Auch Hannover siegt gegen Dortmund

In den letzten sieben Bundesliga-Heimspielen konnte der BVB nicht mehr zu Null spielen
© Getty

Borussia Dortmund haben die Champions-League-Trikots, die man nach einer Sondergenehmigung der DFL beim Heimspiel gegen Hannover 96 trug, kein Glück gebracht. Der BVB verlor am 9. Spieltag der Bundesliga mit 0:1 (0:0) gegen die Niedersachsen und rutscht somit immer tiefer in die Krise.

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Vor 80.667 Zuschauern im ausverkauften Signal Iduna Park erzielte Hiroshi Kiyotake mit einem direkt verwandelten Freistoß das Tor des Tages (62.) und beendete damit nach 415 Minuten die Torlosserie. Für die Niedersachsen war es zudem der erste Treffer in der Fremde in dieser Saison - und natürlich der erste Sieg.

Ceyhun Gülselam sah kurz vor dem Ende die Gelb-Rote-Karte.

Für den BVB steht damit die vierte Pleite (erstmals seit März/April 2000) sowie das sechste sieglose Ligaspiel in Serie. Dortmund kassierte zudem im neunten Bundesligaspiel in Folge mindestens ein Gegentor - das passierte zuletzt zwischen Oktober 2013 und Februar 2014 (11 Partien).

Nur sieben Punkte nach neun Spielen - in seiner langen Bundesliga-Historie war der BVB nur zwei Mal schlechter: 1984/85 und 1985/86 holte man zu diesem Zeitpunkt umgerechnet sogar nur sechs Zähler.

Hannover feiert dagegen nach drei Niederlagen in Folge mal wieder einen Dreier.

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Reaktionen:

Jürgen Klopp (Trainer Borussia Dortmund): "Wir haben vier, fünf hundertprozentige Chancen herausgespielt, aber nichts daraus gemacht. Wir müssen uns belohnen, aber das tun wir nicht. So wie wir uns jetzt fühlen, das ist natürlich das Allerletzte, was man haben will. Das zu ändern, liegt nur in unserer Hand, dabei kann uns jetzt keiner helfen. Das ist schwierig, aber wir müssen jetzt weitermachen."

Tayfun Korkut (Trainer Hannover 96): "Das war ein sehr schwieriges Spiel bei einer Top-Mannschaft. Wir sind in einer Phase, in der es nicht so gut läuft. Dennoch ein Riesenkompliment, denn wenn man spielerisch nicht mithalten kann, muss man sich zumindest versuchen zu wehren. Dafür braucht man aber auch Glück."

Mats Hummels (Borussia Dortmund): "Wenn wir unsere Chancen nutzen, gehen wir mit einem 3:0 nach Hause. Doch jetzt kassieren wir wieder eine Niederlage, manchmal ist es echt bescheiden. Davon haben wir im Moment einige Partien, die ähnlich verlaufen. Ich glaube, dass das, was man sich vorgenommen hat, nicht mehr realisierbar ist. Der Ball war lange in der Luft. Ich war überrascht, dass er im Tor gelandet ist."

Marco Reus (Borussia Dortmund): "Wir müssen mehr Spaß am Spiel haben (...) und jetzt einen kühlen Kopf bewahren. Die Spiele werden weniger und wir stecken tief unten drin. Über die Champions-League-Quali zu reden, wäre - so glaube ich - jetzt der falsche Ansatz."

Ron-Robert Zieler bei "Sky" (Torhüter Hannover 96): "Es ist eine tolle Sache in Dortmund zu Null zu spielen. Ich war schon oft hier und da hat es mit der Null nicht geklappt. Ich hoffe, dass wir im Pokal und dann zu Hause gegen Frankfurt nachlegen können."

SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Drei Neue in der Dortmunder Startelf nach dem 4:0-Sieg in Istanbul: Für Sokratis, Kehl und Kagawa spielen Durm, Gündogan und Ramos (100. Bundesligaspiel des Kolumbianers). Keeper Weidenfeller bestreitet sein 322. Ligaspiel für die Borussia und zieht damit mit Vereinslegende Dede gleich.

Hannover nach der 0:3-Heimpleite gegen Gladbach mit zwei Veränderungen: Stankevicius (Bundesligadebüt für Litauer) und Felipe beginnen für die Außenverteidiger Pander und Sakai, die beide nicht im Kader stehen.

6.: Stankevicius schleudert einen Einwurf von rechts in die Mitte. Am Elfmeterpunkt ist Bittencourt vor Piszczek am Ball, seine Direktabnahme geht nur knapp rechts am Pfosten vorbei.

12.: Seitenwechsel des BVB nach rechts. Piszczek legt per Kopf ab auf Mkhitaryan. Der dreht sich am rechten Strafraumeck um die eigene Achse und schießt mit links - Zieler muss sich lang machen und wehrt zur Ecke ab.

17.: Reus schickt Piszczek rechts schön in den Strafraum. Dessen scharfe Hereingabe versenkt Gülselam in der Mitte beinahe ins eigene Tor.

