"Vor der NHL nicht verstecken"

Wie in der letzten Saison wird das Winter Game eine der Attraktionen
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SPOX: Wie in der NHL gibt es in der DEL seit letzter Saison auch ein Winter Game. Nach der Premiere in Nürnberg kommt es diesmal zum Derby in Düsseldorf: DEG vs. Haie. Mit 54.500 Zuschauern wird dann wohl auch ein neuer Zuschauerrekord auf europäischer Ebene aufgestellt. Welche Bedeutung hat das Winter Game?

Tripcke: Es ist eine super Geschichte, es muss aber auch etwas Besonders bleiben. Zur Massenware sollten wir es nicht machen. Zum Glück geht das aber allein schon aus infrastrukturellen Gründen kaum, weil man so ein Spiel ja nicht auf jedem Parkplatz machen kann. Von den möglichen Stadien und dem relativ milden Wetter im deutschen Winter sind wir limitiert. Nürnberg war schon ein toller Event, von Düsseldorf erhoffe ich mir jetzt noch mehr, weil das rheinische Derby mit seiner ganzen Rivalität einfach ein noch emotionaleres Spiel werden sollte. Aber das DEL Winter Game muss mehr als ein Spiel sein, wir wollen ein Happening kreieren, das in der ganzen Stadt schon im Vorfeld überall zu spüren ist.

SPOX: Gibt es neben dem Winter Game weitere Innovationen, die geplant sind? Die Playoffs ab dem Viertelfinale durchgehend im Best-of-seven-Modus zu spielen, war ein voller Erfolg.

Tripcke: Was Best-of-seven angeht, haben wir nach der verpassten Olympia-Quali und der dadurch frei gewordenen Zeit aus der Not eine Tugend gemacht. Am Anfang waren einige skeptisch, gerade die Teams, die nicht so weit kommen und über mehr Dienstag-Spieltage geklagt haben, aber mittlerweile hat jeder gesehen, dass es angenommen wird. Wir werden es auch beibehalten, müssen aber noch mal schauen, sollten wir uns für Olympia 2018 qualifizieren. Dann könnte es terminlich kritisch werden, zumal vor Südkorea sicher auch eine längere Vorbereitungszeit nötig wäre. Ansonsten gehen wir jede technische Innovation mit, die das Spiel attraktiver macht. Ob das jetzt Hybrid-Icing oder vergrößerte Endzonen sind. Ein ganz zentraler Punkt ist auch die Einführung der Champions Hockey League.

SPOX: Auf den ersten Blick wirkt die CHL wie Ihre Vorgänger vogelwild. 11 Gruppen, insgesamt 44 Mannschaften, eine sehr komplexe Zusammenstellung - was erhoffen Sie sich von dem Wettbewerb?

Tripcke: Es geht darum, dem Eishockey eine nationale Bedeutung zu geben. Wir sind lokal sehr gut aufgestellt, die Nationalmannschaft beschränkt sich auf zwei Wochen WM und Testspiele, wir wollen durch eine CHL die nationale Komponente erhöhen, ein deutsches Feeling erzeugen. Wenn ein deutsches Team im Europapokal gegen ein finnisches spielt, ist es keine regionale, sondern eine nationale Meldung. Wir wissen, dass es jetzt nicht sofort ein Bombenerfolg werden wird, aber es kann sich zu einer richtig coolen Sache entwickeln. In anderen Ländern wie der Schweiz oder Schweden wurde die CHL schon im Voraus sehr gut angenommen.

SPOX: Aber was unterscheidet die CHL von früheren Versuchen in diese Richtung, die als Flop endeten?

Tripcke: Es ist alles anders. Früher war es so, dass mit Hilfe eines Investors einfach etwas aus dem Boden gestampft wurde, mit viel Preisgeld im Hintergrund. Aber es wurden sich im Vorfeld keine Gedanken gemacht, die Ligen wurden nicht eingebunden, z.B. was die Spieltermine angeht. Es wurde ein Schinken rausgehängt, den die Klubs dankend angenommen haben. Aber diese Vorgehensweise hat alles total versaut, alle waren Gäste, es herrschte eine Söldner-Mentalität. Jetzt wurde sich jahrelang hingesetzt und etwas entwickelt. Die Klubs und die Ligen bestimmen gemeinsam, wie die Sache zu laufen hat. Und das Preisgeld ist das, was erwirtschaftet wird. Es ist nicht mehr so, dass es davon abhängt, ob ein "Partner" es gerade lustig findet und nächstes Jahr vielleicht nicht mehr. Auch bei der Terminierung war man akribisch. In Deutschland ist es wichtig, nicht mit der Fußball-Champions-League zu kollidieren, in Finnland sieht das aber schon wieder anders aus. Insgesamt haben wir in nur eineinhalb Jahren Vorbereitung seit der Grundidee schon sehr viel erreicht.

SPOX: Zum Abschluss noch ein Thema, das Sie bestimmt nervt: Auf- und Abstieg in der DEL. Grundvoraussetzung, um darüber nachzudenken, wäre ja, dass es ernsthafte Bewerber gibt. Wie sehen Sie das Thema denn im Moment?

Tripcke: Richtig, es gibt seit Jahren keine ernsthaften Bewerber. In der Zusammenarbeit mit der DEL 2 muss es aber unser Ziel sein, mittelfristig vier bis sechs wirtschaftlich solide aufgestellte Standorte zu haben, die in der DEL ernsthaft mitspielen könnten und nicht nur sportliches Kanonenfutter wären. Zugleich sollte ein Klub, der dann absteigt, dort ein Heim finden, in dem er sich berappeln und wieder hochkommen kann. Wenn wir dahin kommen, wäre es schön, momentan ist es aber noch nicht der Fall. Man muss verstehen, dass es im Eishockey schwieriger ist als im Fußball, wo ein Zweitligist 50 oder 60 Prozent seines Etats jedes Jahr dank der TV-Gelder sicher hat und mitspielen kann. Die Eishockey-Klubs fangen bei null an. Wir reden zwar über ganz andere Summen, fünf oder sechs Millionen in der DEL, zwei Millionen in Liga 2, aber die meisten knapsen schon, um zwei Millionen zusammenzubekommen. Es wird ein längerfristiger Prozess, mit der 2. Liga zusammen Spieler und Standorte auszubilden. Das Schlimmste wäre, wenn wir uns lächerlich machen und eine Relegation spielen, in der Spiele 10:0 ausgehen oder vorher klar ist, dass ein Team gar nicht hoch will.

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