Nürnbergs Eishockey-Macher Thomas Sabo: Der Rebell mit dem Herz für Tiger

Von Nicolai Lehnort
Für Thomas Sabo ist Eishockey in Nürnberg eine Herzensangelegenheit
© imago

Den meisten Menschen dürfte der Name Thomas Sabo aus dem Schaufenster des örtlichen Juweliers bekannt sein. Mit seiner Rettungsaktion bei den Ice Tigers brachte der weltweit erfolgreiche Schmuckunternehmer sich und seine Marke dauerhaft mit Nürnberg und Eishockey in Verbindung. Doch wer ist eigentlich der Mann, der hinter dem Verein steht? Was ist sein Antrieb? Und wie läuft die Entwicklung seit seinem Einstieg? Im Gespräch mit SPOX gibt Geschäftsführer Christoph Sandner Einblicke.

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2008 stand Eishockey in Nürnberg vor dem Aus. Die ausgegliederte GmbH des EHC 80 Nürnberg, ab 2006 unter dem Namen Sinupret Ice Tigers im Spielbetrieb aktiv, gab das Horror-Szenario bekannt: Zahlungsunfähigkeit. Ein Insolvenzverwalter wurde eingesetzt, die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens stand unmittelbar bevor, die DEL-Lizenz war in größter Gefahr.

Es war fünf vor zwölf am Eishockey-Standort Nürnberg. Da kam gerade noch rechtzeitig Thomas Sabo um die Ecke, der Retter, der den Fortbestand des Vereins sicherte.

"Ohne ihn würde es kein Eishockey mehr in Nürnberg geben", bestätigte Geschäftsführer Christoph Sandner gegenüber SPOX die damals prekäre Lage.

Aus dem Rucksack zum Millionen-Unternehmen

Thomas Sabo ist der Mann hinter dem Schmuckimperium, das seinen eigenen Namen trägt. 1961 im österreichischen Tulln geboren, zog er im Alter von zehn Jahren mit seiner Familie ins Nürnberger Umland und wohnt mit kurzer Unterbrechung noch heute dort.

1984 reiste er nach Thailand und kaufte so viel Silberschmuck ein, wie in seinen Rucksack passte, um ihn hierzulande wieder zu verkaufen. Bei den Leuten kam diese Art von Schmuck gut an und Sabo gründete kurzerhand sein eigenes Unternehmen.

Mittlerweile ist die Firma Marktführer für modischen Silberschmuck, der Umsatz liegt jährlich im dreistelligen Millionenbereich, fast 1800 Mitarbeiter sind angestellt.

2016 wurde in Franken ein Firmensitz gebaut, welchen er gegenüber der Nürnberger Zeitung als "klares Bekenntnis zur Metropolregion und zu Lauf" bezeichnete. Lauf an der Pegnitz befindet sich unweit von Nürnberg. Thomas Sabo fühlt sich seiner Heimat verbunden.

Rebellisches Auftreten in der Schmuckbranche

Der Mann sieht auf den ersten Blick nicht aus, als hätte er Millionen mit Schmuck verdient. Er ist mehr der Typ Rocker denn Schmuckdesigner. Lange zottelige Locken und ein Schnauzbart zieren sein Äußeres. Lederstiefel, ein langer Mantel und die Farbe schwarz bestimmen meist sein Outfit.

Er gilt als Querdenker und cleverer Geschäftsmann, als geradlinig und rebellisch. Und er weiß, was die Leute am Hals, am Handgelenk und an den Ohren am liebsten tragen - alles zu vergleichsweise erschwinglichen Preisen. Ein typischer Selfmademan, der sich sein riesiges Schmuckimperium aus dem Rucksack heraus innerhalb von drei Jahrzehnten aufgebaut hat.

In der Öffentlichkeit steht er nach eigenen Angaben nicht sonderlich gerne. "Am besten ein bisschen dosiert", sagte er einmal. Über sich selbst redet er ohnehin nicht gerne, er stellt lieber seine Marke und seine Produkte in den Mittelpunkt.

Sabos hauseigene Stiftung

Gefertigt werden diese Produkte in Asien, passend zur Rucksack-Geschichte aus Thailand. Bei der Herstellung legt Thomas Sabo allem Anschein nach Wert auf Schutz von Arbeitern, Umwelt und ethische Standards.

Sabo unterstützt wohltätige Projekte - kürzlich wurde die zehnjährige Partnerschaft mit "RTL - Wir helfen Kindern" gefeiert - und seine Frau Luz-Enith leitet sogar eine hauseigene Stiftung: Die "Thomas Sabo Foundation".

In seiner Freizeit widmet er sich neben seiner Familie gerne dem Sport: Joggen, Segeln und Golfen sind die Sportarten, die er selbst regelmäßig betreibt, aber ganz besonders brennt er für etwas anderes - Eishockey!

