Dominik Prokop im Interview: "Da sind wir mental in ein Loch gefallen"

Von Fabian Santner
Dominik Prokop ist schon jetzt ein Austria-Urgestein
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Dominik Prokop ist ein wahres Austria-Urgestein. Und das, obwohl er erst 21 Jahre alt ist. Der offensive Mittelfeldspieler kam nämlich bereits im zarten Alter von sieben Jahren zu den Violetten und schaffte mit 19 den Sprung in die Kampfmannschaft. "Wenn man im 10. Bezirk aufwächst, gibt es nur die Austria", erklärt er gegenüber SPOX schmunzelnd.

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Seither brachte es Prokop auf 72 Einsätze für die Austria, in denen er elf Tore erzielte und sechs Vorlagen lieferte. In der laufenden Saison traf der nur 1,71-Meter große Techniker allerdings erst ein Mal - im Cup gegen den nächsten Austria Gegner Sturm Graz.

"Ich muss effektiver werden und vielleicht auch etwas egoistischer vor dem Tor. Gerade heutzutage, wo viele nur mehr auf Statistiken schauen, ist das noch wichtiger", weiß Prokop, dem man sein noch junges Alter im Gespräch überhaupt nicht anmerkt.

Dominik Prokop: "Bin einer der Spieler, die am längsten dabei sind"

"Ich bin ja einer der Spieler, die schon am längsten dabei sind", spielt Prokop augenzwinkernd auf den großen Umbruch der Austria im Sommer an, den er durchwegs positiv sieht: "Wir haben super Spieler dazubekommen!" Solche hat Prokop auch in der ÖFB-U21-Mannschaft, mit der er sich gerade für das EM-Playoff qualifiziert hat: "Das haben wir uns verdient."

Ob er einen langfristigen Karriere-Plan hat, wie er das turbulente Frühjahr der Austria erlebte und warum er der Spieler wurde, der er heute ist, erfahrt ihr im großen SPOX-Interview.

SPOX: Gratulation zur Qualifikation für das EM-Playoff mit dem ÖFB-U21-Team. Wie waren die letzten Stunden?

Dominik Prokop: Danke. Es war einfach super. Wir haben uns über die ganze Qualifikation vorgenommen, dass wir gegen Serbien und Russland zwei Endspiele haben wollen und das haben wir uns auch erarbeitet. Der Sieg gegen Russland zeugt von der Qualität der Mannschaft, jetzt sind wir schon gespannt, wen wir als Gegner bekommen.

SPOX: Jetzt geht es gegen Portugal, Griechenland oder Polen. Gibt es einen Wunschgegner?

Prokop: Es ist eigentlich egal, wenn man zur EM will, muss man jeden Gegner besiegen. Am schwersten dürfte es aber wohl gegen Portugal werden.

SPOX: Der Sieg gegen Russland war schon das zweite wichtige Spiel in dieser Saison, das Sie von der Bank erleben mussten. Wie schlimm war es, im Derby gegen Rapid nicht zu spielen?

Prokop: Das hat natürlich sehr wehgetan. Ich hätte sehr gerne gespielt und aktiv zum Erfolg beigetragen. Aber vor allem in einem Derby muss man die eigenen Interessen hinten anstellen. Von dem her habe ich mich trotzdem sehr mit der Mannschaft gefreut. Wir haben uns den Sieg verdient.

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Am Sonntag trifft Prokop mit der Austria auf den SK Sturm

Prokop ist für Punkteabzug als Strafe

SPOX: Apropos Derby: Die Liga hat vor allem aufgrund der Ausschreitungen in den letzten Derbys beschlossen, dass es als Strafe künftig auch Punkteabzüge für verantwortliche Vereine geben kann. Wie stehen Sie dazu?

Prokop: Das ist eine ganz gute Sache. Es ist einfach schwierig, wenn man nur mit Geldstrafen operiert. Dadurch werden die Ausschreitungen nicht weniger, wie man in den Derbys gesehen hat. Durch diese neue Art der Strafe schaden die verantwortlichen Fans dem Verein noch mehr: Vielleicht verpasst so ein Verein gerade um die Punktezahl, die abgezogen worden ist, den Sprung ins europäische Geschäft. Ich hoffe, dass dadurch solche Ausschreitungen weniger werden oder besser noch ganz verschwinden.

SPOX: Sie gehen jetzt in Ihre dritte Saison von Beginn an als Profi, was hat sich verändert im Vergleich zu vor drei Jahren? Absolvieren Sie vielleicht sogar eine andere Vorbereitung, haben Sie etwas verändert?

