"Bayern-Job wäre eine Ehre"

Oktay Mahmuti trainierte Darüssafaka von 2014 bis 2016
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SPOX: Sehen Sie für sich eine Zukunft in der Türkei?

Mahmuti: Als Trainer ist es nicht einfach, langfristig zu planen. Ich habe vor einigen Jahren bei Benetton Treviso in Italien gearbeitet und damit eine tolle Erfahrung gemacht. Das gewohnte Umfeld hinter mir zu lassen und nochmal eine neue Herausforderung im Ausland anzugehen, ist sicher eine aufregende Option.

SPOX: In letzter Zeit haben einige europäische Trainer den Schritt in die NBA gewagt. Ettore Messina, Assistant Coach bei den San Antonio Spurs, ist ein Beispiel dafür. David Blatt, der bereits in der Türkei gearbeitet hat und jetzt ihr Nachfolger bei Darüssafaka wird, trainierte ebenfalls in der NBA. Wie sieht es bei Ihnen aus, planen Sie Ihre Karriere weiterhin in Europa oder haben auch Sie die NBA im Hinterkopf?

Mahmuti: Ich habe mich schon immer eher dem europäischen Basketball verbunden gefühlt, meiner Meinung nach bietet er mehr Substanz und mehr Spannung. In der NBA steht meiner Meinung nach die Individualität im Vordergrund, in Europa dagegen das mannschaftliche Gefüge.

SPOX: Können Sie das näher erklären?

Mahmuti: Lassen Sie es mich mit einem Beispiel verdeutlichen: Die NBA ist für mich der Film "Rambo", der europäische Basketball dagegen "Der Pate".

SPOX: Ein interessanter Vergleich.

Mahmuti: Den "Paten" kann ich mir fünf Mal ansehen, auf "Rambo" kann ich dagegen ganz verzichten (lacht). Das sagt natürlich nichts über die Qualität der Filme aus. Doch um zum Basketball zurückzukommen: Das Spiel in der NBA wird von einzelnen Spielern und ihren Fähigkeiten dominiert, in Europa ist die mannschaftliche Geschlossenheit wichtiger.

SPOX: Die Brose Baskets Bamberg stehen kurz davor, zum zweiten Mal in Folge deutscher Meister zu werden. Der Verein hat auch in der Euroleague bereits Teilerfolge erzielt, eine Teilnahme am Final Four blieb bislang aber aus. Was fehlt dazu Ihrer Meinung nach?

Mahmuti: Bamberg hat in den letzten Jahren viel investiert und es geschafft, sich von Jahr zu Jahr zu verbessern. Ich stand ihnen mit meinen Mannschaften mehrmals gegenüber, und jedes Mal präsentierten sie sich stärker als zuvor. Sie haben also einen sehr guten Level erreicht. Ob das bereits ihr Zenit ist oder ob es weiter nach oben geht, wird sich noch zeigen.

SPOX: Bamberg kämpft im Finale um die deutsche Meisterschaft. Ihr Halbfinal-Gegner Bayern München macht dagegen schwere Zeiten durch. Ähnlich wie Dacka wurden sie durch große Investitionen zu einer Spitzenmannschaft, haben aber ebenfalls mit Rückschlägen zu kämpfen. Sehen Sie Parallelen?

Mahmuti: Zwischen Bayern und Bamberg gibt es sehr große Unterschiede. Bayern ist ein großer und mächtiger Verein, der neben dem Basketball vor allem im Fußball und vielen weiteren Branchen tätig ist. Bamberg hat dagegen durch seinen Hauptsponsor eher einen wirtschaftlichen Background. Vereine wie Bayern, die mit großer Fan-Unterstützung und bewährten Strukturen über die Jahre zur Marke gewachsen sind, werden immer große Vereine bleiben. Daran ändern auch verpasste Meisterschaften nichts.

SPOX: Was Sie über Bamberg sagen, gilt auch für Darüssafaka, auch hier gibt es einige Gemeinsamkeiten. Sie haben gesagt, dass Sie gerne in Europa arbeiten würden. Bei Bayern München könnte es einen Umbruch geben. Würde Sie der Trainerposten reizen?

Mahmuti: Zwischen Bamberg und Darüssafaka gibt es zwar Ähnlichkeiten, aber auch einige Unterschiede. Darüssafaka geht aus einer traditionsreichen Bildungsreinrichtung hervor und hat eine lange Basketball-Geschichte. Der Verein hat viel zum türkischen Basketball beigetragen und viele Spieler hervorgebracht. Außerdem ist der Klub einer der Vorreiter, wenn es um soziale Projekte geht. Ein Angebot von Bayern München wäre natürlich eine große Ehre. Bayern ist eine wachsende Marke im Basketball mit sehr großem Potenzial. Wenn man mich fragt, kann der Verein in Zukunft eine tragende Rolle im deutschen Basketball einnehmen. Jeder Trainer würde sich freuen, ein Teil dieses Projekts zu sein.

5 Fragen zum FC Bayern Basketball: Das große Köpferollen?

SPOX: Für Spieler und Trainer ist ein Engagement im türkischen Basketball auch finanziell sehr reizvoll. In Deutschland werden solche Gehälter bislang nicht gezahlt...

Mahmuti: In der Türkei wird derzeit in so gut wie allen Sportarten sehr viel investiert, besonders im Basketball. Die türkische Liga ist die vielleicht umkämpfteste Basketball-Liga Europas, die spanische ACB die mit der größten Tradition. Doch die deutsche BBL macht die richtigen Schritte und ist die Liga mit der vielversprechendsten Zukunft.

SPOX: Woran kann man das festmachen?

Mahmuti: Dafür reicht schon ein Blick auf die Zuschauerzahlen. Die Vereine erfahren eine sehr große Unterstützung und konnten das Interesse in den letzten Jahren noch steigern. Noch wichtiger aber ist, dass Deutschland inzwischen im Jugendbereich in allen Altersgruppen jeweils ein bis zwei Spieler mit NBA-Potenzial hat. Natürlich gibt es bei einzelnen Teams noch Möglichkeiten für Verbesserungen, doch sie haben hoffnungsvolle Spieler und sind gut für die Zukunft aufgestellt. Geld spielt im Basketball immer eine bestimmende Rolle, doch eine langfristig angelegte Planung ist genauso wichtig und aufregend.

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