Thiem verpasst sein erstes Melbourne-Viertelfinale

Von Ulrike Weinrich
Dominic Thiem
© getty

Dominic Thiem hat seinen ersten Einzug ins Viertelfinale der Australian Open verpasst. Der Österreicher verlor in einem hochspannenden Match mit 2:6, 6:4, 6:7 (4:7), 7:6 (9:7), 3:6 gegen den amerikanischen Außenseiter Tennys Sandgren.

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Von Ulrike Weinrich aus Melbourne

Thiem war nach der Partie enttäuscht, wollte sich aber keine Vorwürfe machen. "Ich habe nicht schlecht gespielt und muss ihm für seine Leistung Respekt zollen. Tennys hat mir mit seinem Aufschlag weh getan, mein Return war nicht so gut. Im fünften Satz waren dann Kleinigkeiten entscheidend", sagte der 24-Jährige und blickte nach vorne: "Die Australian Open waren in Ordnung für mich. Es geht in die richtige Richtung."

Thiem gab gleich sein erstes Aufschlagspiel ab und merkte schnell, dass Sandgren nicht zufällig zum ersten Mal in einem Major-Achtelfinale stand. Der Weltranglisten-97. hatte in der zweiten Runde den früheren Australian-Open-Gewinner Stan Wawrinka (Schweiz/Nr. 9) in drei Sätzen demontiert. Bei seinen bisherigen beiden Grand-Slam-Teilnahmen war Collegespieler Sandgren nicht über die erste Runde hinausgekommen.

Während Thiem im ersten Durchgang sämtliche vier Breakbälle nicht nutzen konnte, erwies sich der 26-Jährige aus Tennessee als äußerst effizient und nahm dem Weltranglistenfünften bei zwei Versuchen gleich zweimal das Service ab. Thiem blickte immer wieder ratlos in seine Box, in der Coach Günter Bresnik wie gewohnt keine Miene verzog.

Auszug aus dem Wohnzimmer brachte kein Glück

Thiem hatte zum Achtelfinale aus seinem geliebten "Wohnzimmer" Margaret Court Arena in das futuristisch anmutende Hisense Stadion "umziehen" müssen, in dem der Plexicushion-Belag ein wenig schneller ist. Sandgren nutzte dies zunächst zu seinem Vorteil. Thiem kämpfte sich aber zurück und breakte den Video-Freak Anfang des zweiten Durchgangs zum ersten Mal. Mit einem Passierschlag glich der Lichtenwörther nach Sätzen aus und zeigte die Faust.

Melbourne-Debütant Sandgren, der in der Runde zuvor Maximilian Marterer (Nürnberg) bezwungen hatte, ließ aber nicht nach und zog immer wieder sein kraftvolles Spiel auf. Mitte des zweiten Satzes klagte Thiem bei einem Seitenwechsel lauthals: "Was soll ich machen? Je schneller ich spiele, umso schneller kommt der Ball zurück!" Auch im Tiebreak konnte sich "Sang" auf seinen starken Aufschlag verlassen und lag wenig später erneut mit einem Satz in Front.

Thiem wie bei US Open im Achtelfinale gescheitert

In Durchgang vier musste erneut der Tiebreak entscheiden. Thiem lag schnell mit 4:1 in Führung, sah sich plötzlich aber einem Matchball gegenüber. Doch dank einer riskanten Rückhand die Linie entlang blieb er im Spiel - und erzwang quasi mit einer Kopie von diesem Schlag den Entscheidungssatz. Dort wirkte Sandgren entschlossener und holte sich das Break zum 4:2.

Nach 3:54 Stunden verwandelte er seinen zweiten Matchball und machte die Überraschung perfekt. Sandgren trifft nun am Mittwoch im Spiel um den Sprung ins Semifinale entweder auf Melbourne-Rekordchampion Novak Djokovic aus Serbien oder den Südkoreaner Hyeon Chung, der in der dritten Runde Mitfavorit Alexander Zverev (Hamburg) ausgeschaltet hatte. Der Amerikaner ist erst der zweite Australian-Open-Debütant in den vergangenen 20 Jahren, der Down Under das Viertelfinale erreichte.

"Ich wollte schon bei den US Open weit kommen"

Thiem indes, der nur zwei von 12 Breakchancen nutzen konnte, muss damit weiterhin auf seine erste Viertelfinal-Teilnahme bei einem Major außerhalb der French Open warten. In Roland Garros hatte der Powerspieler mit der Fabelrückhand zuletzt zweimal in Serie in der Vorschlussrunde gestanden. Die Erwartungshaltung vor dem Duell mit dem bekennenden Donald-Trump-Wähler Sandgren war groß gewesen. "Ich wollte schon bei den US Open weit kommen. Ich werde alles versuchen, es jetzt zu schaffen", hatte der 24-Jährige vor der Partie angekündigt.

Die Erinnerungen an das Achtelfinale von Flushing Meadows 2017 lösen bei Thiem auch rund vier Monate später noch unschöne Gefühle aus. In New York hatte sich der "Dominator" nach einer 2:0-Satzführung und zwei vergebenen Matchbällen mit 6:1, 6:2, 1:6, 6:7 (1:7), 4:6 dem Argentinier Juan Martin del Potro geschlagen geben müssen. Und das einen Tag nach seinem Geburtstag. Auf dem neuen Grandstand herrschten dabei wegen der vielen südamerikanischen Fans Bedingungen wie in einem Fußball-Stadion "Es war natürlich eine ganz schmerzhafte Niederlage", meinte Thiem mit Blick auf das so greifbare, aber letztlich doch verpasste Viertelfinale im Big Apple.

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