Rene Swete im SPOX-Interview: "Ein normaler Job wäre kein Weltuntergang gewesen"

Rene Swete im Trikot des TSV Hartberg
© GEPA

Im Sommer 2016 sah die Welt für Rene Swete noch anders aus. Der heute 28-jährige TSV-Hartberg-Torhüter war vereinslos und sagte im Interview mit SPOX: "Wird das nichts, mit der Profikarriere, muss ich halt arbeiten gehen und nebenbei in der Regionalliga kicken. Wenn es so weitergeht, werde mich auf dem Arbeitsmarkt umsehen. Ich will ja nicht daheim sitzen und auf einen Vertrag hoffen."

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Schließlich ging Swete den Weg über die Regionalliga zu Hartberg. Ein Schritt zurück, der sich als ideal erweisen sollte: Mit den Steirern gelang der Aufstieg in die Bundesliga. Und dort zählt der ehemalige Nachwuchstormann des SK Rapid mittlerweile zu den Besten. Kein Keeper entschärfte mehr Chancen (freilich auch der Defensivleistung geschuldet) und Swete hält auch den Rekord für die meisten Paraden in einer Partie (13 gegen den WAC).

Im Interview mit SPOX spricht Swete über seinen beschwerlichen Karriereweg, den Abstiegskampf mit Hartberg und seine Zukunft.

Hartberg hat gegen Rapid die beste Leistung der letzten Wochen gezeigt. Konnten Sie die Niederlage verdauen?

Rene Swete: Die Enttäuschung war da, aber ich glaube trotzdem, dass wir einen Schritt in die richtige Richtung gemacht und eine ansprechende Leistung auf den Platz gebracht haben. Wichtig sind halt die Punkte, daran werden wir am Samstag weiterarbeiten.

Sie selbst haben sich einen seltenen Patzer geleistet. Was lief schief?

Swete: Mich hat das Gegentor enorm gefuchst. Ich bin grundsätzlich ein sehr selbstkritischer Mensch. Bei dem konkreten Gegentreffer ist eine Verkettung von unglücklichen Umständen zusammengekommen. (lacht) Blauensteiner Michi ist mir seitlich leicht reingehüpft, ich habe das Gleichgewicht verloren und meine Hände falsch positioniert - und so ging der Ball ins eigene Tor. Aber damit muss man leben. Mir ist bewusst, dass man als Tormann da wie ein Dodel ausschaut. Mittlerweile hab ich's abgehakt.

Gab's schiefe Blicke von den Mitspielern?

Swete: Nein, bei uns werden generell keine großen Vorwürfe gemacht, wenn Fehler gemacht werden. Jeder muss das selbst einordnen.

Rene Swete Swete wehrte 103 Schüsse ab - so viele wie kein anderer Keeper

Ihre Statistiken lesen sich insgesamt stark. Kein Liga-Tormann hat mehr Schüsse abgewehrt (103), auf Rang zwei liegt Richard Strebinger (94). Wie sehen Sie Ihre Entwicklung?

Swete: Diese Zahlen sind vielleicht ein Beleg, dass ich nicht schlecht gearbeitet habe. Ich denke, dass ich in ein paar Teilbereichen einen Schritt nach vorne machen konnte. Besonders was das Fußballerische betrifft - ich traue mir beim Herausspielen viel mehr zu. Meine innere Ruhe ist gewachsen, ich verlasse mich auf meine eigenen Stärken. Auch wenn das nach dem letzten Spiel blöd klingt, aber ich versuche beim Flankenspiel, das für den Tormann eines der schwersten Dinge ist, mutiger zu agieren und offensiver zu verteidigen.

Wir hatten unser letztes Interview im Sommer 2016. Sie waren vereinslos und betonten, wie schwer es ist, einen Klub zu finden. Manager-Anfragen seien nur leere Worte, ein Probetraining in Deutschland verlief im Sand. Was haben Sie aus dieser Zeit gelernt?

Swete: Zum Beispiel, dass im Fußball etwas erst fix ist, wenn die Tinte trocken ist. Das habe ich vor allem von meinem Probetraining (bei SG Sonnenhof Großaspach, Anm.) mitgenommen. Im Fußball kann es sehr schnell gehen. Ich war vor zwei Jahren in der Regionalliga. Ich habe gelernt, dass man weiter an sich selbst arbeiten muss, vielleicht einmal einen Schritt zurück machen muss, um zwei nach vorne machen zu können. Es ist aber auch kein Geheimnis, dass der Tormannmarkt schwerer ist. Jede Mannschaft hat nur einen Keeper, der den Großteil der Spiele absolvieren wird.

Wie groß waren Ihre Zweifel in der Vereinslosigkeit?

Swete: In solchen Zeiten ist es normal, dass man nicht die Zuversicht in Person ist. Ich war ein halbes Jahr ohne Klub und es gab die Überlegung, in die Regionalliga zu gehen und nebenbei zu arbeiten. Ich kenne die Arbeitswelt ja und habe in einem normalen Betrieb gearbeitet. Mir ist bewusst, dass ich nach meiner Karriere auch wieder arbeiten muss. Ich hatte immer den Traum von der Profikarriere, es wäre aber auch kein Weltuntergang gewesen, einen normalen Job auszuüben.

Wo würden Sie gerne nach Ihrer Karriere arbeiten?

Swete: Der Wunsch wäre im Fußball zu arbeiten. Als Kind habe ich Fußballmanager ohne Ende gespielt. (lacht) Aber ich würde mich keinem Bereich verschließen.

Rene Swete: "Nach der Karriere wartet die Arbeitswelt"

Hört man selten, von Fußballern.

Swete: Ich kann nicht in den Kopf meiner Kollegen reinschauen, aber wenn man ein bisschen Realitätssinn hat und nicht 15 Jahre bei Red Bull Salzburg spielt, oder eine Karriere wie Steffen Hofmann vorweisen kann, wird sich das bis zum Lebensende finanziell nicht ausgehen. Jeder muss selbst wissen, wie er damit umgeht. Ich habe genug Bewusstsein um zu wissen, dass auf mich nach der Karriere die Arbeitswelt wartet.

Ich nehme an, dass Sie Hartberg sehr dankbar sind, aber dort auch nicht Ihr Weg enden wird.

Swete: Ich habe mir gedacht, dass die Frage kommt. (lacht) Ich habe noch ein Jahr Vertrag in Hartberg und ich bin im Fußball nicht der letzte Entscheidungsträger. Es ist enorm wichtig, dass wir in erster Linie die Klasse halten. Im Grunde genommen will ich jedes Spiel meine beste Leistung zeigen, dann ergibt sich mein Weg selbst. Nach Grödig war ich vereinslos. Im Fußball kann man wenig planen.

Hartberg hat den letzten Sieg im November eingefahren, heißt: 13 Spiele ohne Sieg. Nächste Partie geht es gegen Rapid auswärts. Warum werdet ihr trotzdem oben bleiben?

Swete: Die Leistung am Dienstag stimmt mich zuversichtlich. Ich will sie nicht übertrieben positiv darstellen, weil wir nicht gewonnen haben, aber wir haben zahlreiche Torchancen herausgespielt. Wir müssen in der Lage sein, unseren Gegner niederzukämpfen. Ich bin auch davon überzeugt, dass die individuelle Qualität nicht verloren gegangen ist. Ich finde, dass wir jetzt gegen Rapid besser aufgetreten sind, als beim 3:0-Sieg davor. Wenn wir in Hütteldorf wieder so viele Chancen vorfinden, können wir etwas mitnehmen.

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