Mach's gut, schöne Formel 1!

Das Halo-System soll die Sicherheit der Fahrer erhöhen
© xpb

Der Große Preis von Abu Dhabi war nicht nur das letzte Rennen der Formel-1-Saison 2017, sondern - Stand jetzt - auch das letzte Rennen ohne Halo-System. Der Weltverband FIA verteidigt den viel kritisierten Kopfschutz und verweist auf die Sicherheit - ein großer Fehler, meint SPOX-Redakteur Dominik Geißler.

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Zugegeben, der Große Preis von Abu Dhabi prickelte jetzt nicht unbedingt vor Spannung. Mercedes war zu dominant, der Yas-Marina-Circuit mit seinem langweiligen Streckenlayout zu überholfeindlich.

Und trotzdem müsste man jedem Motorsportfan eigentlich raten, sich das letzte Formel-1-Rennen des Jahres nochmal anzusehen. Wieso? Um die Autos der Generation 2017 ein letztes Mal in Action zu erleben. Diese Boliden, die noch nach Königsklasse aussehen.

Denn ab nächstem Jahr ist damit Schluss. Dann wird, so ist es zumindest bis zu diesem Zeitpunkt festgeschrieben, das Halo-System sein Debüt feiern. So schön und wundervoll die Begriffe "Halo" und "Heiligenschein" auch klingen mögen, so sperrig und ungelenk sieht der Kopfschutz aus.

Motorsport lebt vom Risiko

Seit Jahren, um genau zu sein, eigentlich seit dem am Ende tödlichen Unfall von Jules Bianchi beim Japan-GP 2014, plante die FIA die Einführung eines zusätzlichen Kopfschutzes. Mal war der Halo im Gespräch, mal das sogenannte Shield, eine Scheibe aus Polycarbonat um den Kopf des Fahrers herum. Und am Ende wieder der Heiligenschein, dessen Einführung zur neuen Saison schließlich im Juli offiziell verkündet wurde - gegen den Willen der Mehrheit der Teams.

Um an dieser Stelle eins klarzustellen: Natürlich muss das Thema Sicherheit immer weit oben auf der Agenda stehen. Niemand will regelmäßig Verletzte und Tote wie noch vor wenigen Jahrzehnten sehen. Unfälle wie die von Bianchi sind zutiefst bedauernswert.

Doch man darf es mit dem Sicherheitskonzept auch nicht übertreiben. Motorsport ist Risiko. Motorsport lebt vom Risiko. Ansonsten könnte man die Fahrer auch in eine Rüstung stecken. Das wäre sicherer. Oder man baut Panzerglas um die Boliden. Auch das wäre sicherer. Nur wäre dann die Formel 1 nicht mehr das, wofür sie steht - und so ist es auch beim Halo.

Formel-Sport impliziert, dass der Kopf frei aus dem Auto herausragt. Alles andere zerstört das Bild, ist unästhetisch. Die Formel 1 aber ist Ästhetik - nicht umsonst haben die Verantwortlichen lange getüftelt, um die Autos mit breiteren Reifen und tieferem Heckflügel in diesem Jahr wieder attraktiver zu machen.

Hamilton und Hülkenberg sind Halo-Gegner

"Es ist das letzte Rennen, bei dem die Autos gut aussehen", klagte auch Lewis Hamilton vor dem Abu-Dhabi-GP. Und Nico Hülkenberg fügte an: "Ich hoffe, wir sägen das Ding nach zwei Rennen ab."

Dieser Hoffnung kann man sich nur anschließen. Gerade nachdem sich die Formel 1 bezüglich ihrer Zuschauerzahlen zuletzt im Aufschwung befand, könnte dieses 14 Kilogramm schwere Gestäbe-Monstrum die Fans direkt wieder vergraulen.

Dass sich die Sicherheit durch den Heiligenschein wirklich in allen Bereichen erhöht, darf darüber hinaus auch bezweifelt werden. Ein Fahrer musste das Cockpit bislang in maximal fünf Sekunden eigenständig verlassen, um sich beispielsweise von seinem brennenden Auto möglichst schnell entfernen zu können. Wegen des Halos hat die FIA diese Zeit nun um zwei Sekunden angehoben. Eine Tatsache, die in Anbetracht des großen Vorsichtsdenkens widersprüchlich erscheint. Und eine Vorgabe, die auch noch unrealistisch ist: Valtteri Bottas benötigte laut auto motor und sport bei Testübungen am Donnerstag nämlich 9,59 Sekunden, um aus seinem Silberpfeil auszusteigen.

Da verwundert es nicht, dass man Halo auch bei Mercedes kritisch sieht. Motorsportchef Toto Wolff verglich die Einrichtung nach dem Abu-Dhabi-GP gegenüber Sky gar mit einem Kinderschutz: "Mein siebenjähriger Sohn sitzt mit so einem Teil in der Badewanne, damit er nicht herausfällt."

Treffender hätte man es wohl nicht sagen können.

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