UFC

Der Wiener UFC-Fighter Aleksandar Rakic im Interview: "Ich will in zwei Jahren Champion werden"

Von Fabian Zerche, Philipp Ertl
Aleksandar Rakic im Interview mit SPOX
© bobipix

Trifft man Aleksandar Rakic, möchte man fast nicht glauben, dass sich der 26-Jährige mit Männern zwischen 84 und 93 Kilogramm hauptberuflich Faust- und Bodenkämpfe liefert. Und das in der Mixed-Martial-Arts-Elite-Liga UFC. Mehrfach bedankt sich der sympathische 195-Zentimeter-Hüne aus Wien für das Interview. Dann erklärt er mit fester Überzeugung, wie er die Nummer 15 der Heavyweight-Division, Justin Ledet, bei seinem nächsten Kampf in Hamburg (22. Juli 2018) auf die Bretter schicken wird.

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Ein Sieg gegen den noch ungeschlagenen Texaner würde für Rakic einen Meilenstein markieren und wohl den Weg in die Top 15 des Light-Heavyweight-Rankings ebnen. Für Rakic nur der Anfang: "Ich will in zwei Jahren Champion werden."

Im Interview mit SPOX spricht die Kickbox-Koryphäe über Vorbild Jon Jones, Champion Daniel Cormier und den Weg zum Titel.

SPOX: Sie stehen seit Anfang 2017 bei der UFC unter Vertrag. Wie kam das Engagement zustande?

Aleksandar Rakic: Für die UFC ist es grundsätzlich wichtig, viele Siege in Folge zu haben. Idealerweise sechs. Bevor ich zur UFC kam, hatte ich acht Siege am Stück. Mein Manager aus England von Heavy Duty Fight-Management hat mir dann plötzlich den UFC-Vertrag vor die Nase geknallt. Ich war zwei Minuten sprachlos. Es kam für mich enorm überraschend.

SPOX: Für wie viele Kämpfe haben Sie unterschrieben?

Rakic: Für vier Kämpfe, das ist ein Standard-Vertrag. Nach den ersten zwei Kämpfen beginnen schon die Verhandlungen für einen neuen Vertrag.

SPOX: Ihr erster UFC-Kampf gegen Francimar Barroso war ziemlich souverän. Ein enorm erfahrener Kämpfer mit 27 Duellen und 19 Siegen. Hatten Sie vorher Zweifel, ob Sie schon weit genug sind?

Rakic: Mein Gegner vor Barroso (Sergio Souza, Anm.) hatte auch schon 25 Kämpfe, ebenso ein Brasilianer. Aber ich habe mit so vielen guten Leuten auf der Welt gesparrt, die viel stärker sind. Dadurch war ich auch nicht ganz unerfahren. Ich hätte statt Barroso auch gegen einen Russen mit einem UFC-Kampf wählen können, entschied mich dann aber für Barroso, weil er im Ranking besser dasteht. Ich habe zudem sowieso gewusst, dass ich ihn besiegen werde. Als ich Tapes gesehen habe und als wir gegenüber standen. Ich bin ein anderes Kaliber.

SPOX: Sie haben sich beim renommierten American Top Team vorbereitet, wo Yoel Romero, Jorge Masvidal, Tyron Woodley oder Joanna Jedrzejczyk regelmäßig zu Gast sind. War das ein guter Reality-Check, um zu wissen, wo Sie stehen?

Rakic: Auf jeden Fall. Im American Top Team sind bei jedem Training 15 UFC-Kämpfer. Auch Champions. Ich habe zum Beispiel mit dem Heavyweight Junior Dos Santos trainiert, auch mit Krysztof Jotko und Hector Lombard. Das sind wirklich Top-Leute. Da konnte ich mich austesten. Nach dem Camp wusste ich, woran ich arbeiten muss. Junior ist etwa ein ganz witziger Typ, super cool drauf. Vielleicht werde ich mein nächstes Camp aber mit meinem Kumpel Mirsad Bektic in Kanada bei Tristar-Gym absolvieren. Dort trainiert die Legende Georges St-Pierre. Ich will mich nämlich nicht auf ein Team fokussieren, sondern oft wechseln. Denn jedes Team hat seine Stärken und ich will mir von überall etwas rausziehen.

