Die Zukunft zu Gast in Hamburg

Von SPOX
Die ESL One in Hamburg lockte zehntausend Zuschauer in die Barclaycard Arena
© ESL

eSport muss längst zu den beliebtesten Sportarten auf diesem Erdball gezählt werden - Tendenz: stark steigend. Beim internationalen Event ESL One in Hamburg Ende Oktober lockten die besten Dota-2-Spieler der Welt zehntausend Zuschauer an. Auch globale Marken wie Mercedes-Benz sind mittlerweile Teil des Phänomens. SPOX war in Hamburg vor Ort und kann nur bestätigen: Der Trend zum eSport ist nicht mehr aufzuhalten.

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Ein bisschen traurig waren die deutschen Fans schon, als der Superstar der Szene, Kuro Salehi Takhasomi alias KuroKy, mit seinem Team Liquid die Segel streichen musste. Der Berliner ist einer der besten Dota-2-Spieler auf diesem Planeten und gewann mit Team Liquid im August The International, quasi die inoffizielle Weltmeisterschaft, was natürlich auch in Hamburg den Favoritenstatus mit sich brachte.

Der Stimmung in der Barclaycard Arena in der Hansestadt tat das jedoch keinen Abbruch. Die rund zehntausend Fans, von denen laut Veranstalter 30 Prozent aus dem Ausland angereist waren, bejubelten am zweiten Tag die finale Auseinandersetzung, die das russische Team virtus.pro für sich entscheiden konnte. Dafür gab es die Hälfte des ausgelobten Preisgelds von einer Million Dollar - und der MVP der zweitägigen Veranstaltung, Alexei "Solo" Berezin, durfte sich obendrein über einen nagelneuen Wagen im Wert von 50.000 Euro freuen.

Die Autobauer aus Stuttgart, erst seit wenigen Monaten als Premium-Partner der Turnierserie ESL One dabei, ließen sich in der Tat nicht lumpen: Jedem der acht angetretenen Teams wurde für die Veranstaltung ein Team-Car als Shuttle-Service zur Verfügung gestellt. Und auch das Publikum wird die Marke mit dem Stern genau beobachtet haben - schließlich ist die Community jung, gebildet und technik-affin: Für Unternehmen wie beispielsweise Daimler bilden sie damit auch eine äußerst spannende Generation an zukünftigen Mitarbeitern.

Eine Community, die in den letzten Jahren förmlich explodiert ist: Zuvor war das größte Dota-2-Festival Europas in Frankfurt beheimatet, nun war Hamburg dran - Restkarten suchte man vergebens. Berlin war 2015 Gastgeber der League-of-Legends-Weltmeisterschaft, die 17.000 Plätze der Mercedes-Benz-Arena waren innerhalb von Sekunden ausverkauft. Bis solche Events standardmäßig in große Fußballstadien umziehen, wie z.B. in Asien schon üblich, ist es nur noch eine Frage der Zeit.

Wobei auch schon in Hamburg nicht nur die Fans in der Halle, eingedeckt mit Fanartikeln ihrer Lieblingsteams, friedlich miteinander feierten und die einfallsreichen Ausstattungen im Cosplay-Wettbewerb bewunderten: Millionen weitere Fans schauten auf Plattformen wie YouTube, Twitch oder anderen sozialen Netzwerken zu.

Kein Wunder also, dass ESL-CEO Ralf Reichert am Rande der Veranstaltung prognostizierte, dass der eSport schon 2018 mehr Fans aufweisen werde als etwa die NFL. Zwei Milliarden Spieler gibt es schon jetzt weltweit, der Markt ist riesig - und die Fans sind über das Netz hautnah dran: Content rund um die Uhr, kein Geo-Blocking, sogar Trainingseinheiten der Stars werden gestreamt.

Das führt zu enormen wirtschaftlichen Möglichkeiten: KuroKy kann im Alter von 25 Jahren mehrere Millionen Dollar Preisgeld vorweisen, allein bei The International in Seattle wurden an das Siegerteam zehn Millionen Dollar ausgeschüttet. Sponsoren wollen ein Stück vom Kuchen und den Trend, der keinerlei Grenzen kennt, nicht verpassen. Mehrere Fußball-Bundesligisten haben bereits eigene Teams gegründet.

Das wiederum führt zu Professionalisierung: Alle professionellen Clans haben hauptamtliche Coaches und erweitern ihr Team um Ernährungswissenschaftler, Psychologen und Fitness-Coaches. Nichts wird mehr dem Zufall überlassen. Es entstehen Gaming-Houses, um gemeinsame Tagesabläufe und Trainingszeiten zu etablieren. Bei den Übertragungen der Events fühlt man sich an große Sportveranstaltungen erinnert: Verschiedene Perspektiven auf das Geschehen, Kommentatoren, Moderatoren, Experten, Interviews, Einspieler - alles da.

In der Nische oder gar Schmuddelecke steckt der eSport also schon längst nicht mehr, auch wenn die klassischen Medien in Deutschland noch etwas hinterherhinken. Aber auch hier tut sich einiges: Sport1 zeigte das Finale aus Hamburg am 29. Oktober live im Free-TV, der frisch gegründete eSport-Bund Deutschland wird mit seinen professionellen Strukturen die Entwicklung nur beschleunigen.

Im Januar geht es mit der ESL One weiter, diesmal wird in Malaysia gespielt. Im Februar sind die Top-Teams dann zu Gast in Kattowitz. Mercedes-Benz wird erneut als Partner vertreten sein - und wer weiß, wer bis dahin noch auf den Zug aufgesprungen ist.

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