"Domi" Thiem schafft Premiere in Down Under

Der Siegeszug von Dominic Thiem unter der australischen Sonne geht weiter
© GEPA

Auch die dritte Partie beim Grand-Slam-Turnier in Melbourne gewinnt Dominic Thiem in vier Sätzen, diesmal gegen Benoit Paire. Jetzt wartet auf ihn ein alter Bekannter.

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Nicht immer bringt die Zahl 13 Unglück, denn bei seinem 13. Auftritt bei einem Grand-Slam-Turnier hatte Dominic Thiem zum sechsten Mal in seiner noch so jungen Karriere den Sprung in die dritte Runde geschafft. Und aus dieser heraus nunmehr das vierte Achtelfinale nach den US Open 2014 und 2016 sowie dem Halbfinal-Einzug bei den French Open 2016 erreicht, das allererste Mal bei den Australian Open in Melbourne. Österreichs Jungstar hat in Down Under am frühen Samstagmorgen nach MEZ auch sein drittes Hauptfeld-Spiel in vier Sätzen für sich entschieden. Nach seinen Siegen über den Deutschen Jan-Lennard Struff (ATP 56) und gegen den Australier Jordan Thompson (ATP 76) besiegte der achtgelistete Niederösterreicher (ATP 8) dieses Mal den Franzosen Benoit Paire (ATP 47) nach 2:24-stündigem Kampf mit 6:1, 4:6, 6:4, 6:4. Er steht nun als erster Vertreter seines Landes seit Jürgen Melzer 2011 im Melbourne Park in der Runde der letzten 16. Der Schützling von Österreichs Starbetreuer Günter Bresnik dürfte auch durchaus gute Karten besitzen, um gar noch weiter zu kommen. Mit David Goffin erwartet ihn im Rennen um einen Platz im Viertelfinale ein alter Bekannter. Thiem hält gegen den Belgier (ATP 11) inklusive einer Qualifikationsfinal-Niederlage in Acapulco 2014, die im offiziellen Head-to-head nicht berücksichtigt wird, bei einer 3:5-Bilanz. Das so wichtige letzte Duell hatte er dafür gewonnen: im Viertelfinale der French Open 2016, als die beiden in Paris gegeneinander um eine Platzierung unter den besten Zehn der Weltrangliste gespielt hatten.

Heiße Schlacht nach Blitzstart

Wie auch bereits in der zweiten Runde durfte Thiem in der Margaret Court Arena aufschlagen - den drittgrößten Platz der Anlage, den er längst liebgewonnen hat. Und er startete auch ganz wie aus der Pistole geschossen, hielt die ersten beiden Aufschlagspiele jeweils mit zwei Assen zu null. Mit gleich drei unerzwungenen Fehlern eröffnete ihm Paire im zweiten Spiel die erste Breakchance, die der Lichtenwörther dank eines tollen, aggressiven Returns, den der Franzose nicht mehr ins Spielfeld zurückbrachte, verwertete. Und bei 3:0 schlug Thiem nach 40:15 und zwei weiteren Gamebällen für Paire abermalig zu, diesmal mit der zweiten Möglichkeit. Nach Abwehr eines Breakballs stellte er auf 5:0, nach lediglich 17 Minuten war der erste Satz damit praktisch gelaufen. Im zweiten Durchgang ließ sich Paire nicht nochmal zu Beginn erwischen, präsentierte sich von der ersten Sekunde weg hellwach und wusste sich der Angriffslust seines Gegners immer besser entgegenzustemmen. Thiem vermochte sich bei 0:1 und 1:2 jeweils aus einer 0:40-Situation zu befreien, im letzteren Fall mit zwei Assen und einem Vorhand-Winner ungemein eindrucksvoll, kam selbst aber zu gar keinen Breakgelegenheiten mehr. Bei 4:5 und 40:30 unterliefen ihm danach hintereinander ein erzwungener Volley-Fehler, ein Doppelfehler und ein unerzwungener Vorhand-Fehler, und so war plötzlich doch der Satzausgleich da.

Paire bekam zwar Oberwasser, Thiem drehte jedoch im dritten Abschnitt einen 0:2-Rückstand sogleich wieder, und nach weiteren Chancen für beide breakte er den 27-Jährigen bei 4:4 nach dessen 40:15-Führung und servierte im Anschluss zur 2:1-Satzführung aus. Mit dem nächsten Break am Anfang des vierten Durchgangs schien er dem als Tennis-Diva bekannten Mann aus Avignon endgültig den Nerv gezogen haben, doch der kam nochmal zurück und erspielte sich, da Thiem den Aufschlag in seinen ersten drei Versuchen nicht und nicht durchbringen konnte, eine 3:1- und 4:2-Führung. Hiermit hatte Paire sein Pulver dann allerdings wieder verschossen - Thiem, der sich insgesamt drei Mal in der Pause an seiner rechten Schulter behandeln lassen musste, übernahm zum Schluss klar das Kommando, gewann ab dem Stand von 2:4 und 30:30 aus seiner Sicht zehn Punkte in Serie. Und nützte beim Ausservieren schließlich seinen dritten Matchball, als sein Kontrahent einen Rückhand-Return ins Seiten-Aus setzte. Ihm sind bereits 220.000 Australische Dollar Preisgeld und 180 ATP-Punkte sicher, Letztere stellen somit eine Verdoppelung zum Vorjahr dar, als er noch in der dritten Runde gescheitert war. Das Plus von 90 Zählern bringt ihn bis auf deren 55 an den derzeitigen Weltranglisten-Sechsten Marin Cilic (Kroatien) und hiermit gleichzeitig an ein neues Karriere-Bestranking heran, dieses könnte bei einem weiteren Erfolg fallen, wobei freilich auch noch Gefahr von hinten droht.

