"Das tut immer wieder neu weh"

Rene Adler kassierte bei der Niederlage in München acht Stück
© getty

Rene Adler erlebte mit dem Hamburger SV ein erneutes Fiasko beim FC Bayern. In der Mixed Zone sprach der Torhüter über die Gründe für die Niederlage, die fehlende Kampfbereitschaft seiner Mannschaft und Lehren für die nächsten Wochen.

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Frage: Herr Adler, 0:8 verloren, haben Sie eine Erklärung für das erneute Debakel beim FC Bayern?

Rene Adler: Da muss ich erstmal einen Schluck Kaffee trinken. (trinkt aus seinem Pappbecher) Man hat eindeutig gesehen, dass ohne Kampf und Zweikampfhärte nur wenige Mannschaften in der Bundesliga bestehen können, unter anderem auch wir. Das soll keine Ausrede sein, aber es war ein Tag, an dem bei Bayern alles lief und bei uns nix. Es geht ja immer um die Art und Weise der Niederlage. Wir waren immer einen Schritt zu spät und kamen nicht in die Zweikämpfe. Alles, was uns in den letzten Wochen ausgezeichnet hat, haben wir heute vermissen lassen. Deshalb kommst du hier unter die Räder. Und das in einer Deutlichkeit, die gerecht ist. Das 0:8 spiegelt die Zweiklassengesellschaft wider.

Frage: Wie war die Stimmung in der Kabine?

Adler: Dem 0:8 gleich, dementsprechend beschissen.

Frage: Sie waren der letzte Hamburger, der auch das 2:9 im März 2013 auf dem Platz erlebt hat. War das für Sie als Torhüter noch schlimmer und haben Sie während des Spiels mal daran gedacht?

Adler: Im Spiel konzentrierst du dich auf die einzelnen Aktionen, da denkt man nicht an die Vergangenheit. Man tut im Spiel alles dafür, damit es nicht so schlimm wird und versucht, vielleicht selbst noch gute Aktionen zu sammeln.

Frage: Warum ist es trotzdem so gekommen?

Adler: Wir haben uns in der Halbzeit gesagt, dass wir die zweite so angehen, als würde es 0:0 stehen. Auch da hätten wir noch etwas Positives für uns rausziehen können, unabhängig vom Endergebnis. Bei Bayern München kann man verlieren, aber in unserer Situation ist es wichtig, positive Erlebnisse zu sammeln. Diese Chance haben wir verpasst. Das ist bitter, weil wir heute mit dem Arsch das eingerissen haben, was wir uns an Ansehen in den letzten Wochen auch außerhalb Hamburgs aufgebaut haben. Auf der anderen Seite kann's auch zur rechten Zeit ein Schuss vorm Bug sein. Wir haben jetzt ein wichtiges Pokalspiel, dann kommt irgendwann die Crunchtime im Abstiegskampf. In der Phase werden wir uns vielleicht an das Spiel erinnern und daran denken, dass es ohne Kampf und Leidenschaft gegen keinen Gegner in der Bundesliga geht.

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Frage: Der HSV kam heute kaum in einen Zweikampf, hat die Bayern spielen lassen. Warum passiert Ihnen das in München mittlerweile seit Jahren?

Adler: Wenn ich das wüsste, würde ich es ansprechen und lösen. Wir werden das Spiel aufarbeiten, das wird ein bisschen länger dauern. Wir werden uns einiges anhören dürfen - auch zu Recht. Dann nehmen wir die Lehren mit, aber damit ist das Spiel für uns abgehakt. Wir tun gut daran, das Spiel so bitter es ist, schnell aus den Köpfen zu kriegen, weil wir am Mittwoch ein Spiel haben, das für uns als Mannschaft und den ganzen Verein extrem wichtig ist. Sie wissen selbst, wie das Geschäft läuft, wenn wir am Mittwoch ein super Spiel machen, eine Runde weiterkommen, dann ist die Niederlage nicht vergessen, aber vielleicht nur halb so schlimm.

Frage: Also kommt das Pokalspiel gegen Borussia Mönchengladbach gerade recht, damit nicht noch Diskussionen um ein Grillfest aufkommen.

Adler: Das war damals eine andere Situation. Das wird es in dieser Form sicherlich nicht mehr geben. Wir wissen, was wir an unseren Fans haben. Ich find es super, dass wir am Mittwoch wieder ran dürfen. Da müssen wir den Arsch hochkriegen und zeigen, dass wir es besser können. Und wir können es besser, das haben wir in den letzten Wochen gesehen. Jetzt kommt ein anderer Wettbewerb, wir spielen zuhause und wollen unbedingt weiterkommen.

Frage: Wie haben Sie die Reaktion der Fans aufgenommen, die sie nach Schlusspfiff nicht ausgepfiffen haben? Es gab positive Resonanz und der Schlachtruf "Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin!"

Adler: Für die Fans tut uns diese Niederlage besonders leid. Aber die Reaktion der Fans zeigt auch die Wichtigkeit, die das Pokalspiel hat. Ohne die Niederlage schönzureden, wir haben heute brutal schlecht gespielt und zu Recht in der Höhe verloren und wir werden heute und morgen noch traurig sein, aber dann geht der Blick Richtung Mittwoch. Da werden wir versuchen, das Ding wieder zu drehen und dem Verein, der Stadt und den Fans ein Pokalhalbfinale zu schenken.

Frage: Auch wenn es im ersten Moment komisch klingt: Hilft es vielleicht ein wenig, wenn man durch die Vergangenheit schon Erfahrung hat, wie man solch hohe Niederlagen aus den Kleidern schüttelt?

Adler: Das tut immer wieder neu weh. Ich persönlich habe mich noch nicht an hohe Niederlagen gewöhnt. Wenn es mal soweit ist, höre ich mit dem Fußballspielen ist.

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