Prokop: Natürlich ist es jetzt anders, wie wenn man als 17-Jähriger zum ersten Mal bei den Profis ist. Ich bin reifer geworden und vor allem auch durch die Europa-League-Gruppenphasen die ich mit der Austria spielen durfte, erfahrener. Aber sonst ist es immer noch dasselbe, ich freue mich immer noch jedes Mal, am Platz stehen zu dürfen. Dabei bin ich mittlerweile sogar einer der Spieler, die am längsten dabei sind (lacht). Ich gehe immer noch mit der gleichen Freude und dem gleichen Elan an die Sache, wie als 17-Jähriger.

SPOX: Sie waren Ihr ganzes Fußballer-Leben bei der Austria. Was macht den Klub so speziell?

Prokop: Wenn man im 10. Bezirk aufwächst, gibt es nur die Austria (lacht). Ich bin mit sieben Jahren hergekommen, habe alle Jugendmannschaften durchlaufen, an sehr vielen tollen Turnieren teilgenommen und viel erlebt. Die Austria war schon immer ein besonderer Klub für mich, darum bin ich noch froher und stolzer, dass ich in der Kampfmannschaft Fuß gefasst habe und hier meine Leistungen zeigen darf.

"Es freut mich, wenn ich helfen kann"

SPOX: Sind sie durch ihren Werdegang ein Vorbild für junge Spieler, die jetzt den Sprung in die Kampfmannschaft schaffen? Geben sie ihnen Ratschläge?

Prokop: Es gibt schon einige junge Spieler, etwa momentan Nils Hahn oder Vesel Demaku letzte Saison, denen ich mit Rat und Tat zur Seite stehe. Die Spieler, die aus der eigenen Akademie kommen, kenne ich ganz gut, weil mein Bruder auch ein 99er-Jahrgang ist und ich oft bei den Spielen zugeschaut habe. Deswegen habe ich einen guten Draht zu ihnen. Sie könne immer zu mir kommen, wenn sie etwas brauchen und tun das auch. Es freut mich, wenn ich ihnen helfen kann, um ihnen die Integration so leicht wie möglich zu machen.

SPOX: Was sind die Stärken des Fußballers Dominik Prokop und wo kann er sich noch verbessern?

Prokop: Ich bin technisch gut und im Eins-gegen-Eins stark. Ich liebe es, schnellen Offensiv-Fußball zu spielen, den Tiki-Taka-Stil, wenn man so will. Probleme habe ich dieses Jahr vor allem mit der Chancenauswertung. Da muss ich effektiver werden und vielleicht auch etwas egoistischer vor dem Tor. Gerade heutzutage, wo viele nur mehr auf Statistiken schauen, ist das noch wichtiger. Wenn da steht: "Prokop: Zwölf Spiele ein Tor, keine Vorlage", dann ist das natürlich zu wenig. Das ist auch zu wenig für die hohen Ansprüche, die ich an mich selbst habe und eine Sache, an der ich arbeiten muss.

Karriere-Plan von Dominik Prokop: Irgendwann ins Ausland

SPOX: Sie sind mit 1,71 Metern stets einer der kleinsten Spieler am Feld. War das in der Jugend ein Nachteil, oder vielleicht sogar ein Vorteil, weil Sie sich noch mehr durchbeißen mussten, als andere?

Prokop: Es hat mich sicherlich geprägt, dass ich körperlich nicht zu den stärksten zähle (schmunzelt). Ich musste mich immer gegen größere und stärkere Spieler durchsetzen. Ab der U13, also seit ich zwölf Jahre alt bin, wurde ich jedes Jahr zu den Älteren aufgestuft, mit 15 war ich dann schon bei den Amateuren. Ich konnte das immer mit spielerischen Mitteln und technischer Qualität wettmachen. Es war natürlich ein Vorteil, dass ich so gefördert wurde und mich immer mit Älteren, Größeren und körperlich Stärkeren messen durfte. Das hat mich auch zu dem Spieler gemacht, der ich jetzt bin.

SPOX: Haben Sie eigentlich einen Karriereplan und wenn ja, wie sieht der aus?

Prokop: Natürlich gibt es Ziele, die ich mir gesetzt habe, mit meinem Umfeld, mit meinen Eltern - mein Vater ist ja Mentaltrainer - und mit meinem Management. Wir haben uns einen Plan zusammengestellt. Dieser funktioniert aber nicht hundertprozentig, das ist ganz klar. Im Fußball gibt es immer Dinge, die man nicht einberechnen kann. Das ganze sieht so aus, dass ich mir immer zu Beginn der Saison Ziele setze. Dann hab ich Checkpoints, an denen ich schaue, was ist der Stand, was hatte ich vor, woran liegt es, wo kann ich mich verbessern, was habe ich gut gemacht? So versuche ich mich zu orientieren und zu verbessern.

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