18.: Die anschließende Ecke tritt Reus direkt auf den Kopf von Hummels. Zieler streckt sich und lenkt die Kugel stark an die Querlatte.

20.: Über Mkhitaryan und Gündogan kombiniert sich der BVB zu Reus, der freie Schussbahn hat. Sein Versuch mit links geht flach und knapp am rechten Pfosten vorbei.

39.: Reus zieht im Zentrum an und spielt Aubameyang links im Strafraum an. Der Gabuner legt zurück auf Reus, dessen Linksschuss sich jedoch auf das Tornetz senkt.

47.: Mkhitaryans Diagonalball kommt links bei Reus an, weil Stankevicius unter der Kugel durchtaucht. Reus hat freie Schussbahn, schießt mit links aber rechts vorbei.

55.: Starker langer Diagonalball von Hummels auf Piszczek, der von rechts direkt nach innen gibt. Aubameyang lässt unbeabsichtigt für Reus prallen. Dessen Flachschuss kratzt Zieler aus dem rechten Eck.

62., 0:1, Kiyotake: Mit einer Zweikampfquote von 0 Prozent tritt Kiyotake zum Freistoß von halblinks an. Der Japaner schießt den Ball über die Mauer hinweg auf den linken Pfosten, Weidenfeller kommt zu spät - drin.

65.: Beinahe das zweite Tor für 96. Nach einem schönen Chip von Joselu kommt Kiyotake aus acht Metern zum Abschluss. Weidenfeller wehrt erfolgreich ab. Nur Sekunden später ist Joselu rechts im Strafraum durch, scheitert aber ebenfalls am Dortmunder Torwart.

76.: Durm mit rechts von links in die Mitte. Ramos ist vor Schulz am Ball, köpft aber knapp neben den linken Pfosten.

89., Gelb-Rot, Gülselam: Gülselam grätscht Reus weg und sieht die zweite Gelbe Karte des Tages - korrekte Entscheidung.

Fazit: Dortmund war bemüht und hatte genügend Torchancen. Nach dem urplötzlichen Führungstor der Gäste brachte der BVB aber nichts Sinnvolles mehr zustande.

Der Star des Spiels: Ron-Robert Zieler hielt seinem Team lange Zeit die Null. Zeigte dabei einige richtig starke Paraden, dazu gut im Rauslaufen.

Der Flop des Spiels: Pierre-Emerick Aubameyang. Hing lange in der Luft und kam mit dem wenigen Platz im Zentrum nicht zu Recht. Dazu mit einer ganz schwachen Zweikampf- und Passquote.

Der Schiedsrichter: Tobias Stieler wählte eine großzügige Linie. Damit lag er nicht zwar nicht immer (vor allem bei Abseitsentscheidungen), aber größtenteils doch richtig. Korrekte Entscheidung, die beiden Streithähne Mkhitaryan und Gülselam nach ihrem Tete-a-Tete zu verwarnen (51.). Auch richtig, Sokratis' Handspiel im Strafraum als nicht absichtlich zu werten (81.). Kagawas Auflaufen auf Marcelo im 96-Strafraum wenig später war ebenfalls nicht elfmeterwürdig.

Das fiel auf:

  • Dortmund fand in den ersten zehn Minuten überhaupt keinen Zugriff auf das Geschehen. Reus, Mkhitaryan und Bender verzeichneten in dieser Anfangsphase keinen einzigen Ballkontakt. Hannover schob früh nach vorne und ließ den Ball gut laufen - der BVB lief da nur hinterher.
  • Die Borussia in der Folge defensiv besser organisiert, so dass man einige Konter der Gäste bereits frühzeitig ablaufen und Balleroberungen erzielen konnte. 96 griff im Spielaufbau daher häufiger auf lange Bälle zurück.
  • Dortmund war die Wichtigkeit der Partie anzumerken. Das gesamte Gebilde wirkte immer wieder fahrig, in zahlreichen Momenten fehlte es an Präzision, Handlungsschnelligkeit oder Timing. Statistisch gesehen spielte der BVB beinahe ein Drittel seiner Pässe zum Gegner, das ist die schwächste Quote der bisherigen Spielzeit.
  • Gefährlich wurden die Westfalen aus dem Spiel heraus meist nur nach erfolgreichen Gegenpressing-Aktionen, die dann über die beiden Hannoveraner Außenverteidiger - eigentlich zwei gelernte Innenverteidiger - vorgetragen wurden.
  • Hannover vor dem Führungstor 55 Minuten ohne Schuss aufs Tor. Dortmund verlor nach dem sechsten Rückstand in Folge sofort den Faden, 96 kam direkt zu zwei hochkarätigen Abschlusssituationen.
  • Dortmunds Reaktion auf den Rückstand fiel unstrukturiert aus. Man rannte zwar an, kam aber nicht mehr in den Rücken der Abwehr. Die Torschussversuche blieben viel zu harmlos. Hannover verteidigte die Führung relativ problemlos.

Dortmund - Hannover: Die Statistik zum Spiel