Kommentar zum VfB: Stuttgarts Scherbenhaufen ist Reschkes Erbe

Der VfB Stuttgart hat am Samstag mit 0:6 beim FC Augsburg verloren.
© getty

Der VfB Stuttgart hat sich nach der Schmach von Augsburg von Markus Weinzierl getrennt. Die Entlassung des Trainers war überfällig, doch die Hauptschuld für die katastrophale Situation ist bei Michael Reschke und Wolfgang Dietrich zu suchen. Ein Kommentar von SPOX-Redakteur Felix Götz.

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23 Spiele, vier Siege, vier Unentschieden, 15 Niederlagen und ein Torverhältnis von 21:54: Die Trainerentlassung beim VfB war wieder einmal unumgänglich. Geradezu alternativlos, wenn man bedenkt, in welch verheerendem Zustand sich die Mannschaft in den vergangenen Wochen präsentiert hat.

Weinzierl hat es, seit er im vergangenen Oktober vom ebenfalls erfolglosen Tayfun Korkut übernommen hat, nicht ansatzweise geschafft, dem Team Leben einzuhauchen. Ganz im Gegenteil: Stuttgart trat in aller Regel unwahrscheinlich harmlos und noch schlimmer - teilweise auch emotionslos - auf.

Weinzierl hinterließ zuletzt auch abseits des rein Sportlichen einen unglücklichen Eindruck. Bei der Pressekonferenz in der vergangenen Woche, als der 44-Jährige gefragt hatte, ob er eigentlich auch am schwachen Angriff und haarsträubenden Fehlern in der Abwehr schuld sei, hätte man ihm am liebsten zugerufen: "Sie sind aktuell der Chef dieser Truppe. Also wer denn bitte sonst?"

Hitzlsperger hat zu lange an Weinzierl festgehalten

Die negative Entwicklung gipfelte schließlich am Samstag im 0:6-Desaster in Augsburg. Es war einer der grauenhaftesten Auftritte der VfB-Geschichte. Ein Spiel, bei dem mancher Fan anschließend nicht mehr sagen konnte, ob sein Kopf vor Zorn oder Scham rot angelaufen war.

Diese Entwicklung war - wenn auch nicht in diesem gravierenden Ausmaß - absehbar. Sportvorstand Thomas Hitzlsperger muss sich deshalb den Vorwurf gefallen lassen, zu lange an Weinzierl festgehalten zu haben. Zur Erinnerung: Sieht man einmal vom 5:1 gegen Prügelknabe Hannover ab, liegt der letzte VfB-Sieg über vier Monate zurück.

Reschke auf ganzer Linie gescheitert

Freilich ist Weinzierl längst nicht der Hauptschuldige am Stuttgarter Niedergang. Neben den vielen schlechten Entscheidungen des unbeliebten Präsidenten Wolfgang Dietrich ist der Stuttgarter Scherbenhaufen das Erbe des im Februar entlassenen Michael Reschke.

Der als "Perlentaucher" angepriesene Sportvorstand hat im trüben Wasser des Transfermarkts die Orientierung verloren und einige Spieler an die Oberfläche befördert, die zwar einen bekannten Namen und einen fetten Gehaltszettel haben, dafür aber - zumindest im Trikot des VfB - selten Leistung abrufen und sich aktuell wegducken.

Fakt ist: Reschke hat eine teure Mannschaft zusammengestellt, die überhaupt nicht als solche funktioniert. Er ist damit als "Kaderplaner" auf ganzer Linie gescheitert. Zudem lag er mit der Wahl der Trainer Korkut und Weinzierl daneben.

Gesicht der Mannschaft muss sich radikal verändern

Reschke und Dietrich haben damit dafür gesorgt, dass Hitzlsperger, dem neuen Sportdirektor Sven Mislintat und Interimstrainer Nico Willig eine Mammutaufgabe ins Haus steht. Zunächst einmal geht es darum, irgendwie noch den Klassenerhalt zu schaffen.

Gelingt diese wacklige Mission, geht die Arbeit an einer besseren Zukunft aber erst so richtig los. Denn klar ist: Das Gesicht der Mannschaft muss sich im Sommer radikal verändern.

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