"Wir waren absolut unkonzentriert"

Philipp Lahm war mit der ersten Halbzeit gegen Eintracht Frankfurt unzufrieden
© getty

Bayern Münchens Philipp Lahm hat trotz des am Ende deutlichen 3:0-Siegs gegen Eintracht Frankfurt den Finger in die Wunde gelegt. Im Mixed-Zone-Interview sprach der Kapitän über die schwache erste Halbzeit, den großen Vorsprung in der Meisterschaft, das Karriereende von Xabi Alonso und die große Konkurrenz im Bayern-Kader.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Frage: Herr Lahm, herzlichen Glückwunsch zum 3:0-Sieg. Es gab in der Partie jedoch auch Phasen, in denen es nicht so rund lief und Eintracht Frankfurt zu einigen Chancen kam. Ist das vielleicht ein Stück weit normal in der derzeitigen Phase?

Philipp Lahm: "Nicht so rund" ist noch positiv ausgedrückt. Die erste Halbzeit war grenzwertig, das muss man schon so sagen. Der Gegner hat ein bisschen Druck gemacht. Wir waren absolut unkonzentriert, haben im eigenen Aufbau sehr, sehr viele Ballverluste gehabt - und das auch noch in der eigenen Hälfte. Da konnten wir froh sein, dass wir nicht in Rückstand geraten sind. Aber es zeigt dann natürlich unsere Klasse, dass wir mit einer Führung in die Halbzeit gehen, was nicht dem Spielverlauf entsprechend war.

Frage: Warum passieren diese Unkonzentriertheiten? Zu viele Spiele? Müde im Kopf?

Lahm: Ich glaube, es ist eine Mischung aus allem. Trotzdem sollte uns dieses Spiel zeigen, dass man immer wieder konzentriert aufs Spielfeld gehen und seine Leistung abrufen muss. Egal, gegen welchen Gegner es geht, wird es sonst schwierig. Wie ich bereits sagte: Wir mussten froh sein, dass es so lange 0:0 stand. Normalerweise wäre ein Rückstand verdient gewesen.

Frage: Die Konkurrenz hat verloren, für Sie war es ein perfekter Spieltag. Liegt die Meisterschale vielleicht wieder einmal bereits im Osternest?

Lahm: Wir müssen schauen, dass wir unsere Spiele gewinnen und dann werden wir sehen, wann wir Meister werden. Zehn Punkte Vorsprung auf den Zweiten sind ein großes Polster, wobei wir noch sehr, sehr schwierige Spiele haben. Nächste Woche geht es nach Gladbach, danach spielen wir zu Hause gegen Augsburg, aber dann geht es nach Hoffenheim, gegen Dortmund, nach Leverkusen. Wir haben noch richtig harte Aufgaben vor der Brust, zumal im April nur englische Wochen sind. Aber zehn Punkte Vorsprung sollten wir eigentlich nicht verspielen.

Frage: Gibt es Parallelen zur Triplesaison 2013, etwa was die Stimmung innerhalb der Mannschaft angeht?

Lahm: Keine Ahnung, damit habe ich mich noch überhaupt nicht beschäftigt. Es ist so eine Floskel, die gerne hergenommen wird, aber ich denke, wir tun gut daran, immer wieder von Spiel zu Spiel zu denken. Wir brauchen jetzt noch nicht ans Finale der Champions League oder ans Pokalfinale denken. Wir müssen erst einmal die nächste Runde überstehen. Es spielen vor allem in der Champions League viele gute Mannschaften, die das Turnier auch gewinnen können und wollen. Deswegen sollten wir erst einmal abwarten, wie die Auslosung aussieht und uns dann aufs Viertelfinale konzentrieren.

Wie schlagen sich die Bayern in der Bundesliga? Jetzt auf LigaInsider checken!

Frage: Der nächste alte Hase tritt zum Saisonende ab. Wer kann in die Fußstapfen von Ihnen und Xabi Alonso treten?

Lahm: Es ist ja nicht so, dass es im Sommer einen riesigen Bruch gibt und keine Spieler mehr da sind, die Verantwortung übernehmen. Es gibt in unserer Mannschaft sehr, sehr viele Spieler, die schon jetzt Kapitäne sind, Verantwortung übernehmen und das Bayern-Zeichen im Herzen haben. Manu, Thomas, Jerome, Mats, David, dazu noch die älteren Spieler wie Franck oder Arjen, die schon lange dabei sind. Da brauchen wir uns keine Sorgen machen.

Frage: Für Sie kam Alonsos Entscheidung aber wohl nicht überraschend?

Lahm: Es ist nicht so, dass Xabi und ich uns nicht ausgetauscht haben. Natürlich spricht man darüber und deshalb war es für mich auch keine Überraschung.

Frage: Joshua Kimmich hat seine Unzufriedenheit mit seiner Reservistenrolle in den letzten Wochen zum Ausdruck gebracht. Ist das für Sie nachvollziehbar?

Lahm: Dass er keine leichte Situation hat, ist verständlich. Es ist für einen Trainer eine schwierige Situation. Langsam kommen alle zurück. Jetzt sind wir dann zum ersten Mal komplett. Er kann nur elf aufstellen, ein paar sitzen auf der Bank, ein paar sind nicht im Kader. Josh hat gezeigt, auf welchem Niveau er Fußball spielen kann. Aber wir sind bei Bayern, da ist es natürlich schwierig, immer von Anfang zu spielen, über eine ganze Saison von Anfang an zu spielen. Das muss man akzeptieren. Er verhält sich da absolut professionell und ich glaube, es ist auch nur eine Frage der Zeit, bis er wieder spielt.

Frage: Sehen Sie ihn auf Dauer eher auf Ihrer Position rechts hinten oder im Mittelfeld?

Lahm: Ich bin sein Mitspieler, das kann ich nicht beurteilen.

Frage: Aber Sie haben ja ein Auge dafür...

Lahm: Es ist schön, wenn ein Spieler mehrere Positionen spielen kann. Er hat in der letzten Saison häufig als Innenverteidiger ausgeholfen und hat dort seine Sache sehr, sehr gut gemacht. Es ist sicherlich sein Vorteil, dass er bei uns flexibel einsetzbar ist.

Erlebe die Bundesliga-Highlights auf DAZN. Hol Dir jetzt Deinen Gratismonat

Frage: Ist es Fluch oder Segen, dass Sie nun alle Mann an Bord haben, wenn die entscheidenden Spiele kommen? Wenn in den kommenden Wochen die Viertel- und Halbfinals anstehen, sitzen immer wieder auch namhafte Spieler auf der Tribüne. Könnte das eine Problematik werden?

Lahm: Zunächst einmal ist es positiv, wenn alle Spieler gesund zurück sind, zumal ab April ja nur noch englische Wochen anstehen. Für den Trainer ist die Situation nicht so einfach. Er muss die schwierige Entscheidung treffen, wer nicht spielt und wer nicht einmal im Kader ist. In den letzten Jahren haben wir vor der Saison immer gesagt: Wenn alle fit sind, wird es Probleme geben. Und es gab nie wirklich Probleme. Ich glaube, jeder kennt seine Rolle innerhalb der Mannschaft und jeder versteht seine Position auch. Dann ist es auch einfacher, Dinge wegzustecken und weiterhin alles für die Mannschaft zu geben. Deswegen macht mir diese Situation nicht wirklich Sorgen.

Bayern - Eintracht Frankfurt: Die Statistik zum Spiel

Artikel und Videos zum Thema