"Ich bin mit dem Helm ins Bett gegangen"

Dominik Kahun will mit dem EHC Red Bull München weitere Titel feiern
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SPOX: In Mannheim haben Sie vier Jahre lang bei den Jungadlern für Furore gesorgt, standen zuvor bereits als kleines Kind auf dem Eis. Woher kommt Ihre Liebe zum Eishockey?

Kahun: Also bei mir in der Familie hat zwar niemand aktiv gespielt, ich bin allerdings in Tschechien geboren. Dort ist es etwa so wie in Deutschland mit dem Fußball. Meine Eltern haben mich sofort auf das Eis geschickt. Und was soll ich sagen? Es hat mir von der ersten Minute an riesengroßen Spaß gemacht.

SPOX: Ist es richtig, dass Sie dermaßen verrückt nach dem Sport waren, dass Sie als Kind Ihren Eishockey-Helm selbst im Bett nicht absetzen wollten?

Kahun: (lacht) Ich habe in der Tat einen Helm zum Geburtstag bekommen, den wollte ich gar nicht mehr absetzen. Also bin ich damit sogar ins Bett gegangen und habe so geschlafen.

SPOX: Ihr Weg führte Sie dann als 17-Jähriger aus Mannheim nach Kanada in die OHL zu den Sudbury Wolves. Eine großer Schritt und eine mutige Entscheidung in diesem Alter. Gab es keine Zweifel?

Kahun: Das war natürlich schon ein gewaltiger Schritt. Ich war zwar auch schon von meiner Familie entfernt, als ich für die Jungadler gespielt habe. Allerdings ist Kanada eine ganz andere Entfernung. Nach Mannheim konnten meine Eltern schnell fahren, das war dann nicht mehr möglich.

SPOX: Gab es deshalb Momente, an denen Sie am liebsten alles hingeworfen hätten?

Kahun: Ich hatte gerade am Anfang viel Heimweh, vor allem wenn es nicht optimal lief. Da fehlte dann jemand, mit dem man in aller Ruhe vielleicht mal das eine oder andere besprechen hätte können. Mit der Zeit wurde es allerdings immer besser und besser. Im Endeffekt habe ich mich daran gewöhnt und die Erfahrungen in Kanada waren sehr wertvoll.

SPOX: Sie sind zweifelsohne mit einem großen Talent gesegnet. Es gibt allerdings viele junge Spieler, auf die diese Beschreibung passt. Was macht den Unterschied aus?

Kahun: Das stimmt. Es gibt wirklich sehr viele Spieler, die Talent haben. Teilweise sogar sehr großes. Im Endeffekt gilt jedoch, dass harte Arbeit immer das Talent schlägt. Deshalb muss man jeden Tag aufs Neue hart an sich arbeiten, sonst ist irgendwann Endstation.

SPOX: Ehrgeiz ist also sehr wichtiger Faktor. In München wäre deshalb aber fast vorzeitig Schluss gewesen. Coach Jackson wollte Sie offenbar langsam an die Liga heranführen, Sie wollten mehr. Sogar ein Wechsel stand im Raum. War es rückblickend nicht viel wert, dass Sie sich trotz der Probleme durchsetzen konnten?

Kahun: Auf jeden Fall. Ich habe nach der schwierigen Phase vor allem im letzten Jahr mit sehr viel Eiszeit ein sehr großes Vertrauen entgegengebracht bekommen und denke, dass ich dieses mit Leistungen zurückzahlen konnte. An diesem Punkt will ich unbedingt anknüpfen.

SPOX: Wie sieht es mit Ihrem Standing innerhalb der Truppe aus?

Kahun: Natürlich hat sich in dieser Beziehung etwas verändert. Durch meine Eiszeit und allem, was damit einhergeht. Meine Rolle ist größer als noch vor einem Jahr. Entscheidend ist aber, dass ich es einfach genieße, hier zu sein und in diesem Team spielen zu können.

SPOX: Es läuft allerdings nicht nur im Verein sehr gut, sondern auch in der deutschen Nationalmannschaft. Zuletzt gelang die Qualifikation für die Olympischen Winterspiele 2018.

Kahun: Wir sind sehr froh, dass wir die Qualifikation geschafft haben. Und für mich ist es natürlich toll, ein Teil davon zu sein. Außerdem ist es doch der Traum eines jeden Kindes, das mit dem Sport anfängt, eines Tages bei Olympischen Spielen dabei zu sein. Aber auch für das gesamte deutsche Eishockey war es ein sehr wichtiger Schritt. Im Fokus steht für mich aktuell aber ganz klar München.

SPOX: Und dort sammeln Sie nach dem Training noch immer fleißig Pucks ein.

Kahun: Das wird wohl noch eine Zeit lang so bleiben. (lacht) Schließlich bin ich noch immer einer der ganz jungen Spieler. Und es ist, wie es ist: Die Jüngsten müssen die Scheiben einsammeln.

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