4:4! Hannover rettet Punkt bei irrem Torspektakel gegen Bayer Leverkusen

Leon Bailey entschied die Partie nach seiner Einwechslung zugunsten von Bayer Leverkusen
© Getty

Bayer Leverkusen ist zwar im zwölften Bundesligaspiel ungeschlagen geblieben, hat seine beeindruckende Hinrunde jedoch nicht mit einem Sieg gekrönt. Am 17. Spieltag trennte sich die Werkself auswärts in einem vogelwilden Spiel von Hannover 96 mit 4:4 (2:3).

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Beide Teams begannen mit hohem Tempo und spielten bei Ballgewinn schnell in die Spitze. Hannover wollte mit einer 3-4-3-Grundordnung auf defensive Stabilität setzen. Ein Vorhaben, das bereits nach zehn Minuten dahin war, als Julian Brandt eine Flanke von Lars Bender mit einer technisch anspruchsvollen Direktabnahme zur Führung nutzte.

Vom frühen Rückstand ließen sich die Hannoveraner nicht aus dem Konzept bringen und schlugen nur eine Minute später zurück - Ihlas Bebou verwertete dabei ebenfalls eine Flanke (Julian Korb).

In der Folge entwickelte sich eine vogelwilde Partie, in der Stabilität klein geschrieben war, weil die Abwehrreihen beider Seiten große Löcher aufwiesen und sich durch schnelle Tempowechsel Torgelegenheiten ergaben. Die Art und Weise, wie die Tore fielen, unterstrich den verrückten Charakter des Spiels: So ging Hannover durch einen Füllkrug-Foulelfmeter nach Videobeweis in Front, dann patzte 96-Keeper bei Admir Mehmedis Schuss in die kurze Ecke schwer, ehe kurz vor der Pause Felix Klaus mit einem abgefälschten Schuss erneut zur Führung traf.

Nach der Pause stellte Heiko Herrlich von einem 4-2-3-1 mit der Hereinnahme von Leon Bailey auf ein 3-4-3 um - und der Joker traf nach einem Steilpass von Kai Havertz direkt zum Ausgleich.

Auch in der zweiten Hälfte lieferten sich die Mannschaften einen offenen Schlagabtausch. Nach Baileys zweitem Treffer verpasste es die Werkself, das Ergebnis deutlicher zu gestalten und so blieb die Partie offen. Die Hannoveraner steckten nie auf und verdienten sich das späte Ausgleichstor, das passenderweise nach einem wilden Gestocher im Strafraum fiel.

Unter dem Strich ging die Punkteteilung in Ordnung, weil beide Mannschaften gefällig nach vorne spielten, defensiv jedoch jegliche Stabilität und Struktur vermissen ließen.

Die Daten zum Spiel

Tore: 0:1 Brandt (11.), 1:1 Bebou (12.), 2:1 Füllkrug (21./Foulelfmeter), 2:2 Mehmedi (25.), 3:2 Klaus (45.), 3:3 Bailey (47.), 3:4 Bailey (67.), 4:4 Korb (84.)

  • Fünf Tore vor der Pause sind neuer Saisonrekord, zuletzt gab es das am 5. Mai 2017 bei Köln - Bremen (3:2, Endstand 4:3).
  • Drei Tore vor der Pause hatte Hannover zuletzt am 28.11.2015 erzielt (gegen Ingolstadt 3:0, Endstand 4:0).
  • Kai Havertz ist mit 18 Jahren und 189 Tagen der jüngste Bundesliga-Spieler (seit detaillierter Datenerfassung 2004) mit zehn Torvorlagen und übertrifft Mario Götze, der 2011 bei dieser Marke 18 Jahre und 289 Tage alt war. Neben Götze schaffte es nur ein weiterer Spieler unter 20: Dortmunds Ousmane Dembele in der Vorsaison.
  • Schon zum dritten Mal in dieser Saison erzielt Leverkusen mindestens vier Tore in einem Spiel (zuvor 4:0 gegen Freiburg und 5:1 in Mönchengladbach), das schaffte sonst ligaweit nur Dortmund (auch dreimal).
  • Acht Tore gab es in dieser Saison zuvor nur bei Dortmund-Schalke, auch diese Partie endete 4:4.

Der Star des Spiels: Leon Bailey

Kam zur Pause und brachte sofort Schwung in die Leverkusener Offensive. Gab in nur 45 Minuten die meisten Torschüsse bei den Gästen ab (vier) und schnürte dabei einen Doppelpack.

Der Flop des Spiels: Jonathan Tah

Verschuldete mit seinem Foul gegen Klaus einen Foulelfmeter und fälschte zudem dessen Schuss beim 2:3 unhaltbar für Leno ab. Brachte zudem nur bedenklich schwache 35 Prozent seiner Pässe zum Mitspieler.

Der Schiedsrichter: Sören Storks

Souveräne Leistung. Entschied sich gegen einen Foulelfmeter, als Tah gegen Klaus zu spät kam und nur den Gegenspieler traf. Nach Absprache mit dem VAR und eigener Ansicht der TV-Bilder gab er den Strafstoß doch - zu Recht. In der 62. Minute bei Mehmedis leichtem Kontakt gegen Klaus nicht auf Elfmeter zu entscheiden, war ebenfalls korrekt.

Die Reaktionen der Trainer

Andre Breitenreiter (Trainer Hannover 96): "Meine Stimme ist in Mitleidenschaft gezogen worden. Das war der Punkt auf dem i eines erfolgreichen Jahres für uns. Leverkusen hat uns vor große Aufgaben gestellt, aber wir haben mit unserer Moral und unseren fußballerischen Möglichkeiten dagegen gehalten."

Heiko Herrlich (Trainer Bayer Leverkusen): "Die Zuschauer sind heute voll auf ihre Kosten gekommen, aber für uns Trainer ist so ein 4:4 ein Leidensweg. Beide Mannschaften haben mit offenem Visier gespielt, beide haben versucht, das Spiel zu gewinnen. Am Ende geht das 4:4 in Ordnung."

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