CHL-Halbfinale - EHC Red Bull München vor Salzburg-Spiel: Dosen-Duell on ice

Der EHC Red Bull München steht zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte im CHL-Halbfinale.
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Der EHC Red Bull München hat mit dem Einzug ins Halbfinale der Champions Hockey League Historisches geschafft und zugleich den nächsten Schritt in den Planungen von RB-Boss Dietrich Mateschitz gemacht. Im CHL-Hinspiel geht es am Dienstag nun ausgerechnet gegen den Schwesterverein EC Red Bull Salzburg (19.30 Uhr, in Deutschland live auf DAZN). Ein Duell mit besonderer Brisanz.

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Es ist bald ein Jahr her, da hat Deutschlands Eishockey-Nationalmannschaft mit ihrem Einzug ins Finale der Olympischen Winterspiele 2018 Geschichte geschrieben. Das Wunder von Pyeongchang brachte nicht nur das erste Edelmetall seit 1976, sondern war mit dem Gewinn der Silbermedaille auch der größte Erfolg überhaupt in der Geschichte des deutschen Eishockeys.

Der sicher von einigen erhoffte Aufschwung für eine Sportart, die EHC-Red-Bull-München-Trainer Don Jackson einst so treffend als "Kunst und Wissenschaft" zugleich beschrieben hat, blieb anschließend jedoch aus. So groß Danny aus den Birken, Patrick Hager und Co. damals auch in den Schlagzeilen waren, so schnell ebbte das öffentliche Interesse auch wieder ab. Eishockey-Boom? Maximal ein zartes Aufbäumen.

Nichtsdestotrotz hat der gemeine Eishockey-Fan hierzulande nun doch etwas zu feiern: Erstmals in der Geschichte steht mit dem EHC Red Bull München nämlich ein deutscher Verein im Halbfinale der Champions Hockey League, dem wichtigsten Klub-Wettbewerb Europas. Einen größeren deutschen Vereinserfolg gab es nie.

Nachdem die Mannschaft von Jackson die Gruppenphase noch als Zweiter hinter den Malmö Redhawks aus Schweden beendete, setzte man sich in den Playoffs zunächst gegen den EV Zug (Schweiz) mit insgesamt 4:3 (2:3, 2:0) durch und rang im Viertelfinale schließlich die Redhawks mit 7:6 nieder - inklusive eines dramatischen 5:5-Rückspiels samt Verlängerung.

Die Gegner vom EHC Red Bull München in der CHL:

GegnerNationRunde
Malmö RedhawksSchwedenGruppenphase
TPS TurkuFinnlandGruppenphase
Yunost MinskWeißrusslandGruppenphase
EV ZugSchweizAchtelfinale
Malmö RedhawksSchwedenViertelfinale
EC Red Bull SalzburgÖsterreichHalbfinale
mateschitz
© getty

Red Bull bringt EHC nach vorne

Es ist der erste, so lang ersehnte, große Schritt auf internationaler Bühne. Und ein Schritt in die richtige Richtung, um Dietrich Mateschitzs Ansprüchen langsam wieder gerecht zu werden. Der Red-Bull-Gründer hat schließlich nicht nur in der Formel 1 oder im Fußball mit RB Leipzig große Ziele, auch im Eishockey will er für seine Millionen von Euro, die er seit 2012 in den EHC pumpt, Erfolge sehen.

Das klappte nach anfänglichen Schwierigkeiten auch sehr gut. Als der zum Größenwahn neigende Coach Pierre Page entlassen und 2014 von Jackson ersetzt wurde, entwickelten sich die Münchner Stück für Stück zum schier unbezwingbaren Seriensieger der DEL. Das Ergebnis: drei Meisterschaften in Folge (2016, 2017, 2018). Für einen Verein, der wenige Jahre zuvor noch am Abgrund stand - oder wie es Geschäftsführer Christian Winkler 2016 im Gespräch mit SPOX ausdrückte: "Es war nicht fünf nach zwölf, es war eher schon halb eins" -, eine nicht allzu schlechte Leistung.

In dieser Saison könnte DEL-Titel Nummer vier folgen. Nach 37 Spielen liegt der EHC mit 72 Punkten auf dem zweiten Platz und ist nach zwischenzeitlichen Schwächephasen wieder voll auf Playoff- und damit automatisch auch auf einem möglichen Triumphkurs.

Doch wie das eben so oft im Leben und vor allem im Profisport ist, strebt man (und Red Bull ganz besonders) nach Höherem. Nationaler Erfolg ist für den EHC freilich immer noch das wichtigste Bestreben, doch neben dem täglich Brot darf jetzt gerne auch das Dessert, also Triumphe auf europäischem Eis, gereicht werden.

EHC: "Wollen zeigen, dass wir die besseren Red Buller sind"

Dass es für Red Bull München dabei im nun anstehenden CHL-Halbfinale ausgerechnet gegen den österreichischem Schwesterverein EC Red Bull Salzburg geht, bringt natürlich einen zusätzlichen Reiz mit sich. Nicht nur, dass Jackson an seine alte Wirkungsstätte, an der er 2014 österreichischer Meister wurde, zurückkehrt: Beide Klubs teilen sich auch die Red Bull Fußball & Eishockey Akademie in Salzburg-Liefering, die Talente aus Deutschland und Österreich fördert.

Und: Für die nur 115 Kilometer entfernten Nachbarn sind Hin- und Rückspiel in der Vorschlussrunde ebenfalls ein Novum. Mit Siegen gegen den französischen (Rouen Dragons) und finnischen (Oulun Kärpät) Meister ist der bisherige Erfolg jedoch mindestens genauso verdient.

Das werde ein "besonderes Halbfinale", das sich "jeder gewünscht" habe, freut sich EHC-Stürmer Maximilian Kastner schon jetzt auf das Dosen-Duell on ice: "Wir wollen zeigen, dass wir die besseren Red Buller sind." Und Trevor Parkes, der im entscheidenden Viertelfinal-Rückspiel seine CHL-Tore vier, fünf und sechs erzielte und obendrein in der MVP-Auswahl steht, kündigte an: "Das wird ein echter Kampf."

Für die Münchner wird es unter anderem darauf ankommen, die eigene Offensiv-Linie ins Rollen zu bekommen. Seit Jackson Ende Dezember Parkes, John Mitchell und den Ex-NHL-Spieler Matt Stajan in eine Reihe stellte, spielt sich besonders Letzterer in Hochform. "Speziell Matt wird stärker und stärker. Je mehr Zeit vergeht, desto mehr steuert er punktemäßig bei", lobte Jackson seinen Schützling und stellte nicht unerfreut fest: "Unser Selbstvertrauen ist im Moment stark."

Doch auf der Gegenseite steht neben einigen Offensiv-Waffen mit Stephen Michalek ein Mann im Tor, der eine Save-Quote von 92,69 Prozent und damit im Turniervergleich die besten Goalie-Werte vorzuweisen hat. Entsprechend gewarnt wird der EHC in den Brause-Gipfel gehen.

Schließlich soll die internationale Geschichte auch nach dem Hinspiel am Dienstag und dem Rückspiel (16. Januar, 20.20 Uhr in Deutschland live auf DAZN) weitergeschrieben werden. Für den EHC. Und für das deutsche Eishockey.

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