Die Nürnberg Ice Tigers als "Herzensangelegenheit"

Als "Nürnberger Junge" definierte sich der Schnauzbartträger im Gespräch mit der FAZ. Da lag es nahe, dem ansässigen Traditionsverein in finanziell schwierigen Zeiten zur Seite zu springen und so das Überleben des Eishockeys an der Noris zu sichern. Auch im Jahr 2018 - zehn Jahre nach seiner Rettungsaktion - wäre es laut Sandner "aktuell ohne Herrn Sabo nicht möglich, eine DEL-Mannschaft in Nürnberg zu stellen".

Auf den Grund für seinen Einstieg angesprochen antwortete Sabo simpel: "Ich bin Eishockey-Fan." Die Ice Tigers sind für ihn eine "Herzensangelegenheit". Er möchte vor allem Identifikation schaffen und den Klub im mittelfränkischen Raum auch mittels weiterer Sponsoren verankern.

Bei seinem Amtsantritt wollte er den Verein konsolidieren und mit einer soliden, finanziellen Basis aufbauen. "Ich sehe großes Potenzial in Nürnberg, die Ice Tigers sollen ein stolzer Klub sein", führte er damals aus.

Als Mäzen, Gönner oder Gesellschafter will er nicht bezeichnet werden. Er sieht sich als "Hauptsponsor, der den Verein nicht nur mit monetärer Hilfe, sondern auch mit Rat und Tat unterstützt." Sabo lebt die Rolle als Fan und Hauptsponsor. Mit emotionalen Auftritten in der Eishalle und am Mikro unterstreicht er seine eigenen Aussagen.

Thomas Sabo legt den Finger in die Wunde

Der sonst medienscheue Ice-Tigers-Boss trat infolge seines Einstiegs teils gezwungenermaßen öfters medial in Erscheinung. Sei es um den Saisonverlauf zu kommentieren, die Mannschaft und die eigenen Fans zu kritisieren, oder sogar um gegen die DEL und deren seiner Meinung nach fehlende Kommunikation sowie die schlechte Außendarstellung der Liga zu wettern.

Diese öffentlichen Auftritte sind zuletzt seltener geworden. Dennoch hebt er den mahnenden Zeigefinger, wenn ihm etwas nicht passt und spricht die Probleme unverblümt an. Er bleibt seiner geradlinigen Art treu und legt den Finger in die Wunde.

Offiziell bekleidet Thomas Sabo als Hauptsponsor kein Amt bei den Ice Tigers. Dennoch entließ er nach enttäuschendem Saisonverlauf 2013 sowohl Geschäftsführer Lorenz Funk als auch Trainer Bengt-Ake Gustafsson in einem Zug.

Dabei ist der Milliardär eigentlich "nicht in die alltägliche Arbeit des Klubs eingebunden", versicherte Sandner: "Er ist Hauptsponsor - nicht mehr und nicht weniger - und hat sein eigenes Unternehmen zu führen." Die sportlichen Entscheidungen werden demnach einzig und allein von den sportlich Verantwortlichen getroffen.

Aufwärtstrend seit drohender Insolvenz in Nürnberg

Seit seinem Engagement sind durchaus positive Signale aus Nürnberg zu vernehmen. "Wenn man sieht, wie wir uns mit Herrn Sabo als Hauptsponsor die letzten Jahre entwickelt haben, dann zeigt das, dass alles gut funktioniert", sagte Sandner.

Die Nürnberger schaffen es, Akteure aus Übersee mit reichlich NHL-Erfahrung (Tom Gilbert und John Mitchell) nach Franken zu holen, die aber trotzdem "weniger verdienen als andere vergleichbare Spieler in der DEL". Möglich machen solche Transfers neben Sabos Investment "auch viele andere kleine Sponsoren", wie Sandner hervorhob.

Außerdem setzen sie auf Eigengewächse und Spieler aus der Region (Yasin Ehliz und Leonhard Pföderl) sowie eine langfristig ausgerichtete Transferpolitik. Denn: "Wir geben kein Geld aus, das nicht zur Verfügung steht und zahlen keine unüblichen Gehälter", untermauerte der Geschäftsführer.

Nürnbergs Traum vom Finale

Die Ice Tigers erreichten in den vergangenen vier Jahren je zwei Mal das Viertel- und Halbfinale der Playoffs. Auch diese Saison "haben wir große Ziele, wollen weit kommen", so Sandner: "Wir hoffen, dass wir dieses Jahr ins Finale einziehen." Bis jetzt läuft es gut, Nürnberg grüßt von der Tabellenspitze.

Vielleicht kann Thomas Sabo einen ganz besonderen Silberschmuck in seine nächste Kollektion aufnehmen: den DEL-Pokal für die Meisterschaft.

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