Bayern-Juwel Sarpreet Singh: Wie ein West-Ham-Profi sein Leben veränderte

Sarpreet Singh hinterließ positive Ansätze in der Vorbereitung des FC Bayern.
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Sarpreet Singh wechselte Anfang Juli zum FC Bayern, um die zweite Mannschaft des deutschen Rekordmeisters zu verstärken. Nach beeindruckenden Leistungen in der Vorbereitung der Profis sieht Trainer Niko Kovac das Offensivtalent aus Neuseeland aber als Alternative für die dünn besetzten Außenbahnen. Ohne einen Verteidiger von West Ham United wäre es womöglich nie so weit gekommen.

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Er schaute erst nach rechts, dann nach links. Das rege Tuscheln, das um ihn herum stattfand, nahm er mit einem verlegenen Lächeln zur Kenntnis. Dann stieg Sarpreet Singh mit langsamen Schritten in den wartenden Kleinbus ein, der ihn zum Trainingsplatz in Rottach-Egern bringen sollte. Fast so, als hege er die Hoffnung, irgendjemand würde ihn ja vielleicht doch noch erkennen.

Der schmächtige Junge mit den dunklen Haaren hatte soeben das Mannschaftshotel des FC Bayern am Tegernsee verlassen und war im Gegensatz zu den meisten seiner Kollegen nicht von den zahlreich erschienenen Fans um ein Foto oder ein Autogramm gebeten worden. Er ist eben noch kein allzu Bekannter in Bayern, dieser Singh.

Ein Umstand, der sich schnell ändern könnte, wenn man Niko Kovac dieser Tage so zuhört. Der Trainer des deutschen Rekordmeisters ist begeistert von dem 20 Jahre alten Neuzugang, der Anfang Juli zum Schnäppchenpreis von 650.000 Euro vom neuseeländischen Erstligisten Wellington Phoenix gekommen war. "Einen guten Fang" habe man gemacht, so das Kompliment von Kovac an die Scoutingabteilung um Chefscout Marco Neppe und Sportdirektor Hasan Salihamidzic.

FC Bayern: Niko Kovac sieht Sarpreet Singh bei den Profis

"Sarpreet ist sicherlich einer, der erst einmal für die zweite Mannschaft vorgesehen war. Ich betone das mit dem war", sagte der 47-Jährige schon nach der USA-Reise im Juli. Singh sei ähnlich wie der Kanadier Alphonso Davies "sehr viel weiter als der ein oder andere in der zweiten Mannschaft".

Ein Eindruck, der sich am Tegernsee noch einmal verfestigte. Das Testspiel gegen den ansässigen Kreisklassen-Vertreter FC Rottach-Egern war gewiss kein Gradmesser, Singh zeigte aber vor allem in den öffentlichen Trainingseinheiten bleibenden Eindruck. Trickreich und handlungsschnell präsentierte er sich bei den intensiv geführten Abschlussspielen vor über 2500 Schaulustigen, seine Dribblings und Schnittstellenpässe ließen sich sehen.

"Ich bin mit ihm sehr zufrieden und bin auch positiv überrascht über die Entwicklung", schwärmte Kovac von dem Linksfuß. Singh dürfte zwar hin und wieder auch für die von Sebastian Hoeneß trainierten Bayern-Amateure in der dritten Liga auflaufen, vornehmlich aber den Profi-Kader erweitern. Auch für das erste Pokalspiel bei Energie Cottbus (heute ab 20.45 Uhr im LIVETICKER ) ist Singh nominiert. Es geht steil bergauf für ihn. Das war gerade in seiner Jugend nicht immer so.

Lange Kapitän der neuseeländischen Nationalmannschaft und Förderer von Sarpreet Singh: Winston Reid.
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Lange Kapitän der neuseeländischen Nationalmannschaft und Förderer von Sarpreet Singh: Winston Reid.

Sarpreet Singh und ein Stipendium von Winston Reid

Fußball zählt in Neuseeland bekanntlich nicht zu den Nationalsportarten, Rugby, Cricket, Softball und Netball haben bei den Kiwis einen deutlich höheren Stellenwert und werden mehr gefördert. Umso schwieriger ist es für fußballinteressierte Kinder, Stipendien für eine adäquate Fußballausbildung zu erhalten. Singh bekam seine im Jahr 2015, mit 16, als ihn das Scots College in Wellington aufnahm.

Kein Geringerer als der frühere neuseeländische Nationalspieler Winston Reid, Innenverteidiger beim englischen Premier-League-Klub West Ham United, hatte das Förderprogramm ins Leben gerufen, das dem Jungspund verhalf, seinen Traum zu verwirklichen. Der als Sohn indischer Einwanderer in Auckland geborene Singh war sogar nur einer von zwei talentierten Kicker, die ein Stipendium erhielten. Der andere "Auserwählte", Max Mata, steht heute beim estnischen Klub Nömme Kalju unter Vertrag.

Reid sagte damals: "Ich hoffe, dass es von der nächsten Generation ein paar nach Europa schaffen, ihre Spuren hinterlassen und noch weiter bringen als ich."

Wynton Rufer: "Der Junge hat etwas Spezielles"

Die Vision des 31-Jährigen nimmt dank Singh allmählich Gestalt an. Der Linksfuß entwickelte sich mithilfe des Stipendiums schnell zu einem gestandenen Erstliga-Spieler bei Wellington Phoenix und kam mittlerweile auch schon fünf Mal als A-Nationalspieler zum Einsatz. Vor etwas mehr als einem Monat holte ihn dann der FC Bayern.

"Eine besondere Sache", findet der neuseeländische Ex-Profi Wynton Rufer, der einst für Werder Bremen und den 1. FC Kaiserslautern aktiv war. "Es wäre unglaublich für unser Land, wenn Singh sich bei den Profis von Bayern durchsetzen würde. Aber ich traue es ihm zu. Der Junge hat etwas Spezielles."

Sarpreet Singh im Steckbrief

geboren20. Februar 1999 in Auckland, Neuseeland
Größe1,75 m
Gewicht68 kg
Positionoffensives Mittelfeld (zentral, rechts und links)
starker Fußlinks
StationenOnehunga Sports Jugend, Wanderers SC Jugend, Wellington Phoenix Jugend, Wellington Phoenix, FC Bayern
Profispiele/-Tore/ -Vorlagen75/17/19
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