Hamburger SV: Mitglieder wählen Bernd Hoffmann zum neuen Präsidenten

SID
Bernd Hoffmann bei seiner Rede im Rahmen der HSV-Mitgliederversammlung am Sonntag.
© getty

Der Hamburger SV verliert im Abstiegskampf immer mehr den Anschluss und liefert keine Argumente für ein erneutes Happy End. Am Sonntag wurde der frühere HSV-Boss Bernd Hoffmann zum neuen Präsidenten der Hamburger gewählt.

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Nach dem sportlichen Offenbarungseid schlug das Entsetzen in blanke Wut um. Aufgebrachte Anhänger des Hamburger SV versuchten den Innenraum zu stürmen und ihrem Frust über den deprimierenden Auftritt beim 1:2 (0:1) gegen Bayer Leverkusen Luft zu machen. Schon während des so wichtigen Duells hatten einige Chaoten ihrem eigenen Team mit einem geschmacklosen Plakat gedroht: "Bevor die Uhr ausgeht, jagen wir euch durch die Stadt." Vieles wirkte im Volksparkstadion so, als sei das düsterste Szenario bereits eingetreten.

"Wir dürfen uns nicht zerfleischen", sagte der bislang glücklose Trainer Bernd Hollerbach nach der zehnten Partie in Folge ohne Sieg und dem nächsten großen Schritt in Richtung des ersten Abstiegs. Und auch Sportchef Jens Todt sah wie Vorstandsboss Heribert Bruchhagen durch das Plakat "eine Grenze überschritten". Die große Enttäuschung der Fans konnten die HSV-Verantwortlichen derweil nachvollziehen. Denn wohl nur noch ein kleines Fußball-Wunder kann den Bundesliga-Dino vor dem Absturz bewahren.

Hoffmann übernimmt Mission Impossible

Die Mission Impossible gehen die Hamburger mit einem neuen, alten Präsidenten an. Am Sonntag wurde Bernd Hoffmann (55) zum neuen HSV-Boss gewählt. Der Diplom-Kaufmann setzte sich bei der Mitgliederversammlung gegen den Amtsinhaber Jens Meier durch und kehrt damit in die Klubspitze der Norddeutschen zurück. Hoffmann, der bereits von 2003 bis 2011 Vorstandsvorsitzender des Fußball-Bundesligisten war, erhielt bei der Abstimmung des Gesamtvereins am Sonntag 585 Stimmen und damit 25 mehr als sein Kontrahent Meier (560 Stimmen).

Am Vortag hatte noch Bruchhagen nach der 200. Bundesliga-Heimniederlage der Hanseaten kämpferisch erklärt: "Wir sind heute nicht abgestiegen. Das wäre ja noch schöner." Doch das erschreckende Bild, das sein völlig verunsichertes Team abgeliefert hatte, konnte er nicht geraderücken. Zum Relegationsplatz klafft mittlerweile eine große Lücke von sechs Punkten.

Falls den Hanseaten der Klassenerhalt erstmals nicht gelingt, dürfe man "keine Apokalypse ausrufen", sagte Bruchhagen, um dann sofort wieder seine Hoffnung auf den Klassenerhalt zu betonen: "Es gibt keine Resignation." Ähnlich äußerte sich Todt, der seinen Optimismus aus den besseren 20 Schlussminuten nach dem Anschlusstreffer von Andre Hahn (71.) gewann. Zuvor hatten die Norddeutschen aber nicht nur bei den Gegentoren durch Leon Bailey (40.) und Kai Havertz (50.) ein denkbar schlechtes Bild abgegeben.

Abstiegsendspiel im Derby am Samstag

"In den ersten 60 Minuten waren wir viel zu gehemmt und im letzten Drittel zu schlampig. Darüber muss ich mit dem Team reden", sagte Hollerbach folgerichtig. In seinen bisherigen vier Partien als Nachfolger von Markus Gisdol hat der Franke nicht den richtigen Hebel gefunden, um sein Team zu Punkten zu führen. Die Situation ist dramatischer als in den Vorjahren, noch nie hat ein Klub mit dieser Ausgangsposition die Klasse gehalten. Dementsprechend emotional ging es am Sonntag auf der Mitgliederversammlung zu, auf der dann Hoffmann sein Comeback feiern konnte. Der frühere Vorstandsboss Hoffmann hatte zuletzt medienwirksam Wahlkampf betrieben und immer wieder Attacken gegen Meier geritten, was sih am Ende auszahlte.

Auf die größte Baustelle hat die Wahl aber kurzfristig nur einen äußert geringen Einfluss. Hier ist Hollerbach im Zusammenspiel mit Todt und dem schwer angeschlagenen Team gefragt. Das Nordderby am kommenden Samstag bei Werder Bremen ist ein Abstiegsendspiel für den am Boden liegenden HSV.

"Schon nächsten Samstag kommen wir mit 4000 oder 5000 Hamburgern nach Bremen. Dann werden wir dort ordentlich aufmischen", hatte Hoffmann am Sonntag in seiner Bewerbungsrede gesagt und damit den Nerv der meisten Mitglieder getroffen.

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