Skispringerin Eva Pinkelnig im Interview: "Bin oft auf den Boden geschmissen worden"

Von APA
Eva Pinkelnig kämpfte sich mühsam zurück.
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Skispringerin Eva Pinkelnig (30) hat sich nach zwei schweren Stürzen Ende 2016 mit Gehirnerschütterungen, Schleudertraumen und langwierigen mentalen und neuronalen Problemen wieder in die Weltspitze zurückgekämpft. Im Interview mit der APA sprach die Vorarlbergerin vor dem Damen-Teamspringen in Seefeld (Di., 15 Uhr im LIVETICKER) über Momente der Ohnmacht und Wut, aber auch ihren schließlich doch noch erfolgreichen Weg zur Heim-WM.

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Außerdem erklärt sie, welche Fehler sie nach zwei schweren Stürzen gemacht hat und beschreibt, warum sie am Druck der Olympischen Spiele scheiterte.

Frage: Frau Pinkelnig, Sie haben eine harte Zeit hinter sich, gab es zwischendurch auch einmal Gedanken ans Aufgeben?

Eva Pinkelnig: Kurze Momente ja, aber ich habe gewusst, das Feuer brennt noch, es ist irgendwo noch eine Glut und ich brauche nur den richtigen Anzünder. Den Anzünder habe ich gesucht. Es war schwierig, ich bin sehr oft auf den Boden geschmissen worden, bin aber wieder aufgestanden. Es waren natürlich kurze Momente der Ohnmacht und auch der Wut dabei, aber ich habe mich wieder fokussiert.

Frage: Wut worauf?

Pinkelnig: Darauf, wie das Ganze nach den Stürzen abgelaufen ist. Es war sehr viel Druck auf die Olympiade hin da. Genau diese Zeit, die ich im vergangenen Sommer bekommen habe, habe ich damals nicht gekriegt. Wut auf das System, auf den Umgang, da spielen so viele Sachen mit rein. Aber ich habe mich dann wieder resettet, und es mit frischem Mut und Freundlichkeit immer wieder neu probiert.

Frage: Das hat sich ausgezahlt. Sie sind mit vier vierten Plätzen so konstant stark wie noch nie. Was ist jetzt anders?

Pinkelnig: Die Sicherheit. Ich weiß zu 100 Prozent, was ich tue. Ich merke vom Balken weg, durch den Radius und über den Vorbau, in der Luft, ich bin jederzeit anwesend. Das war das, woran wir neuronal auch gearbeitet haben. Ich bin einfach wieder ich.

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Eva Pinkelnig: "Bin umgefallen, wenn ich auf einem Fuß stand"

Frage: Sie sind 2014/15 erst mit Mitte 20 als Quereinsteigerin scheinbar mühelos sofort in das Weltcupteam und in die Top Ten aufgestiegen. Gab es dabei nie Probleme?

Pinkelnig: Es war nach der ersten Saison sehr schwierig, da habe ich eine Gaude gehabt, und dann kam das System Spitzensport. Ich vergleiche es gerne mit einem Kind, das in die Schule kommt. Davor lernt es gern und nach seinem Tempo, in der Schule sagt man ihm, wann es was zu lernen hat, wann es still zu sitzen hat, wann es Pause hat. Ich habe da ein sehr gutes eigenes Gefühl dafür, das mir aber ein bisschen abgesprochen wurde, weil ich neu war im Spitzensport. Ich habe aber das Gefühl durch mein Alter schon entwickelt. Das ist das, was ich jetzt ausleben darf, wo man mich Eva sein lässt, deswegen funktioniert es auch so gut.

Frage: Warum hat Ihr Weg zurück in die Spitze nach den beiden Stürzen Ende 2016 so lange gedauert?

Pinkelnig: Dadurch, dass ich bald danach wieder gesprungen bin, hat sich das Ganze verschlechtert. Ich bin damals viel zu früh wieder gestartet. Ich hatte auch neuronale Probleme, bin umgefallen, wenn ich auf einem Fuß gestanden bin. Jetzt ist es so gut wie weg, es gibt aber schon noch Potenzial. Es hat ein bisschen länger gedauert, wie ich es selbst gerne gehabt hätte. Wir haben viel gearbeitet, sind immer wieder auf kleinen Schanzen gesprungen und haben über den Sommer ruhig angefangen. Dadurch hat es sich schneller und besser entwickelt, als ich es mir selber erträumt hätte.

Frage: Wie schätzen Sie ihre WM-Chancen ein?

Pinkelnig: Es ist ganz einfach, es gibt zwischen null und drei Medaillen. Die größte Chance haben wir sicher im Teambewerb, weil wir alle stark sind. Dass ich konstant immer wieder in die Top Ten springen kann, freut mich sehr. Es ist auch athletisch eine Weiterentwicklung passiert. Ich schaue, dass ich gut hüpfe. Was herausschaut, rechnet eh der Computer aus.

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