"Wir werden Schlüsse ziehen - wie bei Hecking"

Klaus Allofs kündigte Konsequenzen nach der Niederlage in München an
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Der VfL Wolfsburg steckt durch die 0:5-Packung in München weiter in der Krise. Manager Klaus Allofs äußert sich anschließend im Interview über die Situation, Konsequenzen für Team und Trainer, Julian Draxler und Anschuldigungen zu einem Transfer von 2009 - sehr nachdenklich.

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Frage: Herr Allofs, Ihre Mannschaft hat es zu Beginn der beiden Halbzeiten ganz gut gemacht. Was war in der restlichen Zeit los?

Klaus Allofs: Das ist eine gute Frage. Es war ein starker Gegner und wir haben viele Dinge nicht so gut gemacht. Schaut man sich aber die Tore an, muss man sagen, dass es dreimal keine gezielten Vorlagen waren, sondern abgefälschte Schüsse, bei denen wir nicht rechtzeitig herausgerückt sind. Es sind diese kleinen Dinge und wir müssen daran arbeiten, sie zu verbessern. Nur so werden wir Punkte holen. Vielleicht haben wir es uns heute aufgehoben für die nächste Woche. Ich hätte mir gewünscht, dass wir uns in so einem Spiel mehr Selbstvertrauen holen. Natürlich haben wir davon geträumt, hier einen Punkt oder mehr mitzunehmen. Von vornherein war das natürlich sehr unwahrscheinlich.

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Frage: Ist das Team aktuell nicht wach genug?

Allofs: Wenn die Dinge generell nicht so gut laufen, man unzufrieden mit der Situation und der Denkprozess ein bisschen langsamer ist, dann führt das alles dazu, dass ein Spiel so endet.

Frage: Hat Ihnen heute an der Körpersprache auch ein bisschen was gefehlt?

Allofs: Es ist im Moment scheinbar schwierig, sich als Mannschaft gegen so einen guten Gegner zu stemmen, wenn nicht das eintrifft, was man sich vorgenommen hat. In unserem Fall also lange die Null zu halten.

Frage: Die Konkurrenz im Keller hat gewonnen. Wie bewerten Sie die Situation?

Allofs: Letztendlich ist das nicht ganz so schlimm, denn wir stecken sowieso da unten drin. Ich hoffe, wir haben nicht gedacht, dass wir das nächste Vierteljahr von einem Drei-Punkte-Vorsprung würden leben können. Wir müssen Punkte holen und nicht auf die Anderen schauen. Wir müssen wieder zuhause gewinnen, sonst wird es schwierig. Das sollte uns interessieren und nicht, was der HSV oder Ingolstadt machen.

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Frage: Sehnen Sie die Winterpause herbei?

Allofs: Ja, schon. Aber nicht mit zehn Punkten. Wir haben Dinge im Kopf, die wir verändern wollen, und wir hoffen, dass das umzusetzen ist. Die Winterpause ist die beste, aber auch einzige Gelegenheit dazu.

Frage: Können Sie das konkretisieren? Was wollen Sie verändern?

Allofs: Zuerst müssen wir schauen, was wir auf dem Transfermarkt machen - ob wir da noch Verstärkungen dazuholen. Das ist selbstverständlich.

Frage: Und wie steht es um den Trainer?

Allofs: Wenn mir jemand sagt, dass der Trainerwechsel von den Punkten her nichts gebracht hat, muss ich ihm zustimmen. Wir müssen nicht drum herum reden. Ich denke aber schon, dass sich ein paar Dinge weiterentwickelt haben. Das muss nur fortgeführt werden. Kommen, Hand auflegen - das hat nicht funktioniert. Das müssen wir uns eingestehen. Die Geschäftsführung in Verbindung mit dem Aufsichtsrat wird sich Gedanken machen, bewerten und daraus die richtigen Schlüsse ziehen. So, wie es auch in der Vergangenheit war. So, wie es war, als wir Dieter Hecking abgelöst haben. So werden wir das in den nächsten Wochen auch wieder bewerten. Entweder, es erscheint uns erfolgsversprechend, oder es ist nicht so.

Frage: Was bedeutet es, dass Julian Draxler heute nicht im Kader stand?

Allofs: Vielleicht zur Aufklärung: Wir haben ihn nicht zum Verkauf freigegeben, wir haben auch kein Preisschild drangehängt. Was wir geändert haben, ist unsere grundsätzliche Haltung, die wir im Sommer hatten. Da haben wir gesagt: Wir wollen ihn nicht abgeben. Damit haben wir keine gute Erfahrung gemacht, das müssen wir ganz nüchtern so betrachten. Sollte es ein Angebot geben, werden wir uns damit auseinandersetzen. Dann werden wir schauen, wie wir reagieren.

Frage: Kann Draxler gegen Frankfurt also wieder im Kader stehen?

Allofs: Julian war heute nicht dabei, weil es der Trainer so entschieden hat. Es war die alleinige Entscheidung von Valerien Ismael. Es war keine erzieherische Maßnahme oder sonst irgendwas. Der Trainer hat gesagt: 'Im Moment brauche ich Spieler, von denen ich denke, dass sie hundertprozentig in der Lage sind - körperlich, aber auch vom Kopf her.' Das Problem ist, glaube ich, kein körperliches. Der Trainer ist zu dieser Entscheidung gekommen, weil unter der Woche und auch schon davor eben einige Dinge passiert sind. Wir haben ständig Diskussionen zu führen. Für den nächsten Samstag könnte das theoretisch wieder anders aussehen.

Frage: Der Spiegel hat, basierend auf zugespielten Informationen der Enthüllungsplattform Football Leaks, in dieser Woche veröffentlicht, dass Sie für die Vertragsverlängerung mit Ihrem damaligen Spieler Naldo 2009 bei Werder Bremen eine Honorarvereinbarung mit zwei Beratern geschlossen haben, die eine Firma im Steuerparadies British Virgin Islands hatten. Gibt es von Ihnen eine Stellungnahme dazu?

Allofs: Ich kann es verkürzt sagen: Die Verdächtigungen und Anschuldigungen, die gemacht worden sind, sind haltlos. Das kann ich klar zurückweisen. Ich habe heute auch noch einmal mit meinem Kollegen von Werder Bremen gesprochen, der zu der Zeit auch Teil der Geschäftsführung war. Das sind alles Dinge, die legal abgelaufen sind.

Frage: Der Vorgang an sich stimmt aber? Dass es mit diesen beiden Spielerberatern einen Vertrag gab?

Allofs: Es ist ein Vertrag verlängert worden und für zwei Spielerberater, die eine Firma haben, ist eine Provision gezahlt worden. Das ist richtig.

Frage: Dass der Sitz dieser Firma im Steuerparadies liegt, spielt dann keine Rolle?

Allofs: Es ist so, wie ich es gesagt habe. Ich habe es sogar noch einmal überprüfen lassen, obwohl ich das gar nicht gemusst hätte. Denn ich weiß, wie die Gepflogenheiten bei Werder Bremen sind. Damals wurde auch alles geprüft. Es wurde zu der Zeit nicht beanstandet. Das sollte in dem Fall auch genügen.

Frage: Am Sonntag ist die Weihnachtsfeier des VfL angesetzt. In welcher Atmosphäre wird da denn 'gefeiert'?

Allofs: Das ist im Moment nicht mein Problem. Manchmal werden es in solchen Situationen die schönsten Feiern.

Bayern - Wolfsburg: Daten zum Spiel

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