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Die Stimme der Nation

von Denise Maryodnig
zuletzt bearbeitet: 13.10.2016, 05:50 Uhr

Von Denise Maryodnig ("Kleine Zeitung") aus Linz

Hört ihr ihn? Ihr könnt ihn gar nicht überhören, und so soll es sein, denn er ist der Court-Sprecher der Generali Ladies. Erwin Gruber ist, auch wenn er es herunterspielt, "die Stimme der Nation". Der Mann mit dem Mikrofon, der zum 15. Mal in Linz moderiert, ist Genie und Wahnsinn in einem.

Vorbereitung ist alles: Erwin bereitet sich auf seine Auftritte auf dem Platz akribisch vor. Mindestens acht A4-Blätter am Tag, hand- und für ihn leserlich geschrieben (er hat Probleme mit dem Druckergerät, na ja, Männer und Technik...) zeigen, dass er nichts dem Zufall überlässt.

Stellt euch vor, ihr müsst vor jeder Partie persönliche Infos der Spielerinnen im Kopf haben. Klar, geht nicht. Wie auch? Erwin hat "nebenbei" noch einen anderen Job. Deshalb stöbert er bereits von in der Früh weg das Netz durch, um perfekt vorbereitet zu sein.

Seine Moderation macht er mit einem Schmäh, und das kommt beim Publikum an - Spontanität ist alles. Einer seiner Lieblingssprüche: "Man muss sich seine Bühnen suchen." Also der Mann weiß schon, wie der Hase läuft.

Erwin hat Geschichten auf Lager... Ich versuche, mich kurz zu halten, aber zwei Beispiele kann ich euch nicht verheimlichen. "Als Serena Williams von drei Securitys in die Players Lounge geführt wurde, lief ich dem Quartett über den Weg. Plötzlich knallten mich die Securitys, die ich schon lang kenne, kompromisslos gegen die Wand und sagten zu Serena ‚Pass' ja auf den auf, der ist gefährlich'. Na die bekam verdammt große Augen, als sie mich am nächsten Tag auf dem Platz sah", erzählte er schmunzelnd.

"Als 2002 Arantxa Sanchez-Vicario und Martina Navratilova Doppel spielten, waren ihre beiden kleinen Schoßhündchen dabei. Während des Matches wurden die beiden ins Turnierbüro eingesperrt, was nicht jeder wusste, und so kam es wie es kommen musste. Die Tür ging auf und die zwei Hunde nutzten die Chance, um abzuhauen. Keine Sorge, sie wurden wieder unbeschadet zu ihren Frauchen gebracht, aber das war richtig amüsant. Sucht mal zwei so kleine Miniausgaben auf solch einer Anlage."

Der Stadionsprecher der Wiener Austria ist eine Rampensau wie er im Buche steht - seinen Augen und Ohren entgeht nichts. Im 56-Jährigen steckt - das hab ich sofort bemerkt - ein kleiner Kabarettist. Mich erinnert er etwas an Michael Niavarani. Für ihn unverständlich, aber damit muss er leben. Dass er mich als "Karawankenbärin" bezeichnet und immer wieder versucht, den sexiesten Dialekt Österreichs nachzueifern, gelingt ihm zumindest vereinzelt...

Engagiert, direkt, unterhaltsam, genial, professionell, frech und durchgeknallt - dieses Paket macht diesen passionierten Fotografen aus. Zum guten Schluss: Wisst ihr wie er die Karateka bezeichnet? Ich inzwischen schon, nämlich "Pyjamaraufer". Meinen Gesichtsausdruck könnt ihr euch sicher vorstellen :)

von Denise Maryodnig

Donnerstag
13.10.2016, 05:50 Uhr