In der Hitze von Melbourne: Thiem gelingt furiose Aufholjagd

Von Ulrike Weinrich
Erleichterung nach dem Matchball bei Dominic Thiem
© getty

Der Österreicher Dominic Thiem hat einen Zweisatz-Rückstand aufgeholt und steht nach einer Energieleistung in der dritten Runde der Australian Open. Der letztjährige Achtelfinalist kämpfte den Qualifikanten Denis Kudla in einer wahren Hitzeschlacht über knapp vier Stunden mit 6:7 (6:8), 3:6, 6:3, 6:2, 6:3 nieder.

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Von Ulrike Weinrich aus Melbourne

Die Vorentscheidung im fünften Satz fiel, als Thiem dem wacker kämpfenden Kudla gleich das erste Aufschlagspiel abnahm und dem Amerikaners einen weiteren moralischen Tiefschlag verpasste. Es war das erste Fünfsatz-Spiel von Thiem beim Happy Slam überhaupt. 2017 hatte der 24-Jährige seine beiden Major-Partien über die volle Distanz in Wimbledon und bei den US Open (jeweils Achtelfinale) verloren.

"Ich bin mehr als glücklich, jetzt nehme ich erst einmal eine warme Dusche - ich hasse nämlich Eisbäder", sagte Thiem, dem 21 Asse gelangen: "Die Bedingungen heute waren schon sehr hart." Erst zum zweiten Mal in seiner Karriere konnte er einen Zweisatzrückstand drehen. Zwei Tagen nach seinem aufsehenerregenden "Tweener" im Auftaktmatch gegen Guido Pella (Argentinien) war schnell klar, dass "Magic" Thiem im Duell mit Kudla wesentlich mehr gefordert sein würde als noch beim Turnierstart. Der Rechtshänder aus Florida steht zwar nur auf Platz 190 im ATP-Ranking, doch Kudla ging das hohe Tempo in der Margaret Court Arena von Anfang an furchtlos mit.

Bresnik bleibt im Glutofen Melbourne cool

Zwar gelang Thiem in der Hitzeschlacht früh das ersehnte Break, allerdings reichte selbst eine 4:1-Führung nicht zum Satzgewinn. Der Weltranglistenfünfte erlaubte sich ungewohnt viele unerzwungene Fehler auf der Vorhand und konnte im ersten Durchgang auch mit seiner Quote an ersten Aufschlägen (49 Prozent) nicht zufrieden sein. Nachdem er dreimal in Serie sein Service abgegeben hatte, musste der Tiebreak die Entscheidung bringen. Zwei Satzbälle in Folge vergab Thiem beim Stand von 6:4 durch Unzulänglichkeiten, ehe sich Kudla mit seinem fünften Ass den Durchgang nach 66 Minuten holte.

Thiem blickte etwas ratlos in Richtung seiner Box, in der Coach Günter Bresnik trotz der 21 Unforced Errors seines Schützlings keine Miene verzog. Auch in der Folge ließ Qualifikant Kudla nicht nach und trug seinen Teil zum Highspeed-Spektakel auf dem drittgrößten Court im Melbourne Park bei.

"Dominator" Thiem mit Nehmerqualitäten

Der Favorit, der noch nie bei einem Grand-Slam-Event so hoch gesetzt war wie diesmal (Nr. 5), versuchte nun, Kudla auf dessen Rückhandseite anzuspielen. Zunächt ohne den durchschlagenden Erfolg. Die Temperaturen stiegen indes immer mehr - und die Ballwechsel wurden bei rund 37 Grad Celsius sichtlich kürzer.

Auch in Satz zwei konnte Thiem seine Chancen nicht nutzen und wirkte in den entscheidenden Situationen nicht so konstant wie gewohnt. Das wurde erst in der Folge besser. Im dritten Durchgang ließ sich der Lichtenwörther auch von vielen vergebenen Chancen und einem verlorenen Spiel über fast 15 Minuten nicht entmutigen und zeigte wie zum Beweis nach dem erfolgreichen Break zum 5:3 die Faust. Immer wieder feuerte sich der "Dominator" an.

Emotionale Achterbahnfahrt mit gutem Ende

Und die Aufholjagd ging munter weiter. Während Kudla physisch und psychisch abbaute, packte Thiem seine Gelegenheiten im Stil eines Weltklassespielers beim Schopf. Die emotionale Achterbahn mit Thiem im Cockpit fand nach 3:48 Stunden dann ein gutes Ende, überglücklich ließ er sich nach der Partie von den Fans feiern. Nächster Gegner ist am Samstag Adrian Mannarino - gegen den an Position 26 gesetzten Franzosen hat Thiem eine makellose Bilanz von 6:0-Erfolgen.

Letztmals war Österreichs Nummer eins im Sommer 2016 bei einem Grand-Slam-Turnier in der zweiten Runde gescheitert. Seitdem hatte er auf Major-Ebene viermal im Achtelfinale und einmal im Halbfinale gestanden. Die bis dato einzige Partie gegen Kudla, der 2015 in Wimbledon als Wildcard-Inhaber die Runde der letzten 16 erreicht hatte, hatte Thiem im vergangenen Jahr in Brisbane klar in zwei Sätzen für sich entschieden.

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