SPOX: Dürfte auch eine finanzielle Frage sein, oder? Bei American Top Team zu trainieren ist bestimmt nicht günstig.

Rakic: Ja, das stimmt. Aber ich habe einen guten Manager, der teilweise meine Ausgaben fürs Camp übernimmt. Etwa den Schlafplatz, auch das Training. Ich bezahle den Flug und das Essen. American Top Team war dann an fünf Prozent meiner Gage beteiligt.

Rakic: "Ich bin Ledet in jedem Aspekt des Kampfes überlegen"

SPOX: Ihr nächster Kampf ist in Hamburg gegen Justin Ledet, der noch ungeschlagen ist. Wie schätzen Sie Ledet ein?

Rakic: Ledet ist Nummer 15 im Heavy-Weight-Ranking, noch unbesiegt und 3:0 in der UFC. Er kommt aus dem Boxen, hat aber immerhin fünf Submissions (Sieg via Aufgabegriff, Anm.). Mir liegt dieser Kampf aber sehr gut. Er kommt aus dem Boxen - wie ich auch. Es klingt blöd, aber man boxt gegen Boxer besser als gegen Nicht-Boxer. Sie sind orthodoxer, man weiß was kommt und kann kontern. Er ist kein großes Schwergewicht, darum kommt er wohl in die Light-Heavyweight-Division. Ich denke ich bin in jedem Aspekt des Kampfes überlegen. Ich habe von Freunden, die mit ihm trainiert haben, Insider-Infos bekommen. Aber egal gegen wen ich kämpfe, ich unterschätze niemanden. Ich stelle mir jedes Mal vor, dass ich gegen Jon Jones kämpfe, der wirklich der Beste ist. Ich hoffe nur, dass er das notwendige Gewicht erreicht und nicht zu schwer ist.

SPOX: Würden Sie den Kampf auch annehmen, wenn er zu schwer zum Wiegen kommt?

Rakic: Ein, maximal zwei Kilo würde ich gestatten. Alles was darüber ist? Nein. Ich zwinge mich selbst von 105 Kilo auf 93 Kilo herunter. Ich will nichts riskieren, mir geht es um die Karriere und die Gesundheit. Wenn der Kampf wegen dem blöden Weight Cut nicht stattfindet, dann kann man nichts machen.

SPOX: Für einen Light-Heavy-Weight-Kampf dürfen Sie maximal 93 Kilogramm wiegen. Wie viel wiegen Sie jetzt?

Rakic: 104 Kilo.

SPOX: Was denken Sie, wie viele Siege Sie noch benötigen, bis Sie in den Top 15 in der Light-Heavy-Weight-Division landen?

Rakic: Nach diesem Kampf könnte es schon klappen. Ledet ist Nummer 15 in einer Gewichtsklasse weiter oben, es könnte möglich sein. Wenn ich jetzt nicht gerankt werde, dann bestimmt nach dem nächsten Kampf. Ich will wieder einen Top-15-Gegner. Und ich will in den nächsten zwei Jahren Champion werden.

SPOX: Die Light-Heavyweight-Division hat mit Cormier, Gustafsson, Oezdemir oder Latifi zwar einige Kaliber, ist in der Breite aber nicht ganz so stark besetzt wie etwa Welterweight oder Lightweight. Sehen Sie gute Chancen, dass Sie mittelfristig in die Top 10 marschieren?

Rakic: Auf jeden Fall! Das beste Beispiel ist der Schweizer Volkan Oezdemir. Er hat drei gute Leute besiegt und schon um den Titel gekämpft.

Rakic: "Cormier wäre ein schwerer Kampf für mich"

SPOX: Wer im Spitzenfeld würde Ihnen die größten Probleme bereiten? Ein Wrestler wie Cormier oder ein Striker wie Gustafsson?

