg absolvierte er jedenfalls die erste dieser Chancen - und bekam dafür Lob von seinem Kapitän. "Er hat eine gute Präsenz gezeigt", sagte Willi Orban, "aber weil er neu in der Mannschaft ist, sind die perfekten Automatismen natürlich noch nicht da."

Automatismen als Leipziger Bundesliga-Tormann durfte bisher ohnehin erst einer entwickeln. Gulacsi stand bei 37 der 39 Leipziger Bundesligaspielen seit dem Aufstieg im Tor. Genau wie Fabio Coltorti hält Mvogo nun bei einem Einsatz. Dass ihm die Verantwortlichen weitere zutrauen, ist spürbar. Dass er sich selbst weitere zutraut, ebenfalls.

Artikel und Videos zum Thema