"Die USA hätten nicht zu mir gepasst"

Von SPOX
Xabi Alonso wechselte 2014 von Real Madrid zum FC Bayern
© getty

Xabi Alonso beendet am Samstag ebenso wie Philipp Lahm seine Karriere als aktiver Profifußballer. Der Spanier blickte vor dem abschließenden Spiel mit dem FC Bayern gegen den SC Freiburg auf seine Laufbahn zurück.

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"Ich hatte schon vor langer Zeit für mich entschieden, den Zeitpunkt meines Abschieds selbst wählen zu wollen. Und ich hatte immer den Wunsch, auf hohem Niveau Adios zu sagen. Alles ist in Erfüllung gegangen", sagte Alonso gegenüber der Süddeutschen Zeitung.

Die Entscheidung, nach über 17 Jahren im Profifußball die Schuhe an den Nagel zu hängen, sei ein Prozess gewesen und wohl überlegt. Es sei alles "mit mir letztgültig ausverhandelt". Deshalb fühle er sich gut vorbereitet für die Zeit danach, wenngleich ihm die "Entscheidung auch Schwindelgefühle" einbringe.

Ein Engagement in den finanziell attraktiven Ligen habe für ihn nie zur Debatte gestanden. "Ich habe den Fußball so intensiv gelebt, dass ich den Chip schon komplett auswechseln müsste, um den Fußball in solchen Ligen zu genießen", sagte Alonso. "Liverpools Anfield Road, das Bernabeu-Stadion, die Allianz-Arena, das sind Synonyme des Fußballs, den ich mag. Old-School-Football. Die USA oder China hätten nicht zu mir gepasst."

Alonso: Lahm taktisch einer der Besten

Alonso hat in seiner Laufbahn für Real Sociedad, den FC Liverpool, Real Madrid und den FC Bayern gespielt. Er hat in den jeweiligen Ligen und auf internationaler Bühne fast alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt. Dazu wurde er mit der spanischen Nationalmannschaft 2008 und 2012 Europameister sowie 2010 Weltmeister.

Seinen Kollegen Philipp Lahm, der sich am Samstag ebenfalls in den Ruhestand verabschieden wird, nennt er einen der "taktisch besten Spieler, die ich je kennengelernt habe".

Sich selbst sieht er als mannschaftsdienlichen Spieler, der seine Mitspieler besser machen kann. "Ich habe nie zwei Mann ausgedribbelt und dann ein Traumtor geschossen. Ich musste den Raum sehen, und dann jenen, die um mich herum waren, ihr Spiel ermöglichen. Und je besser diejenigen waren, die an meiner Seite standen, desto besser war ich", sagte Alonso.

Alonso sieht FC Bayern gut aufgestellt

Dass mit ihm und Lahm zwei Führungspersönlichkeiten in Rente gehen und auch Arjen Robben sowie Franck Ribery vor ihrem letzten Vertragsjahr stehen ist für Alonso kein Problem: "Die Basis des Projekts und der Mannschaft steht. Mit Spielern wie Manu Neuer, oder Mats Hummels, der sich gut eingefügt hat. Arturo (Vidal) ist ein wichtiger Spieler, Thiago ist gewachsen, Lewy (Robert Lewandowski), Thomas (Müller) ... Und es gibt junge Leute, die ihren Platz einnehmen müssen: Joshua (Kimmich) zum Beispiel, oder Renato Sanches ..."

Überhaupt sieht der den FC Bayern als Verein sehr gut aufgestellt für die Zukunft. Er habe in seinen drei Jahren in München die Bedeutung des Klubs verstanden, die er zuvor von außen nur erahnen konnte.

"Es dürfte nur wenige Vereine von vergleichbarer Größe geben, die finanziell so gesund sind. Was mich im Moment besonders beeindruckt, ist, wie der FC Bayern global wächst - und trotzdem ein Ambiente beibehält, das von Nähe geprägt ist", sagte Alonso.

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Der FC Bayern ist so ganz anders als Real Madrid

Diese Besonderheit mache er vor allem am Alltag fest. "Hier am Trainingsgelände an der Säbener Straße ist eine Schranke, aber sie ist durchlässig, in beide Richtungen. Die Fans kommen, schauen beim Training zu, und wenn wir hinausgehen, stehen wir mitten in einem Wohnviertel, in einer normalen Straße. Es ist so ganz anders als bei der Real Sociedad, dem FC Liverpool oder Real Madrid", sagte Alonso.

Der FC Bayern sieht sich gerade einem Spagat ausgesetzt. Auf der einen Seite treibt er die Internationalisierung voran, auf der anderen Seite will er sich sein familiäres Image bei den einheimischen Fans bewahren.

Alonso kann sich Trainerkarriere vorstellen

Wie es mit ihm nach seiner Ruhephase weitergehen wird, ist noch offen. Der 35-Jährige will jetzt erstmal zur Ruhe kommen und tun, wonach ihm der Kopf steht. "Wenn ich Lust haben sollte, nach Wimbledon zu fahren, fahre ich halt nach Wimbledon. Oder zum Filmfestival nach San Sebastian. Oder zur "Semana Grande", dem dortigen Volksfest. Da war ich seit 15 Jahren nicht mehr", sagte Alonso.

Anders als Lahm will er eine Trainerkarriere für sich nicht ausschließen: "Das werde ich nach ein paar Monaten entscheiden. Ich will mich nicht zu etwas zwingen. Wenn etwas nicht von innen kommt, nützt es doch niemandem etwas. Was ich aber mit Bestimmtheit sagen kann: Mich reizt der Fußball immer noch."

Xabi Alonso im Steckbrief

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