DEB-Team und die Operation Eis-Märchen: Deutschland peilt größten WM-Coup seit 66 Jahren an

SID
Das DEB-Team trifft im WM-Viertelfinale auf Tschechien.
© getty

Nach dem überzeugenden 4:2 gegen Finnland geht die deutsche Nationalmannschaft mit viel Selbstvertrauen ins WM-Viertelfinale gegen Tschechien (Do., 20.15 Uhr LIVE auf DAZN und im LIVETICKER). Sie glaubt an einen Coup wie bei Olympia 2018.

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Leon Draisaitl hat genau zur richtigen Zeit in den Superstar-Modus geschaltet, und die Olympiahelden entdecken den Geist von Pyeongchang wieder: Mit jeder Menge Selbstbewusstsein im Gepäck stiegen die deutschen Eishockeyspieler in den Sonderzug nach Bratislava - und mit dem Traum von der ersten WM-Medaille seit 66 Jahren.

"Dieses Tiefstapeln sollten wir jetzt ablegen", sagte Kapitän Moritz Müller vor dem Viertelfinale am Donnerstag gegen Tschechien und betonte: "Wir haben keine Angst. Im Gegenteil: Wir glauben an uns."

Wie vor 15 Monaten in Südkorea soll mit der K.o.-Runde die Operation Eis-Märchen erst richtig beginnen - und nicht wie bei den letzten drei WM-Versuchen sofort im Viertelfinale enden.

"Die Tschechen haben wir uns alle am meisten gewünscht", berichtete NHL-Stürmer Dominik Kahun, wie Müller einer von elf verbliebenen Silbermedaillengewinnern von Pyeongchang: "Das ist ein Gegner, der machbar ist."

Draisaitl trumpft auf wie in der NHL

Bei Olympia besiegten Müller, Kahun und Co. erst den Weltmeister Schweden, dann den Rekord-Olympiasieger Kanada und standen plötzlich sensationell im Finale um Gold.

Bei der WM in der Slowakei hat die stark verjüngte Mannschaft mit dem überzeugenden 4:2 gegen den Medaillenkandidaten Finnland gezeigt, dass sie erneut die Großen schlagen kann - auch wenn diesmal die Stars aus der NHL dabei sind.

In Draisaitl, der mit zwei Toren und einer Vorlage endlich so auftrumpfte wie in seiner bislang besten NHL-Saison, und Philipp Grubauer, der seinen frisch erworbenen Ruf als einer der besten Torhüter der Liga eindrucksvoll unterstrich, hat das deutsche Team selbst zwei überragende Spieler aus der besten Eishockeyliga der Welt in seinen Reihen.

"Wir gehen mit Freude und der richtigen Arbeitsmoral in das Spiel", kündigte Draisaitl an, der nach der öffentlichen Kritik von Bundestrainer Toni Söderholm seine beste Leistung im Trikot des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) zeigte.

Söderholm: "Die Jungs glauben an ziemlich viel"

Weil auch Kahun mit dem ersten Turniertor eine große Last von den Schultern fiel und Abwehrrecke Korbinian Holzer in der Defensive kompromisslos abräumte, ist die deutsche NHL-Fraktion genau zum richtigen Zeitpunkt auf Touren gekommen.

Ein Grund mehr, an einen Coup wie bei Olympia zu glauben. "Und die Jungs", sagte Söderholm, "glauben hier an ziemlich viel."

Das Halbfinale hatte die DEB-Auswahl zuletzt bei der Heim-WM 2010 erreicht, danach scheiterte sie dreimal im Viertelfinale. Die letzte WM-Medaille gab es 1953: Als nach den Absagen der USA und Kanadas nur vier Mannschaften teilnahmen und die Tschechoslowakei nach dem Tod ihres Staatspräsidenten Klement Gottwald vorzeitig abreiste, landete das deutsche Team mit nur einem einzigen Sieg gegen die Schweiz auf Platz zwei und bekam Silber.

DEB-Team fährt im Sonderzug nach Bratislava

Nach zwei Wochen in Kosice unweit der ungarischen Grenze fuhren Draisaitl und Co. am Mittwoch mit einem Sonderzug die 450 Kilometer nach Bratislava - in knapp fünf Stunden.

Vor allem für die NHL-Stars, die im Alltag im Klubflieger mit allem Komfort unterwegs sind, eine ungewöhnliche Erfahrung. "Ich bin mal vor sieben Jahren von Washington nach Philadelphia mit dem Zug gefahren - nur einmal", berichtete Grubauer, "aber es ist okay, du kannst dich erholen."

Beim Abendessen in der Altstadt von Kosice hatten die deutschen Spieler am Fernseher verfolgt, dass ihnen im Viertelfinale der Rekordweltmeister und Topfavorit Russland um den NHL-Torschützenkönig Alexander Owetschkin erspart bleibt.

"Wenn wir die Russen erst im Halbfinale kriegen, ist es auch nicht schlimm", meinte Müller schmunzelnd. Und sein Abwehrkollege Yannic Seidenberg stellte fest: "Der Großteil der Mannschaft war zufrieden, dass es die Tschechen geworden sind."

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