Rakic: Mit Gustafsson habe ich schon trainiert. Er ist ein sehr guter Striker. Aber ich hatte schon vor drei Jahren nicht die größten Probleme mit ihm. Er hat mich nicht zerstört. Ein schwerer Kampf wäre für mich ein Ringer wie Cormier. Er macht das schon sehr gut. Ein Grinder, für den man viel Kraft und Kondition braucht. Aber in MMA kann alles passieren. Eine hundertstel Sekunde nicht aufpassen und auch der beste Wrestler kann zu Boden gehen.

SPOX: Light-Heavyweight-Champion Cormier versucht sich im Juli gegen Miocic um den Heavyweight-Titel.

Rakic: Ganz schwer einzuschätzen. Ich hoffe Miocic gewinnt. Ich denke Miocic wird Cormier mit seinem Boxen auf Distanz halten. Miocic ist körperlich sehr kräftig und auch ein guter Wrestler. Cormier könnte mit dem schwereren Gewicht auch früher müde werden.

SPOX: Sie haben vor drei Jahren Jon Jones als Ihre große Inspiration bezeichnet. Würden Sie das so noch immer sagen?

Rakic: Was er im Sport geleistet hat, ist unglaublich. Er hat noch nie einen Kampf verloren. Was er im Privatleben macht, geht mich nichts an. Aber was er im Octagon zeigt, ist ein Wahnsinn. Dass er jetzt gedopt hat, ist schade. Ich bin absolut kein Fan davon und habe auch noch nie zu verbotenen Substanzen gegriffen, ich weiß aber auch nicht, wie sehr das Doping seine Leistung gesteigert hat. Für mich ist er eine große Inspiration - nicht als Mensch, aber als Kämpfer.

SPOX: Denken Sie, er wird seine Strafe absitzen und irgendwann Ihnen gegenüberstehen?

Rakic: Ungern! (lacht) Ich kämpfe gegen jeden, aber lieber wäre mir, wenn er als Heavyweight zurückkommt. (lacht)

SPOX: Wie haben Sie das USADA Doping-Test-Programm der UFC erlebt?

Rakic: In meinen ersten drei Monaten wurde ich dreimal in Wien getestet, einmal in Florida. Ich finde das generell sehr gut. Der Sport sollte sauber bleiben. Es gibt auch ein Leben nach dem Sport, man sollte auf seinen Körper hören und sich nicht irgendeinen Stoff reinballern.

SPOX: Die meisten Kämpfer haben ein Spezialgebiet - Cormier ist Wrestler, Maia ist Jiu-Jiutsu-Koryphäe, Thompson kommt aus dem Karate, Ihr Background liegt im Kickboxen. Wo müssen Sie noch am meisten nachholen?

Rakic: Ich sage immer: MMA besteht aus 30 Prozent Striking, 40 Prozent Ringen, 30 Prozent Grappling (Griffkampf, Anm.). Ich trainiere zur Zeit viel Ringen, weil es für mich der wichtigste Part ist. Ich beschäftige mich viel damit und habe da auch noch Potenzial nach oben.

SPOX: Haben Sie eine Prognose für den Ledet-Kampf?

Rakic: Ich werde ihn umhauen. Ich will Cain Velasquez-Style auf ihn losgehen. Heißt: Arbeiten, Druck aufbauen, keine Sekunde Atmen lassen, Ringen, Ground and Pound (Schläge mit Faust und Ellbogen am Boden, Anm.). Das ist mein Game-Plan. Mein Tipp: TKO, zweite Runde.

SPOX: Wie oft wollen Sie dieses Jahr dann noch kämpfen?

Rakic: Ein bis zwei Mal. Wenn der Kampf in Hamburg gut verläuft, mache ich kurz Urlaub und beginne dann sofort mit dem Training.

Aleksandar Rakic' MMA-Kämpfe

ResultatGegnerMethode
SiegFrancimar BarrosoDecision (Unanimous)
SiegSergio SouzaTKO
SiegMartin BaturKO
SiegMarcin PrachnioTKO
SiegNorbert PeterTKO
SiegPeter RozmaringSubmission (North-South-Choke)
SiegLaszlo CzeneKO
SiegRichard LonghimoTKO
SiegCarsten LorenzTKO
NiederlageChristian RadkeSubmission(Guillotine Choke)