Thiem: "Werde Fehlerquote bisschen reduzieren müssen"

Thiem wurde gegen Paire trotz teils guter Aufschläge (zehn Asse, drei Doppelfehler) fünf Mal gebreakt, wusste dafür jedoch mit seiner Returnleistung und Chancenauswertung (acht von elf Breakbällen genützt) sowie mit seinem Kampfgeist - nach Rückständen im dritten und vierten Satz - für einen in Summe höchst erfreulichen Gesamteindruck seines Auftritts zu sorgen. Die Winner-Eigenfehler-Bilanz las sich außer im vierten Abschnitt (16:18) stets positiv und stand letztlich bei 46:41. Auch nach Thiems Geschmack natürlich immer noch ein paar vermeidbare Fehler zu viel, "sicher werde ich die Fehlerquote ein bisschen reduzieren müssen", versicherte er laut "Austria Presse Agentur - APA", andernfalls würde er gegen Goffin wohl ausscheiden. Er sah jedenfalls viel Licht: "Ich habe immer gut zurückgefightet, bin dran geblieben." Wobei er sich im vierten Durchgang im Kopfe schon mit einem fünften Satz beschäftigt habe - wo er durch seine gute körperliche Verfassung aber beste Chancen gesehen hätte. Dazu kam es nicht mehr: "Ich bin dann ein bisschen lockerer geworden und habe ihn gebreakt." Dennoch habe er es mit der so unrhythmischen, unorthodoxen Spielweise von Paire ab dem zweiten Durchgang ziemlich schwer gehabt: "Den ersten Satz muss man rausnehmen, da hat er klassisch den Start verschlafen", befand Thiem hierzu. "Dann hat er aber echt gut gespielt, besser serviert. Und er hat natürlich einige Dinge, mit denen er mir wehtun kann - diese vielen Stoppbälle, er variiert gut, spielt gut am Netz. Ich bin glücklich, dass ich das Match gewonnen habe."

Im Siegerinterview auf dem Court sprach Thiem von einem "sehr intensiven Match. Ich hatte einen unglaublichen Start. Und im zweiten Satz hat er seinen Level angehoben, und dann war es ein 50:50-Match und sehr eng." Der vierte Durchgang sei "ein bisschen verrückt" gewesen. Auf Nachfrage des Stadionsprechers erklärte er: "Nun, es geschieht im Herrentennis nicht oft, dass man drei Mal gebreakt wird und dennoch den Satz gewinnt", grinste er und hatte ein paar Lacher von den Publikumsrängen auf seiner Seite. Er habe sein Niveau im Finish jedoch dann auch wieder merklich gesteigert: "Die letzten zwei, drei Spiele waren richtig gut." Mit seinem Einzug ins Achtelfinale hat Thiem das primäre Ziel, hier erstmals in die zweite Turnierwoche vorzudringen, bereits erreicht. Damit wolle er sich freilich noch nicht zufrieden geben - doch mit seinem guten Freund Goffin erwartet ihn eine überaus schwierige Aufgabe, der 26-Jährige zeigte sich in der dritten Runde beim 6:3, 6:2, 6:4 gegen den kroatischen Aufschlagriesen Ivo Karlovic von seiner allerbesten Seite. 2016 war Thiem in Runde drei damals in vier Sätzen an Goffin gescheitert. "Es wird sicher ein super Match. Ich glaube, wir haben keine Geheimnisse voreinander, haben wichtige Matches gegeneinander gespielt, das wird wieder so eines", sagte er. "Er ist ein unglaublicher Spieler. Alle Spiele zwischen uns waren richtig eng", ist er erneut auf ein hartes Duell eingestellt.

Schulterprobleme halb so wild: Thiem gibt Entwarnung

"War eine komische Partie", schrieb Thiem nach seinem Erfolg auf seiner offiziellen faceook-Fanseite. "Im ersten Satz war er überhaupt nicht da und ich konnte ihn relativ schnell für mich entscheiden, die folgenden drei Sätze waren dann hart", empfand er. "Der Sieg heute war hart erkämpft und die Freunde über den Einzug in die zweite Woche der Australian Open ist daher riesengroß." Bezüglich der Schulter gab Thiem bei seiner Pressekonferenz dann Entwarnung: "Fitnesstechnisch war ich schon frisch. Ich habe es ein bisschen gespürt. Ich habe auch relativ viel zwischen den Partien trainiert und die Bälle sind ein bisserl schwer - da ist halt klar, dass irgendwann Schmerzen kommen. Aber das ist überhaupt kein Problem." Auch auf dem Court hatte er die Sorgen darüber relativiert: "Bei einem Grand Slam gibt's stets paar Beschwerden, man spielt viel Tennis, aber ich habe den besten Physiotherapeuten (den Deutschen Alexander Stober; Anmerkung), und ich denke er wird das bis übermorgen hinbekommen."

Hier die Ergebnisse der Australian Open: Einzel, Doppel, Einzel-Qualifikation.

Hier der Spielplan.

Dominic Thiem im Steckbrief

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