"Bei Gretzky schüttelte ich den Kopf"

Don Jackson kam vom EC Red Bull Salzburg nach München
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SPOX: In der vergangenen Saison erwischte der EHC keinen sonderlich guten Start. Und irgendwie schleppten die Münchner dieses Päckchen dann das ganze Jahr über mit sich herum. Ihnen wird es also vermutlich sehr wichtig sein, diesmal besser aus den Startlöchern zu kommen, oder?

Jackson: Ein guter Auftakt ist enorm wichtig, das ist gar keine Frage. Sie haben es ja schon beschrieben: Wenn du nach 10 oder 15 Spielen hinterherläufst, ist es schwierig, wieder zurückzukommen. Das wollen wir natürlich um jeden Preis verhindern.

SPOX: Ihr Vorgänger Pierre Page hat sein Amt vor der vergangenen Spielzeit mit großen Visionen angetreten. Was haben Sie in den kommenden Jahren mit dem EHC vor?

Jackson: Visionen habe ich nicht wirklich, das überlasse ich den Funktionären. Es ist doch so: Als Coach musst du jeden Tag Entscheidungen treffen. Du musst auf Verletzungen reagieren oder es gibt verletzte Spieler, die zurückkommen und dann wieder integriert werden müssen. Du bist also ständig gefordert. Deshalb ist man als Trainer gut beraten, von Spiel zu Spiel zu denken.

SPOX: Die Erwartungshaltung ist nach einem etwas enttäuschenden Jahr groß. Red Bull hat den Anspruch - egal, was angepackt wird - ganz oben zu stehen. Verspüren Sie Druck?

Jackson: Ach, wissen Sie, Druck ist ein großes Wort und ich mag es nicht besonders. Sprechen wir lieber von einer großen Herausforderung. Eishockey ist und bleibt für mich Sport, auch wenn mir klar ist, dass ein Teil davon auch ein Geschäft ist. Es geht darum, Spaß mit harter Arbeit zu verbinden.

SPOX: Die Konkurrenz in München ist groß. Es gibt mit dem FC Bayern und 1860 zwei Fußball-Klubs, dazu kommt noch der FC Bayern Basketball. Eishockey spielt derzeit wohl nur die vierte Geige in der Stadt. Wie wollen Sie das ändern?

Jackson: Ich überlasse es euch Journalisten, solche Rankings aufzustellen. Klar ist: Um bei den Leuten noch besser anzukommen, müssen wir unseren Job machen und erfolgreich sein. Die Eisbären Berlin sind vielleicht ein gutes Beispiel für uns. Sie sind eine Eishockey-Marke in Deutschland. Red Bull ist auch eine große Marke - und wir wollen diese mit dem EHC gut präsentieren.

SPOX: Apropos FC Bayern. Sie haben auch ein Faible für Fußball, richtig?

Jackson: Ja, das stimmt. Es gibt viele Parallelen zwischen Eishockey und Fußball. Bei beiden Sportarten ist beispielsweise ein schnelles Umschaltspiel enorm wichtig. Die großen Spieler müssen zudem viele Dinge gleichzeitig beherrschen. Im Eishockey musst du Eislaufen können, du musst mit dem Puck umgehen können, angreifen und verteidigen können. Das ist das Interessante im Eishockey. Und das ist im Fußball ähnlich.

SPOX: Haben Sie ein Lieblingsteam?

Jackson: Ich kann nicht behaupten, dass ich von einer Mannschaft ein Fan wäre. Aber vor zwei Jahren habe ich ein Spiel der Bayern live im Stadion gesehen, das war schon beeindruckend. Da kam Talent und mannschaftliche Geschlossenheit zusammen - großartig.

SPOX: Zurück auf das Eis. In Berlin haben Sie damals den Job von Pierre Page übernommen und waren sehr erfolgreich. Jetzt ist es wieder gleich - ein gutes Omen?

Jackson: Ob es ein gutes Omen ist, wird sich zeigen. Aber was Pierre angeht: Mit ihm verbindet mich sehr viel, ich habe ihm viel zu verdanken. Er gab mir meinen ersten Trainerjob. Es macht unheimlich Spaß, mit Pierre zusammenzuarbeiten. Er hat eine großartige Karriere vorzuweisen.

SPOX: Sie waren von 2007 bis 2013 Chefcoach in Berlin, wurden fünf Mal Meister. Es ist eine besondere Beziehung zwischen Ihnen und den Eisbären, richtig?

Jackson: Da kann ich nichts anderes sagen, klar. Ich war so lange da, dass ich mich noch immer als Teil der Eisbären-Familie sehe. Jetzt werde ich mich aber mit ihnen messen und die Herausforderung annehmen.

SPOX: Die Berliner spielen im Gegensatz zu München in der neu gestarteten Champions Hockey League. Diese wird von einigen Leuten skeptisch gesehen. Die Teilnahmebedingungen sind etwas undurchsichtig, zudem sind die KHL-Klubs nicht dabei. Wie bewerten Sie den Wettbewerb?

Jackson: Ich halte es für falsch, die Champions Hockey League schon jetzt zu kritisieren. Es beginnt doch erst, es ist das erste Jahr. Fakt ist doch: Es ist eine wichtige Plattform, um Eishockey international zu präsentieren. Wir brauchen einen internationalen Wettbewerb. Und ich möchte in der kommenden Saison unbedingt dabei sein.

Seite 1: Jackson über Gretzky und den vielversprechenden EHC-Kader

Seite 2: Jackson über Berlin, den FC Bayern und Red Bull

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