Höllische Nachbarn mit Lionel M.

Von Oliver Birkner / Frank Oschwald
Lionel Messi
© getty

Real Madrid spielt nicht nur fußballerisch Champions League. Auch abseits des Platzes kommen die königlichen Kicker auf die besten Ideen. Während ein Spieler in Italien mit dem Trainer kuscheln darf, leidet ganz England mit Johnny Heitinga und einem verschütteten Bier.

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Serie A

Von Oliver Birkner

Oma des Spieltags: Flüge nach Madrid? In ganz Italien ausgebucht. Manche wählten den fliegenden Umweg mit Zwischenstopp in Istanbul, Brüssel oder Zürich. Maria ist 83 und vertraut keinem Flugzeug. Die Oma schenkte Kindern, Enkeln und Schwager die goldenen Tickets zu Weihnachten und heute trifft sich die Familienbande am Hafen. Napoli, Civitavecchia, Barcelona per Schiff, dann im Zug Richtung Spaniens Hauptstadt. Neapel ist vor dem Achtelfinal-Hinspiel bei Real außer Rand und Band. Weit über 10 000 neapolitanische Tifosi werden in Spanien erwartet und in der Stadt verabschiedet man sich seit Tagen nicht mit Ciao, sondern mit "Sehen uns in Madrid!" Auf der Tribüne neben dem Presidente Aurelio De Laurentiis wird Gott höchstpersönlich sitzen: Diego Maradona. Mit dem Argentinier bestritt der Klub 1987 seine allererste Landesmeister-Partie der Klubgeschichte - gegen Real Madrid. Man scheiterte gleich in Runde eins (0:2, 1:1).

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"Nach 30 Jahren haben wir also etwas gutzumachen", so der Präsident. Seither spielte man keine offizielle Partie mehr im Bernabeu. Damals leitete Nando "Rambo" De Napoli per Eigentor die Niederlage bei den Königlichen ein. Rambo ist freilich auch dabei. Er steigt nahe Bologna in einen Kleinbus, den sieben Desperados für die 4000 Kilometer Anfahrt zu Madrid 2.0 gemietet haben. Coach Maurizio Sarri erzählte währenddessen: "Es wäre überheblich zu denken, wir stünden auf demselben Niveau. Deshalb müssen wir in Madrid mit etwas Ehrfurcht und ein wenig Unverschämtheit auftreten." Ehrfurcht? Da ist Maradona sicher anderer Meinung. Doch der besitzt ja leider nur noch auf der Tribüne Gewicht.

Ninja des Spieltags: Dem immensen Big-Brother-Container des Fußballs entgeht nichts. Das wissen mittlerweile alle - bis auf Radja Nainggolan, genannt "Ninja". Kürzlich verwickelten zwei Romanisti ihren Krieger zu fortgeschrittener Stunde in eine profunde Calcio-Analyse. Dazu steckte sich Ninja erst einmal eine Kippe an und philosophierte aus seinem Auto: "Ich hasse Juventus. Die gewinnen jede Partie per geschenktem Elfmeter oder Freistoß. Ich hasse sie abgrundtief." Alles wurde freilich per Handy gefilmt und verbreitete sich binnen Minuten viral im Netz. Ihm war kurz entfallen, dass er 2012 vor einem Wechsel nach Turin stand, und damals sagte: "Juve ist die Top-Adresse." (Fußnote: Im Elfer-Klassement der letzten fünf Jahren liegt die Roma auf Platz zwei, Juventus auf fünf).

Sei's drum. Wenn wie in der vergangenen Woche Vorstandsmitglieder aus Turin und Mailand auf Theken-Niveau gegeneinander poltern, in Pescara zwei Autos des Schlusslicht-Präsidenten in Brand gesteckt werden, der Wagen von Veronas Patron und Sportchef vor dem Kick in Avellino zertrümmert wird, dann scheint eh irgendwie Manches neben der Spur zu laufen. Begabt ist Nainggolan zumindest sportlich, und er machte beim 2:0 in Crotone ein überragendes Spiel. "Alle bekommen heute frei", sagte Coach Luciano Spalletti. "Bis auf Radja. Der schläft heute Nacht bei mir im Ehebett und wir schauen gemeinsam Fernsehen." Womöglich sahen sie den späten Auftritt des Feindbildes. Juve siegte 2:0 - ohne Elfmeter.

Altro? Es gab auch nette nostalgische Momente. In San Siro bedankten sich die Interisti per Spruchband bei der historischen Rai-Radiostimme Riccardo Cucchi, der nach 38 Jahren Live-Übertragungen seine letzte Partie kommentierte. Das Plakat zitierte Cucchis famose Worte von 2010 aus Madrid: "Es läuft der Gegenangriff über Milito... Milito lässt den Verteidiger mit einer Körpertäuschung stehen...Tooooooor!" Nicht nur Bayern-Anhänger werden sich erinnern.